Sodom und Gomorrha, die Städte der Sünde. Der Bibel zufolge begrub Gott diese frevelhaften Plätze unter Feuer und Schwefel. Matteo Garrone hat nun Reise in das Reich der Camorra, den Bestseller-Roman von Roberto Saviano verfilmt, der schon vor Erscheinen des Buches untertauchen musste, um nicht selbst mit einer Kugel im Kopf zu enden. Denn Reise in das Reich der Camorra handelt von der Camorra, der italienischen Mafia aus der napolitanischen Region. Neapel dient in diesem eindringlichen, vielleicht dem besten Mafiafilm seit Jahren, nicht als Schauplatz nachbarschaftlicher Spaghetti-Feste, nicht als romantisch-verklärter Ort von Italien-Liebhabern. Neapel ist dreckig und laut, hier wird gemordet, was das Zeug hält und die Polizei ist machtlos.
In fünf Episoden, die lose miteinander verknüpft sind, erzählt Matteo Garrone vom Zentrum der Macht, welches Neapel seit Jahrzehnten eingenommen hat. Die Camorra regiert alles: die Müllabfuhr, die Designermode, den Drogenhandel. Sie bestimmt, wer zum Mörder wird, wieviel Geld dne Hinterbliebenen ausbezahlt wird oder wann Kinder aufhören, Kinder zu sein. Sie ersetzt die Familie, das Sozialsystem und die Selbstbestimmung des Individuums.
Die Kritiker sind begeistert. Anke Westphal bezeichnet den Film in der Berliner Zeitung als besten und eindringlichsten Mafiafilm seit Jahren, Katja Nicodemus spricht ihm in der Zeit gar eine neue Richtung innerhalb des Genres des Mafiafilms zu. Auch Gerhard Midding situiert Reise in das Reich der Camorra in der Zeitschrift epd Film in den Kontext des Mafiafilms und ist begeistert davon, wie der Film unprätentiös Vorbilder wie der pate oder Scarface hinter sich lässt.
Seht euch den Trailer und bestimmt selbst, ob ihr Reise in das Reich der Camorra im Kino sehen werdet: