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Interview mit Aurelio "Toni" Agliata

11.05.2017 - 16:40 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Aurelio Toni Agliata
Aurelio Agliata
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Aurelio Agliata - Ich hatte wirklich das Glück mein Hobby zum Beruf zu machen.

Aurelio "Toni" Agliata  ist ein Regisseur, der sein Publikum auf besonders cineastische Reisen schickt. Er verwebt den klassischen, handwerklichen Film, mit neuen progressiven Rhythmen und ist dabei immer auf der Suche nach dem besonderen Filmerlebnis.

Interview mit Aurelio Agliata

MW: Warum die Filmwelt? Was ist das Faszinierende einen Film zu machen für Sie?

ATA: Was mich an der Filmwelt fasziniert ist in erster Linie der kreative Prozess. Der Film an sich. Die Möglichkeit mit vielen künstlerischen Mitteln, mit echtem Handwerk und anderen Profis zusammen eine Idee Realität werden zu lassen.

Gleich welches Genre und wie real oder fantastisch ein Film ist. Jeder Film trägt eine neue Welt in sich. Eine Welt in der Charaktere eine Geschichte erzählen oder von Ihr erzählt werden. Man hat als Regisseur die Möglichkeit alle verschiedenen Elemente, die einen Film ausmachen, z.B. Drama, Bilder, Farbe, Licht, Musik, Schauspieler, Tempo, Location uvm., zu variieren. Und so zu kombinieren, dass der Film über 90, 120 oder 180 Minuten den gewünschten Impact beim Publikum hat. Das hat schon eine sehr besondere Anziehung für mich.

MW: Wir bereiten Sie sich auf die Dreharbeiten vor?

ATA: Ich bereite mich sehr gerne intensiv und lange vor. Arbeite tief am Drehbuch, mache Notizen und Skizzen für Szenen. Stelle die Musik zusammen. Bespreche genau mit dem Kameramann wie das Tempo, der Stil und die Umsetzung sein sollen.

Dann Arbeiten wir zusammen mit den Schauspielern an der Charakter-Entwicklung. Bis zu dem Punkt an dem ich sehe, dass die oder der Schauspieler/in in die Story eingetaucht sind und die Charaktere verinnerlicht haben.

Wenn es so weit ist, dass die Schauspieler in den Flow kommen und die Story tragen, dann lasse ich Ihnen freie Hand und sie können uns in emotionale Welten durch die Geschichte führen. Schauspieler sind die Farben in einem Bild ohne die man nicht malen kann. Die Vorbereitung ist die Phase, in der die Umstände für die Dreharbeiten definiert werden. Je besser man sich vorbereitet umso besser sind die Bedingungen beim den Dreharbeiten. Ein wichtiger Teil der Vorbereitung ist es auch die richtigen Profis für einen Film zu gewinnen. Die besten für gerade diesen Film.

MW: Was sind Ihre nächsten Filmprojekte?

ATA: MOONDANCER, C.L.E.A.N. und LADY EUROPA

MW: Durch das Filmprojekt "Someone dies Tonight" waren Sie in mehreren Ländern das Gesprächs Thema Nr. 1! Woran liegt das?

ATA: Someone dies Tonight“ ist ein Projekt, das viele Leute anzieht und interessiert. Was auch ein Verdienst des Produzenten Vjekoslav Katusin ist. Plötzlich standen wir in der Berichterstattung vieler Länder im Mittelpunkt. Es kommen viele Namen aus ganz Europa und auch sehr große Namen aus den USA.

Es ist schon eine Besonderheit heute in Europa Filme flexibel und ohne Grenzen zu machen. Ohne das man zum Beispiel darauf verzichten muss, die Crew oder den Cast an den Start zu bringen, die man wirklich will.

So kam es dazu das „Someone dies Tonight“ völlig von solchen Beschränkungen frei ist und Prozesse in Gang gesetzt hat die für Aufsehen sorgen. Zum Beispiel der Cast aus Hollywood. Ich glaube das ist der Grund.

MW: Wir war die Zusammenarbeit mit Herrn Katusin?

ATA: Super. Mr. Katusin ist in meinen Augen ein großes Produzenten-Talent in Europa. Die Sorte Produzent, die das Kino unbedingt wieder vermehrt braucht. Die eine Nase und Gespür für Film und Publikum haben. Ich halte sehr viel von Ihm und seiner Leidenschaft zum Film. Dabei vergessen die meisten, dass er noch sehr jung ist.

MW: Was ist Ihr Lieblingsfilm oder auch Ihr/e Lieblingsschauspieler/in?

ATA: Oh je. Das ist eine gute Frage. Aber auch eine die ich noch nie beantworten konnte. Es gibt so viele Filme und Namen die man hier nennen könnte. Ich habe wohl schon zu viele gute Filme gesehen, als das man sich auf ein Paar beschränken könnte.

Und immer wieder gibt es neue Entdeckungen, auch von alten Filmen, die ich noch nicht gesehen hatte. Manchmal frage ich mich was passiert wäre wenn Marlon Brando gemeinsam mit Stanley Kubrick einen Film gemacht hätten. Oder Robert De Niro mit Akira Kurosawa. Oder Julia Roberts mit Rainer Fassbinder.

MW: Was machen Sie neben Ihrer anspruchsvollen Berufstätigkeit? Welche Hobbys haben Sie?

ATA: Ich bin eigentlich immer am arbeiten. Am vorbereiten, schneiden oder schreiben. Alles was ich mache hat irgendwie immer mit dem Film zu tun.

Es macht mich nicht müde, sondern gibt mir noch mehr Energie. Wenn ich gerade keine Lust zu schreiben habe, dann suche ich Musik für einen Film. Ich habe eine große Vinyl-Platten-Sammlung. Dann interessiere ich mich auch sehr für die Oper und für das Theater. Oper, Theater und Film sind Geschwister und die eine Form kann von den anderen sehr viel lernen. Gerade weil man so viel lernen muss und erst einmal Erfahrung sammeln muss, die in keinem Buch steht.

Filme machen ist ein sehr komplexes Handwerk. Auch muss man lernen wie überhaupt diese ganze Industrie funktioniert. Das geht nicht einfach so in 4 oder 5 Jahren. Da braucht man schon sehr viel Ausdauer, Herz und Geduld.

Ich hatte wirklich das Glück mein Hobby zum Beruf zu machen.

MW: Welches Zitat inspiriert Sie?

ATA: „Der Visionär ist der echte Realist“ von Federico Fellini.

Ich glaube sehr daran, dass es an der Vorstellungskraft eines Jeden von uns liegt, was die eigene Realität ist. Alles ist möglich, wenn man es für möglich hält. Besonders im Kino.

Wenn ich neue Filmschaffende in wichtigen kreativen Positionen treffe, dann achte ich immer erst darauf, ob sie offen sind für Neues oder ob sie schon festgefahren sind. Wenn das Zweite der Fall ist, dann versuche ich die Zusammenarbeit zu meiden. Nicht aus menschlichen Gründen, denn ich habe die besten Leute beim Film kennen gelernt und viele Freunde gewonnen. Aber ich meide sie, weil es dann schwer ist dem Film echtes Leben einzuhauchen.

Das heißt nicht, dass man immer einer Meinung sein muss. Sondern das man sich gegenseitig inspiriert und gemeinsam zaubert. Es muss diese besondere Energie entstehen. Das spürt das Publikum dann auch auf der Leinwand, ob ein Film nur funktioniert oder ob er lebt.

Aber ehrlich gesagt hatte ich immer Glück mit meinen Leuten.

MW: Was ist ein absolutes Fashion-No-Go für Sie?

ATA: Gibt es nicht wirklich.

Vielen Dank für das tolle und große Interview. Michael Wald



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