James Stewart zum 100.

20.05.2008 - 08:00 Uhr
James Stewart und Donna Reed in Ist das Leben nicht schön?
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James Stewart und Donna Reed in Ist das Leben nicht schön?
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Der edelste aller Amerikaner, der Schauspieler James Stewart wäre heute 100 Jahre alt geworden.

Wenn ich an James Stewart denke, fallen mir Adjektive ein wie glaubwürdig, aufrichtig und wahrhaftig. Heute wäre der US-Darsteller 100 Jahre alt geworden und seine Schauspielkunst stand seiner Popularität in nichts nach. Diese ergab sich aus seinem Habitus, nie mehr sein zu wollen als seine Helden und ihnen immer genau jenes Quantum Normalität beizugeben, bei dem der Zuschauer den Eindruck hat, sich in der gleichen Situation genauso entscheiden zu können. Nie wirkte er entrückt, vielmehr war er immer irgendwie der nette Junge von Nebenan, ganz irdisch und nah, bodenständig und in manchen Dingen etwas bieder.

Der großgewachsene, schlaksige Schauspieler begann Mitte der 1930er Jahre bei MGM, wurde da noch wahllos in Komödien, Musicals und Melodramen eingesetzt. Erst Frank Capra entdeckte sein wahres Talent. In Mr. Smith geht nach Washington (1939) tauchte erstmals der smarte, liebenswerte James Stewart auf, der ganz selbstverständlich einfache und beständige Werte vertrat. Er wirkte anständig, sauber und tugendhaft, Charakterfestigkeit und Tatkraft waren ebenfalls Eigenschaften, die viele seiner Figuren auszeichneten. In dem Kult-Weihnachtsfilm Ist das Leben nicht schön (1946) verkörperte er Familienvater George Bailey, der zu Weihnachten Selbstmord begehen will. Ihm erscheint ein Engel, der ihm eine Welt zeigt, wie sie sich entwickelt hätte, wenn er nicht geboren worden wäre.

Er hat uns wunderbare Darstellungen geliefert, etwa an der Seite von Cary Grant und Katharine Hepburn in Die Nacht vor der Hochzeit (1940), in den sich die drei scharfsinnige Dialoge liefern und er seinen ersten Oscar als Bester Nebendarsteller erhält. Alfred Hitchcock macht sich seinen Image-Wandel nach dem Zweiten Weltkrieg zu Nutze: Nun spielt er häufiger gebrochene Helden. In Cocktail für eine Leiche (1948) überführt er Studenten eines Mordes, in Das Fenster zum Hof (1954) kommt er einem Mord auf die Spur und in Der Mann, der zuviel wußte (1956) steht er vor einem Dilemma, Informationen über ein geplantes Attentat am britischen Premierminister nicht weitergeben zu können, weil sein Sohn in der Gewalt der Attentäter ist. Im Klassiker Vertigo (1958) mimt er den Ex-Polizeibeamten John “Scottie” Ferguson, der wegen Höhenangst aus dem Polizeidienst ausscheidet, und sich als Opfer für ein groß angelegtes Täuschungsmanöver geradezu anbietet.

Regisseur Anthony Mann wiederum besetzt ihn in Western- und Abenteuer-Filmen. Außerdem porträtiert er während seiner mehr als 40 Jahre währenden Schauspielkarriere mehrfach historische Persönlichkeiten. Er gibt unter anderem den berühmten Baseballspieler Monty Stratton in The Stratton Story (1949). In der Filmbiographie Die Glenn Miller Story zeigt er, dass er singen und tanzen kann. Er spielt den Flugpionier Charles A. Lindbergh und unter der Regie von John Ford in dem Klassiker Der Mann, der Liberty Valance erschoß (1961) den Senator Stoddard, der Liberty Valance zwar nicht erschossen hat, der aber mit dieser Lebenslüge ganz gut leben kann. Fazit des Films ist die Erkenntnis, dass Amerika der selbstfabrizierten Legende mehr traut als der Wahrheit.

Bei James Stewart war scheinbar alles wahr, auf der Leinwand und im realen Leben. Nie würde er einen Mörder spielen, meinte einmal Alfred Hitchcock. 1985 erhielt er unter tosenden Beifall der American Academy den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Und heute feiert seine Heimatstadt Indiana zu seinen Ehren eine rauschende Fest. Ich schau mir einen seiner alten Filme an …

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