Schnuppert Ostberliner Luft am Boxhagener Platz

04.07.2012 - 15:00 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Wer hat bloß den Fisch-Winkler ermordet? Holger im Gespräch mit Karl Wegner
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Wer hat bloß den Fisch-Winkler ermordet? Holger im Gespräch mit Karl Wegner
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Matti Geschonnecks unaufgeregte Tragikomödie Boxhagener Platz katapultiert uns zurück ins Ostberlin von 1968. Dabei begegnen wir allerlei kauzigen Figuren, von denen ihr euch heute Abend in der ARD selbst ein Bild machen könnt.

Heute Abend strahlt die ARD eine Geschichtsstunde der etwas anderen Art aus: In Boxhagener Platz wird das Milieu des Ostberliner Bezirks Friedrichshain im Jahr 1968 nachgezeichnet. Der Film lässt sich dabei irgendwo zwischen Romanze und Kriminalfilm ansiedeln. Für Regisseur Matti Geschonneck, der in unmittelbarer Nähe aufwuchs, ist es außerdem in gewisser Weise ein Heimatfilm und ein ganz persönlicher Rückblick weitgehend frei von den Stereotypen anderer DDR-Filme.

Während in West-Deutschland die Studentenrevolten der 68er toben, ist davon im Osten nur wenig zu spüren und die utopischen Staatsideale werden nicht ernsthaft in Frage gestellt. Zentrum der Geschichte ist die rüstige Oma Otti Henschel (Gudrun Ritter), die bereits einige Männer überlebt hat. Mit Karl Wegener (Michael Gwisdek) und dem so genannten Fisch-Winkler (Horst Krause) hat sie sogar schon die nächsten Verehrer an der Angel. Karl, der ehemalige Kämpfer des Spartakusbundes (einer Vereinigung marxistischer Sozialisten), und der Fischhändler, der noch mit dem Gedankengut von 1945 verwurzelt ist, buhlen gleichzeitig um ihre Gunst. Und dann ist da auch noch der 12-jährige Enkelsohn Holger (Samuel Schneider), dessen Vater Klaus-Dieter (Jürgen Vogel) Polizist ist und der vehement gegen Feinde des Systems vorgeht. Als Winkler plötzlich erschlagen wird, verstricken sich die Bewohner des Viertels in eine Kriminalgeschichte, der sich besonders Holger detektivisch widmet.

Die deutsche Tragikomödie Boxhagener Platz basiert auf dem gleichnamigen Roman von Torsten Schulz, der auch das Drehbuch schrieb und überzeugt vor allem durch seine erfrischenden, wenig klischeebeladenen Charaktere. Der Film bringt uns das Lebensgefühl des damaligen Ostberlins anhand der ‘kleinen Leute’ näher und konzentriert sich deshalb weniger auf die politische Situation, als auf private Schicksale (der alten Generation). Auch durch seine insgesamt eher anti-ostalgische Haltung unterscheidet sich Matti Geschonnecks Werk zum Beispiel von der jugendlichen und ausgelasseneren Komödie Sonnenallee.

Was: Boxhagener Platz (2010)
Wann: 20:15 Uhr
Wo: ARD

Was läuft bei euch heute im TV?

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