Gotham - Unser erster Eindruck

24.09.2014 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Helden, Schurken und alles dazwischen aus Gotham
Fox
Helden, Schurken und alles dazwischen aus Gotham
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In Gotham soll einmal nicht der Dunkle Ritter im Mittelpunkt stehen, sondern die Gesetzeshüter und Schurken in Batmans Heimatstadt. Wir haben uns die erste Folge der neuen DC-Serie angesehen und überlegen, ob sich das Dranbleiben lohnt.

Wer klettert so spät durch Nacht und Wind? Es ist die Catwoman, und fast noch ein Kind. Wobei die Katzendiebin am Anfang von Gotham noch nicht unter diesem Namen unterwegs ist, genaugenommen hat sie noch gar keinen Namen, und sprechen tut sie auch nicht. Gucken dafür umso mehr, und was sie auf ihrer nächtlichen Diebestour zu sehen bekommt, ist zwar jedem Batman-Freund altbekannt, lässt dem eigentlich abgebrühten Straßenkind aber erstmal den Atem stocken: In der obligatorischen finsteren Seitengasse werden nämlich Bruce Waynes Eltern bei einem Raubüberfall erschossen, und der kleine Bruce muss das Ganze ebenso mitansehen wie Selina Kyle. Im Gegensatz zur stummen Selina stößt Bruce aber sogleich einen klagenden Schmerzensschrei aus, doch das war's dann auch erstmal mit dem Fokus auf ihn, denn nicht umsonst trägt die Serie den Titel Gotham und nicht Batboy.

Helden und Schurken

Somit beweist schon in der nächsten Szene die eigentliche Hauptfigur, der in dieser Inkarnation schnurrbartlose James Gordon, im Blade Runner-Gedächtnis-Polizeirevier einen kühlen Kopf bei der Entwaffnung eines Verbrechers, was ihm sogleich den Zorn seines Kollegen Harvey Bullock einbringt. Nach guter alter Gothamer Polizeitradition hätte der es nämlich lieber gesehen, wenn Gordon den Tunichtgut flink erschossen hätte, statt ihn nur unschädlich zu machen. Dieser Konflikt zwischen Bullock, dem Freund handfester Mauschelmethoden, und dem kompromisslosen Gerechtigkeitsanhänger Gordon ist dann auch einer der roten Fäden, die sich durch die Pilotfolge von Gotham ziehen. Dabei stellt sich der eigensinnige Gordon nicht nur gegen die korrupten Kollegen vom GCPD, sondern eckt zugleich bei den Mustercops Montoya und Allen an, denn auch diese halten nicht viel von dem Neuankömmling.

Doch nicht nur die Gesetzeshüter aus der Comicvorlage tauchen einer nach dem anderen auf, auch zahlreiche zukünftige Schurken geben sich im Laufe der Ermittlungen im Mordfall Wayne die Ehre, was die Episode teils wirken lässt, als handele es sich um einen Trailer, in dem auch ja niemand vergessen werden dürfe. Wer weiß schon, ob in der zweiten Folge noch jemand zusieht. Während sich Edward Nygma, der Antworten am liebsten in Form von Rätselfragen gibt, dabei sogar in Diensten der Polizei befindet, ist der unterdrückt-sadistische Oswald Cobblepot ein Angestellter von Unterwelt-Unterchefin Fish Mooney, die extra für die Serie aus der Taufe gehoben wurde. Mooney schlägt nicht nur gern und häufig zu, sondern ist der Polizei durch Harvey Bullock auch freundschaftlich verbunden, eine Hand wäscht die andere, nur Gordon ist davon gar nicht angetan. Schließlich will er den Sündenpfuhl Gotham City trockenlegen, notfalls im Alleingang.

Während ihn sein Privatleben ins Appartement seiner Freundin Barbara führt, das mit einem beeindruckenden Panoramafenster à la Hitchcocks Cocktail für eine Leiche aufwarten kann, lotsen ihn die beruflichen Ermittlungen bald in die versiffte Wohnung eines Verdächtigen namens Pepper, dessen pflanzenliebende Tochter auf den schönen Namen Ivy hört. Doch obwohl ihr fluchtfreudiger Vater bald als Übeltäter im Falle Wayne ausgegeben wird, ist natürlich nichts, wie es scheint, und am vorläufigen Ende von Gordons Suche nach der Wahrheit steht einerseits eine beeindruckende, Augen öffnende Begegnung mit Mafiaboss Carmine Falcone („You can’t have organized crime without law and order“), der andererseits ein obligatorischer Loyalitätstest für Gordon folgt.

Pflicht und Kür

Solche altbekannten Szenen sind es dann auch, die der Gotham-Pilotepisode des öfteren den Anschein einer Pflichtaufgabe verleihen: Gordon soll sich entscheiden, auf welcher Seite er steht; zwei Charaktere verbindet eine mysteriöse Vergangenheit; am Ende steht ein Versprechen Gordons an Bruce Wayne. Aus all dem kann sich durchaus eine packende und überraschende Handlung entwickeln, genauso gut könnte all das aber auch der Auftakt für eine Serie nach Schema F sein. Die Hoffnung, dass dies nicht der Fall sein wird, knüpft sich dabei zu großen Teilen an die Schauspieler wie Ben McKenzie als James Gordon, Donal Logue als Harvey Bullock und John Doman als Carmine Falconi. Sie verwandeln ihre Charaktere auch schon in diesem frühen Stadium in Figuren, die neugierig darauf machen, wie sie sich wohl in anderen als Standard-Situationen verhalten.

Und auch die Grundidee, den bekannten Batman-Bösewichten dabei zuzusehen, wie sie sich in Erzschurken verwandeln, verspricht viel. Momentan fallen die Tunichtgute jedoch in eine von zwei Kategorien: Entweder sagen sie wie Selina Kyle und Ivy Pepper wenig bis gar nichts, oder wirken wie Oswald Cobblepot und Edward Nygma schon jetzt relativ irre. Zudem ist es auch schwer vorstellbar, dass einem der zukünftigen Superverbrecher einmal ernsthaft Ungemach droht, denn dann würde ihre Entwicklung ja recht abrupt beendet. Eine Ausnahme könnte hier der Joker bilden, für den es ja zahlreiche Kandidaten geben soll, die alle etwas anderes Joker-Haftes an sich haben sollen. In der Pilotfolge nimmt diese Position ein Stand-up-Komiker ein, der bei Fish Mooney vorspricht. Würde sich hier ein Spitzenreiter für den Posten von Batmans zukünftigem Erzfeind herauskristallisieren, und dieser dann abserviert werden, wäre die Überraschung natürlich gelungen.

Da die Mischung aus altbekannten Versatzstücken und potentiellen neuen Aspekten aber in der Pilotepisode ohne Längen serviert wird, und auch gefällig gefilmt, geschnitten und vertont ist, spricht nichts dagegen, dem Treiben in Gotham noch ein paar Folgen lang beizuwohnen, um zu sehen, ob die Geschichte vielleicht schon bald Pfade beschreiten wird, die nicht ganz so ausgetreten wirken. Dass realistische menschliche Schicksale packend mit dem Polizeialltag einer Superschurken-Metropole verwoben werden können, hat ja nicht zuletzt die Comic-Reihe Gotham Central gezeigt.

Was haltet ihr von der ersten Gotham-Folge: Wovon wollt ihr mehr, wovon weniger sehen?

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