Interview mit Stefan Gubser zu Nur ein Sommer

12.03.2009 - 12:00 Uhr
Stefan Gubser in Nur ein Sommer
Filmlichter
Stefan Gubser in Nur ein Sommer
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Stefan Gubser aus Nur im Sommer zur Sehnsucht nach Urtümlichkeit und das Käsemachen.

Der Schweizer Schauspieler Stefan Gubser, bekannt als Schweizer Kommissar Reto Flückiger im Konstanzer Tatort, spricht anlässlich des Filmstarts zu Nur ein Sommer von Tamara Staudt über seine Rolle als Daniel, den schweigsamen Käsemeister, welcher in Eva – gespielt von Anna Loos – tiefe Gefühle weckt.

Nur ein Sommer hat im Juni 2008 den Publikumspreis beim “Festival des deutschen Films” gewonnen. Sie haben den Film vor Ort vorgestellt. Was für Reaktionen der Zuschauer kamen Ihnen entgegen? Was hat das Publikum beeindruckt?
Viele waren von der Landschaft beeindruckt, in die diese Geschichte sehr schön eingebettet ist. Dieses Zurück zur Natur, das eine gewisse Sehnsucht auslöst, nach Urtümlichkeit. Weit weg sein, vom alltäglichen Stress der Stadt. Ich habe das ja selbst bei den Dreharbeiten sehr genossen, sechs Wochen auf einem Berg zu sein, 2200m über all der Hektik und dem Stress, der unten im Tal irgendwo in den Städten passiert. Wir hatten ja kaum Handy-Empfang da oben. Und es hat sehr gut getan, mal nicht ständig erreichbar zu sein.

Klingt, als ob Sie sich problemlos auch länger in die Einöde zurückziehen könnten?
Das habe ich auch schon getan. Fast ein Jahr lang habe ich Brasilien in der Pampa gelebt, ohne Strom und fließend Wasser. Ich ziehe mich gern ins so genannte primitive Leben zurück, wo man auf sich selbst zurückgeworfen ist. Für mich ist das eine sehr privilegierte Situation.

Wenn man es freiwillig macht, sicher. Aber wie ist das etwa bei Bergbauern, wie Daniel im Film, die sozusagen beruflich ein halbes Jahr in der Einöde leben?
Ich bin eine Woche, bevor die Dreharbeiten begannen, auf die Alm in die Hütte gefahren. Wir haben ja in einer echten Senn-Hütte gedreht, wo im Sommer gekäst wird. Eine Woche lang habe ich mit dem Besitzer, Walter Schmocker, gelebt. Schmocker verdient mit dem Käse den Unterhalt für sich und seine Familie. Er verbringt tatsächlich ein halbes Jahr ganz allein auf der Alm und sieht seine Frau und seine drei Kinder währenddessen nur sehr selten, weil die ja ein ganz normales Leben mit Arbeit und Schule im Dorf leben. In dieser Woche habe ich schon einen guten Einblick in so ein Leben bekommen und in die Kunst des Käsemachens.

Konnten Sie auch charakterlich ein bisschen was von Schmocker abgucken? War er so introvertiert und schroff wie der Senn, den Sie darstellen?
Introvertiert auf jeden Fall. Schroff würde ich nicht sagen, was vielleicht daran liegt, dass er ja im Herbst und Winter seine Familie um sich hat. Aber man hat ihm schon ein bisschen angemerkt, dass er es durchaus gewohnt ist, mit sich allein zu sein. Ich glaube auch, dass ihm dieses bunte Filmteam, das da plötzlich in seine ruhige Welt platzte, nicht ganz geheuer war. Nach und nach genoss er den Rummel aber schon, nicht zuletzt, weil sein Rat immer sehr gefragt war.

Im Film geht es auf der schweizerischen Alp recht international zu: Eva, die Melkerin, kommt aus Deutschland, Mehmet, der Kuhhirte, ist Mazedonier. Suchen die schweizer Bergbauern tatsächlich im Ausland nach Arbeitern und Helfern?
Ja, das ist wirklich so. Offenbar sind wenige Schweizer bereit, sich dieser völligen Abgeschiedenheit auszusetzen. Und die Arbeit ist zudem sehr hart. Im Ausland finden sich wohl mehr Menschen, die bereit sind, das auf sich zu nehmen. Allerdings dreht sich der Wind in der letzten Zeit wieder etwas. In den letzten Jahren gibt es auch immer mehr Schweizer, die nicht nur ihren Urlaub lieber im Inland verbringen und bergsteigen, sondern auch für eine ganze Saison dableiben und helfen. Dieses zurück-zur-Natur-Gefühl macht sich immer mehr bemerkbar.

Und wie nah ist Ihnen selbst die Natur Ihrer Heimat?
Sehr. Ich bin begeisterter Bergsteiger und Wanderer. Es gibt allerdings eines, das mir immer einen Heidenrespekt abgerungen hat: Kühe. Ein bisschen nervös war ich also schon, als ich auf die Alp musste, zu Schmocker und den Kühen. Aber das hatte sich innerhalb von drei Tagen total gelegt. Schmocker ist so selbstverständlich mit den Tieren umgegangen, hat mir gezeigt, wie man melkt. Danach war dann mein Respekt weg. Im Laufe der Zeit hab ich mich sogar getraut, eine Kuh einfach wegzuschubsen, wenn sie blöd im Weg stand. Für mich persönlich war das schon eine wichtige Erfahrung.

Sie sind also um einige Erkenntnisse reicher nach dem Dreh wieder ins Tal abgestiegen?
Auf jeden Fall. Ich könnte problemlos eine Kuh melken und im Zweifel sogar meinen eigenen Käse machen. Das war ja überhaupt das außergewöhnlichste an dieser Arbeit, dass wir alle nach ein paar Monaten von Schmocker ein Stück von dem Käse geschickt bekamen, den wir selbst da oben fabriziert hatten. Das war toll!

Quelle: Mit Material von Filmlichter

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