Wir kennen das doch alle, zwischen den Jahren bleibt viel liegen. Oftmals liegt es da so gut, dass es gar nicht mehr aufgegriffen wird. Aber nicht mit mir! Es gibt ein Thema, das kurz vor dem Jahreswechsel für einen medialen Aufschrei gesorgt und auch bei mir Kopfschütteln hervorgerufen hat.
Ein bisschen spät, aber immer noch aktuell wird die Menschenfleischfresserei im niederländischen Fernsehen im Aufreger der Woche behandelt.
Kannibalismus im TV
Dass im Fernsehen immer stärker am Rad gedreht wird, um die Konkurrenz zu überflügeln und ins Gespräch zu kommen, ist nicht wirklich eine Neuigkeit. Dass dabei die Grenzen des guten Geschmacks immer häufiger überschritten werden, erleben wir alle leider tagtäglich. Was die Zuschauer jedoch vor ein paar Wochen auf dem niederländischen Fernsehsender BNN vorgesetzt bekamen, ist hochgradig unappetitlich und lässt hiesige Trash-Formate wie Die Wollnys – Eine schrecklich große Familie! , Berlin – Tag und Nacht oder Schwer verliebt geradezu verblassen: Die Moderatoren der Sendung Proefkonijnen (Versuchskaninchen), Valerio Zeno und Dennis Storm, ließen sich von einem Arzt jeweils ein Stück Fleisch aus dem Hintern bzw. dem Unterleib entfernen, es von einem Koch zubereiten und verspeisten dann den Happen des anderen – alles für die Wissenschaft natürlich, denn es sollte ja festgestellt werden, wie Menschenfleisch denn so schmecke.
Geschmacklosigkeit hat Tradition
Ob alles mit rechten Dingen zuging, darf bezweifelt werden. Zum einen ist dieser (öffentlich-rechtliche!) Sender dafür bekannt, für Quote alles zu machen. Vor ein paar Jahren erst wurde eine Show ausgestrahlt, in der fünf Kandidaten, die eine Spenderniere benötigten, um die einer todkranken Frau spielten. Am Ende gab es die Auflösung, alles war ein Fake. Aber auch hier hatten die Macher eine Erklärung für ihre geschmacklose Produktion parat: Die Zuschauer sollten für das Thema Organspende sensibilisiert werden und mitbekommen, wie dringend manch einer ein Transplantat benötigt. Damals wie heute sind also edle Motive ausschlaggebend gewesen, wie einem die Verantwortlichen weismachen wollen. Na sicher, und der Weihnachtsmann macht zusammen mit dem Osterhasen Urlaub auf Atlantis. Ein weiterer Grund, warum davon ausgegangen werden kann, dass kein Menschenfleisch auf dem Teller landete, ist, dass dies nach niederländischer Rechtssprechung (und nicht nur nach dieser) illegal wäre.
Nicht dabei statt mittendrin
Gehen wir also davon aus, dass das alles nur ein widerwärtiger Werbegag war, um in die Schlagzeilen zu kommen. Aber mal ehrlich: Muss das sein? Ist denn jede Strategie zulässig, um Quote zu machen? Was sagt das über die Zuschauer aus, wenn die Einschaltzahlen in die Höhe schnellen? Unter Garantie wäre das auch in Deutschland oder anderen Ländern der Fall und ist nicht auf die Niederlande beschränkt. Es sind solche bewusst auf Provokation getrimmte Sendungen, die das Fernsehen vollends an den Abgrund führen und einem dabei auch noch vorgaukeln, es würde sich um Wissenschaft handeln. So etwas ist nicht nur abartig, sondern schlicht bodenlos. Letztlich kann nur der Bürger selbst diesem Treiben Einhalt gebieten, indem er dieses Programm einfach nicht anschaut. Anstatt die Zeit mit solchem Schund zu verbringen, könnte lieber etwas Ordentliches gekocht werden.