Ich, Team Buddies & das beste Spiel, das ihr nicht kennt

20.10.2015 - 09:00 Uhr
Ein Team voller Kumpels
Sony Computer Entertainment
Ein Team voller Kumpels
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Team Buddies, der Fun-Shooter mit dem Worms-Humor, ist leider nur wenigen in Erinnerung geblieben. Dieser untragbare Zustand ruft mich auf den Plan, damit ich euch aufscheuchen und dazu zwingen kann, das vergessene Meisterwerk zu spielen.

Obwohl unsere "Mein Herz für Klassiker"-Reihe keinen festen Rahmen hat, bieten sich diese All Inclusive-Ausflüge in die Vergangenheit bestens dafür an, die großen Namen der Videospielgeschichte noch einmal über den eilig zusammengezimmerten Catwalk laufen zu lassen. Wie schon bei meiner Lobhudelei  über das vergessene NES-Juwel DuckTales möchte ich auch dieses Mal keinem offensichtlichen Evergreen über den Kopf streicheln, sondern lieber unangemeldet an eurer Tür klingeln, um euch das Spiel vorzustellen, das ihr damals vermutlich verpasst habt und am besten noch heute nachholen solltet.

Wisst ihr noch?

Vielleicht trügt mich ja auch mein Gefühl und ich lehne mich wie eine neugierige Großstadtoma zu weit aus dem Fenster, aber Team Buddies scheint ein Titel zu sein, der zu unrecht in Vergessenheit geraten ist. Gänzlich unbekannt ist der PlayStation-Titel aus dem Jahre 2000 natürlich nicht, dennoch gehört die comichafte Echtzeitstrategie mit dem Third Person-Einschlag nicht zu den üblichen Geheimtipps, die in den "Sag mal, kennst du noch..?"-Gesprächen auf den Tisch gepfeffert werden. Dabei sollte allein der Name des Entwickler dafür sorgen, dass wir wehmütig auf die Couch krabbeln und in das blaukarierte Kissen weinen, während wir dem Spielspaß der alten Tage nachweinen.

Das Psygnosis-Team, das eigentlich schon 2001 endete, als es in Studio Liverpool umbenannt wurde, erlag 2012 endgültig der Schließung durch Sony. Doch seit der Gründung in den 1980er Jahren war Psygnosis für Videospiele bekannt, die ein bisschen anders waren, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Von den Lemmings über Destruction Derby bis hin zu Wipeout, die Ludografie des britischen Entwicklerteams ist gefüllt mit Titeln, die eigentlich unter jedem Weihnachtsbaum lagen, am Ende dann aber doch niemand zu haben schien. Team Buddies erschien damit sowohl in den letzten Tagen der ersten PlayStation als auch den "letzten Tagen" des Studios selbst und krönte für mich persönlich eine unglaubliche spannende Laufbahn.

"Mama, wo kommen eigentlich die kleinen Waffen her?"

Das Gameplay von Team Buddies zu beschreiben ist gar nicht so einfach, obwohl das Spiel intuitiver kaum sein könnte. Wir übernehmen die Kontrolle über eine Team von vier Buddies, die ausgehend von ihrer Basis durch eine Spielwelt stromern, die an die Kinderzimmerteppiche erinnert, auf denen quietschbunte Straßenzüge und Gebäude aufgedruckt sind. Das Ziel besteht darin, sich zu bewaffnen und die Hauptquartiere der bis zu drei anderen Teams anzugreifen und zu zerstören. Doch unsere Waffen, Fahrzeuge und sogar Teammitglieder müssen wir uns zunächst selbst basteln.

Die einzige Ressource, die uns dahingehend zur Verfügung steht, sind quadratische Kisten, die in der Spielwelt verteilt sind. Diese müssen wir finden, einsammeln, zu unserer Basis tragen und dort auf der 2x2x2-Bauplattform so kombinieren und zerschlagen, dass unser gewünschtes Item erscheint. Eine einzelne Kiste steht dabei für kleinere Waffen wie der Uzi, der Shotgun oder auch dem Feuerball. Zwei nebeneinander liegende Kisten bilden dann Wurfgeschosse wie Granaten, während die vertikale Bauweise für neue Buddies sorgt. Schweres Geschütz gibt es bei vier Kisten und bei acht Kisten dürfen wir uns dann schon über Panzer und Jeeps freuen. Dieses rudimentäre Craftingsystem funktioniert aber schnell und erinnert in seiner Einfachheit an die Kombinationen aus Minecraft, nur dass es eben wirklich nur Kisten als einzige Zutat gibt.

Anstatt das folgende Chaos aber aus einer strategischen Übersichtskarte zu verfolgen, stürzen wir uns direkt in das Geschehen und lenken dabei den Anführer unserer Buddies selbst. Die Kollegen versorgen wir mit simplen Befehlen, können uns aber eigentlich auch darauf konzentrieren, eigenverantwortlich für wichtiges Arsenal zu sorgen oder alternativ ein Selbstmordkommando auf die feindliche Basis zu starten. Sobald diese nämlich zerstört ist, versagt auch die Bauplattform, was jeglichem Nachschub den Riegel vorschiebt.

Früher war nicht alles besser! (Lokaler Multiplayer aber schon..)

So verkopft diese Mechaniken aber auch klingen mögen, so wunderbar leicht begreiflich sind sie in Wirklichkeit. Schon nach wenigen Minuten ist das Konzept verinnerlicht und wir stürzen uns unbeschwert in die Schlacht, ohne die taktische Komponente dabei zu vergessen. Und weil Team Buddies ein Fun-Shooter für die erste PlayStation ist, steht natürlich der lokale Multiplayer im Vordergrund. Mit dem eigentlich viel zu unübersichtlichen Splitscreen knallen wir mit bis zu drei Freunden gleichzeitig über die Karte und erleben dabei den seltenen Moment, in der Echtzeitstrategie zur leichten Unterhaltung wird.

Zwar hat der lokale Multiplayer in den letzten Jahren ein kleines Comeback gefeiert, aber so ganz möchte ich mich mit der mageren Auswahl an Arena-Brawlern nicht zufrieden geben. Wenn sich die Indie-Szene noch einen Funken ihrer Kreativität bewahrt hat, dann gebe ich das Team Buddies-Gerüst nun offiziell zum Abschuss frei und hoffe auf verwandte Konzepte, die den besonderen Spaß des Psygnosis-Klassikers auch heute noch einmal erlebbar machen.

Ich vermisse dich.

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