Hollywood und "Stupid Germans With Money"

23.11.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Hollywood und die Macht des deutschen Geldes
Hollywood/moviepilot
Hollywood und die Macht des deutschen Geldes
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Deutschland gilt unter Insidern als Schlüssel für die Finanzierung von Hollywood Filmen. Was wie eine Beleidigung klingt, muss wohl als Kompliment verstanden werden. “Stupid German Money” war einmal, heute regieren “Stupid Germans With Money” – auf Kosten der deutschen Filmvielfalt.

Deutschland besitzt den Ruf einer krisenresistenten Wirtschaftsnation. Ein Verbündeter, auf den gezählt werden kann. Sei es im In- oder Ausland. Sei es bei der Rettung der heimischen Banken, bei der Rettung kriselnder EU-Länder oder bei den jüngsten Uno-Klimaverhandlungen. Ohne die Deutschen läuft im heutigen Weltwirtschaftsgeschehen kaum etwas. Und Hollywood bildet diesbezüglich keine Ausnahme.

Kürzlich gab Mark Gill, Präsident der Millennium Film Produktion und ehemaliger Geschäftsführer von einflussreichen Produktionsfirmen wie Miramax und Warner Independent, an einer Konferenz folgendes zu Protokoll: “If you can’t sell your film to Germany, don’t bother making it.” Das geht natürlich runter wie Öl, bedeutet es schließlich, dass das deutsche Kino nicht nur für seine beispiellosen Weltkriegsdramen, Matthias Schweighöfer Komödien und Uwe Boll geschätzt wird, sondern, dass der deutsche Euro nach wie vor ein Schlüssel zur erfolgreichen Filmfinanzierung darstellt. Aber dies wäre kein Aufreger der Woche, wenn nicht irgendwo ein Haken lauern würde. Einige Produzenten und Buchhalter sind der Meinung, dass beim deutschen Publikum nur mit Komödien, Action und Kinderfilmen ein Blumentopf zu gewinnen wäre und gehen mit dieser fragwürdigen Meinung in Hollywood hausieren.

Deutsches Geld stinkt nicht
Die Gründe, die Mark Gill zu seiner Äusserung führten, sind schnell erklärt. War früher der eigene Kinomarkt der einzige, der für die Amerikaner zählte, werden heute zwei Drittel des gesamten Einspielergebnisses im amerikanischen Ausland generiert. Und Deutschland als einer der stärksten Auslandsmärkte steuert ein nicht unerhebliches Stück des Kuchens bei. Neben Gill sind sich auch andere Experten darin einig, dass China im Augenblick zwar für die größten Schlagzeilen sorge (ein Thema, was uns bereits einen Blick in die Zukunft und auch einen Aufreger wert war), aber Deutschland besonders in Angesicht der Weltwirtschaftskrise eine Schlüsselfunktion in der Finanzierung von Hollywoodprojekten zugeschrieben werden könne.

Vor der Wirtschaftskrise bestand ein Filmbudget im Schnitt zu 6 Prozent aus italienischen Geldern. Heute sind es noch 0,03 Prozent. Bei den Spaniern schrumpften die ehemaligen 4 Prozent auf 0,01. Die deutsche Wirtschaft hat sich dagegen im Vergleich zu den europäischen Nachbarn als überaus krisenresistent erwiesen. Finanzierungen aus Deutschland stemmen bis heute unverändert 10 Prozent und mehr von amerikanischen Filmbudgets. Die Zahlen setzen sich dabei aus den Pre-Sales – Verkäufen der Vertriebsrechte an ausländische Verleiher – aber auch aus den territorialen Einspielergebnissen und den Heimkinoerlösen zusammen. Insbesondere im Kino- und Heimsektor erwies sich der deutsche Markt als überaus stabil, auch Dank erheblicher 3D-Zusatzeinnahmen, die in Deutschland stärker ausfallen als in anderen Märkten (allein dafür, dass bei uns noch die 3D-Keule zieht, sollten wir uns schämen).

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