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Garth Brooks - No Fences

26.02.2016 - 18:16 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Ein abwechslungsreiches, gefühlvolles Meisterwerk
Capitol Nashville
Ein abwechslungsreiches, gefühlvolles Meisterwerk
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Blues, Pop, Rock im Countrygewand

Jahr: 1990

Genre: Country

Singles: Friends in Low Places, Unanswered Prayers, Two of a Kind Workin' on a Full House, The Thunder Rolls


Garth Brooks's zweites Studioalbum "No Fences" aus 1990 ist eine Arbeit von überschäumender musikalischer Qualität eines außerhalb der USA kaum beachteten Genres namens Country. Einer der größten medialen Unterschiede Amerikas und Europas, wo die meisten dortigen Hits doch auch ihre Wege in unsere Breitengrade finden. In den Verinigten Staaten ist Brooks der unter den Musikern mit den meisten Plattenverkäufen an 2. Stelle - nur geschlagen von Beatles und noch vor Elvis Presley. Bei uns kennen ihn nur vereinzelte Musikliebhaber. Wohl ist der Sound zu uramerikanisch für die deutschsprachige Kultur, dennoch geht die Musik auf "No Fences" weit über die Grenzen des Genres hinaus.

So beginnt das Album mit einem meiner liebsten Rocksongs und einen meiner liebsten Liedtexte aller Zeiten - "The Thunder Rolls". Erzählt wird vor einer dramatischen Instrumentalisierung aus düsteren Akkustik- und E-Gitarren, abgerundet durch atmosphärischen Donnergrollen, die Geschichte eines Mannes, der von einem Seitensprung durch den Sturm zurück zu seiner Frau fährt. Der Donner wird dabei sowohl metaphorisch als auch wahrhaftig eingesetzt (da Brooks' Musik komplett von YouTube gesperrt wurde, hier ein Link zu diesem fantastischen Song ), und erzeugt eine nervenaufreibende Steigerung der Ereignisse.

Es ist ein groß angelegter, theatralischer Einstieg in ein großes, wenngleich nicht unbedingt theatralisches Album. Sanft streicht Brooks' Stimme über die Gitarren, mit einem mehr als bluesigen Charme. Songs wie "This Ain't Tennessee" oder "Victim of the Game" klingen trotz ihrer stellenweise melancholischen Sprachbild und ihres ruhigen, sentimentalen Arrangements überraschend hoffnungsvoll. Es hat etwas von einem Rückblick auf vergangene Zeiten, der doch immer, egal ob diese Vergangenheit gut oder schlecht war, zu nostalgischen Tränen führt und letzten Endes versöhnlich endet.

Generell sind die Texte von Brooks geprägt von längst vergangenen Beziehungen und Begegnungen. Die auf den ersten Hörer eigentlich sehr fröhlich klingende Hitsingle "Friends in Low Places" ist eine zynische Hymne an das Ersaufen von Problemen in Alkohol nach dem Ende eines Lebensabschnittes. Brooks platzt betrunken und underdressed in die zweite Hochzeit seiner Ex, stößt auf sie an und verschwindet wieder. Hierbei legt der Musiker eine brillant sarkastische Note an den Tag, die durch seine schwungvolle Gesangsdarbietung noch untermalt wird.

Brooks ist auf dem Album sowohl als Künstler als auch als bloßer Interpret vertreten, und das relativ gleichberechtigt. Einige der Songs stammen aus seiner eigenen Feder, während er auf anderen Nummern lediglich das Mikro in die Hand nahm. Dennoch erweckt die CD einen sehr runden und ausbalancierten Eindruck, schwingt von Blues, zu traditionellem Contry, zu Pop, zu Rock - alles freilich innerhalb seines Stammgenres. Dennoch funktionieren die 11 Lieder wie ein Gesamtwerk, und egal, ob er seine selbstgeschriebenen oder von anderen Songwritern verfassen Texte in Töne verwandelt, er klingt zur Gänze authentisch, und dabei qualitativ höchstwertig.


Tracklist:

1. The Thunder Rolls

2. New Way to Fly

3. Two of a Kind, Workin' on a Full House

4. Victim of the Game

5. Friends in Low Places

6. This Ain't Tennessee

7. Wild Horses

8. Unanswered Prayers

9. Same Old Story

10. Mr. Blue

11. Wolves

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