Ich, Die Fliege und klassischer Body Horror

15.03.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Seth Brundle verändert sich und wird... Brundle-Fliege!!!
Brooksfilms
Seth Brundle verändert sich und wird... Brundle-Fliege!!!
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Auch wenn David Cronenberg sich nicht gerne als Meister des Body Horror betitelt sieht, ist sein Film Die Fliege der wohl beste Beweis dafür, dass er dieses Genre mehr als beherrscht.

Ekel ist laut Definition kein angeborener Instinkt, sondern ein durch Sozialisation erworbener Affekt. Das heißt, wenn wir Ekel empfinden, folgen wir den Werten, die uns durch unsere Erziehung mitgegeben werden. Vor allem ist dies für unsere Nahrungsaufnahme von Vorteil, da wir uns so z.B. von Verdorbenem fernhalten. Ekel kann allerdings auch faszinieren. So wahrscheinlich im Fall von David Cronenberg, der in seinen Filmen mehr als einmal bewiesen hat, wie kunstvoll und abstoßend zugleich er Ekelhaftes Inszenieren kann. Ein wunderbares Beispiel hierfür ist Die Fliege von 1986. Der Film zeigt in faszinierend abstoßenden Bildern die Verwandlung eines Menschen in eine riesige Fliege. Jeff Goldblum spielte die Hauptrolle, die seine Karriere auf eine neue Ebene hob. Auch heute noch sind die Effekte des Films, vor allem was den Zerfall des menschlichen Körpers angeht, extrem eindrucksvoll. Die Fliege mag abschreckend wirken und dürfte einigen Zuschauern durchaus zu viel sein, doch wer den Film bis zum Schluss ansieht, bekommt ein Meisterwerk geboten. Weil das Werk bei Diäten helfen kann, eine faszinierend abgerundete Geschichte erzählt und David Cronenberg heute seinen 70. Geburtstag feiert, schenke ich Die Fliege (OT: The Fly) Mein Herz für Klassiker

Der exzentrische Wissenschaftler Seth Brundle (Jeff Goldblum) hat auf dem Gebiet der Teleportation einen Durchbruch geschafft. Er ist sich sicher, die letzten kleineren Fehler seiner Erfindung ausgemerzt zu haben, und wagt einen Selbstversuch. Doch dummerweise gerät bei dem Experiment eine gewöhnliche Stubenfliege in die Apparatur. Brundle beginnt langsam, sich zu verändern. Seine Freundin muss den Zerfall ihres Geliebten hilflos mit ansehen und verzweifelt zunehmend. Sie sieht, wie Seth immer mehr seine Menschlichkeit verliert und zu einer abstoßenden, gefährlichen Kreatur wird.

Warum ich Die Fliege mein Herz schenke
Genau wie Angst kann auch Ekel sehr faszinierend sein. So fand ich Horrorfilme schon immer spannend und interessant und zugleich sorgten sie lange Zeit für erschreckende Albträume. So verhält es sich auch mit dem Ekel, er stößt mich ab und zieht mich an, erschreckt und fasziniert mich. Wer Die Fliege gesehen hat, wird verstehen, was gemeint ist. Die dargestellte Verwandlung des Protagonisten ist eindrucksvoll durch das preisgekrönte Make-Up und teils so realistisch, dass es wehtut hinzusehen. Wenn Jeff Goldblum sich langsam die Fingernägel abzieht oder ihm seine Zähne nur noch lose im Mund hängen, löst das kalte Schauer beim Publikum aus. Gleichzeitig ist der Protagonist eine interessante Figur, die durch das fehlgeschlagene Experiment, ihre Versuche der Selbst-Errettung und die mentale Veränderung sehr vielschichtig wird.

Zu Beginn scheinen die Veränderungen gar nicht so schlimm zu sein, mit übermenschlicher Stärke und Bewegungsfähigkeit und überragenden sexuellen Fähigkeiten, erinnert Die Fliege zuerst an einen Superhelden-Streifen. Doch schon bald beginnt das Gesicht des Protagonisten sich Stück für Stück abzulösen und leitet somit den Zerfall seiner menschlichen Hülle ein. Doch der Ekel ist nicht das einzige, das den Film ausmacht. Die Liebesgeschichte ist in keiner Szene nervtötend. Der sich stetig verschlechternde mentale Zustand von Brundle zeigt die Besessenheit dieser Figur. Es werden die Abgründe der Neugier gezeigt, was passiert wenn, wir zu weit gehen, wenn wir zu viel wollen und uns selbst in Dingen verlieren, von denen wir meinen, sie zu verstehen.

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