Jahr: 1999
Genre: HipHop, Horrorcore, Comedy
Singles: -
"The Great Milenko" war 1997 nicht nur der erste größere Charterfolg für Violent J und Shaggy 2 Dope, sondern zeigte auch, dass die einstigen Trash-Rapper auch ernsthafte Themen wie häusliche Gewalt, Bigotterie, Korruption, Kommerzialisierung der Kirche, und eskalierende Alltagsfrustration in ihren Horrorcore einfließen lassen können, mal ernster und mal humoristisch. Der Nachfolger "The Amazing Jeckel Brothers" widmet sich vorwiegend einem sehr bescheuertem, makaberen Humor. In etwa so, als hätte man die Bloodhound Gang, Slim Shady und R.L. Stine in einen Topf geworfen. Die Einzelelemente haben sich aber nicht gut vermengt, sodass man hin und wieder zwischen Furz-Anzünd-Humor und alptraumhaften Horrorsongs pendelt.
Insane Clown Posse sind polarisierend und gefallen nicht jedem. Merkwürdigerweise liebt man oder hasst man sie, wobei ihre Songs konträrer kaum sein dürften und von brillanter Genrearbeit und Deppenhumor auf tiefstem Niveau gleichermaßen zehren. Beides funktioniert auf seine Art und Weise, denn Gott sei Dank lassen sich die beiden oftmals so sehr gehen, dass sie einfach drauf scheißen und blödeln wie zwei beste Kumpels am Schulhof oder um 2 Uhr Nachts auf Skype. Und diese Freude, die Shaggy und J hier an den Tag legen, überträgt sich auf den Zuschauer. Die Songs auf "The Great Milenko" waren exakt durchdacht, gewissenhaft niedergeschrieben und auf den Punkt produziert. "The Amazing Jeckel Brothers" kackt da gepflegt drauf. Man darf wetten, viele der Texte sind erst während der Aufnahme entstanden. Von "I Want my Shit", in dem Violent J darüber rappt, unsterblich zu sein bis zur sich teilweise arg unter der Gürtellinie befindende Frankenstein-Aufarbeitung "Mad Professor" - manche Tracks sollen einfach hirnlos Spaß machen, was über weite Strecken absolut voretrefflich gelingt. Ab und an versinken die Jungs aber so sehr im Schabernack, dass die musikalische Qualität des ein oder anderen Songs trotz der guten Produktion von Mike E. Clark (einer der unterbewertetsten HipHop- und Poprock-Produzenten) hinten ansteht. "Terrible" macht seinem Titel alle Ehre. Außerdem... ich weiß nicht ob der quakende Violent J und der brüllende Shaggy 2 Dope absichtlich schlecht singen, weil sie es lustig finden oder ob das wirklich das Beste ist, was sie können - in jedem Fall sollten sie es unterlassen. Oder besser werden. Das sind ein paar Momente der CD, wo es zu viel wird.
Diesen stehen aber die Stellen im Teig gegenüber, an denen sich eine große Dosis Kreativität, Atmosphäre oder zumindest Badasstum angesammelt hat. "Play with Me" erzählt von einem Phänomen, welches jeder aus seiner Kindheit kennt: man wünscht sich ein Spielzeug, spielt damit und wirft es dann in die Ecke, wenn man ein neues bekommt. Nun, dieser Song erzählt genau davon auf überaus... "creepy" Weise aus der Sicht des Spielzeugs. "Echo Side" (im Quartett mit ihren etwas reiferen Klonen Twiztid) lässt einen mit seinen gemurmelten und sehr, SEHR detaillierten Schilderungen einer grausamen und verstörenden Vorhölle (abgerundet durch einen seelenlos säuselnden Kinderchor) einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Und auf "Assassins" geben die beiden einem 80s Geto Boys-Song einen Juggalo-Anstrich. Abgefuckt, catchy und natürlich brutal - aber so ist nunmal der Horrorcore-Style.
Das Ganze macht "The Amazing Jeckel Brothers" noch nicht zu einer der besten Veröffentlichung von ICP, aber zu einer der lockersten und übermütigsten, mit ein paar "ernsthafteren" Einwürfen dazwischen. Nur sollte man kein zweites "Halls of Illusions" erwarten. Keiner der Songs hier hat die Qualität dieses Tracks.
Tracklist:
1. Intro
2. Jake Jeckel
3. Bring it On
4. I Want my Shit
5. Bitches
6. Terrible
7. I Stab People
8. Another Love Song
9. Everybody Rize
10. Play with Me
11. Jack Jeckel
12. Fuck the World
13. The Shaggy Show
14. Mad Professor
15. Assassins
16. Echo Side
17. Nothing's Left