Einen deutschen Gangsterfilm gibt es nicht gerade häufig im Fernsehen zu sehen. Nicht nur deshalb, sondern auch wegen der Hauptdarsteller lohnt sich 12 Winter in der Regie von Thomas Stiller, der heute Abend im Ersten um 21.00 Uhr ausgestrahlt wird.
Ende 1985 sitzt in der JVA Rheinbach der verurteilte Bankräuber Mike Roth (Jürgen Vogel) ein. Vor ihm liegt noch eine Haftstrafe von gut fünf Jahren. Dass seine Freundin Katrin (Elisabeth Baulitz) bei einem Besuch mit ihm Schluss macht, trifft ihn hart. Aufgefangen wird Mike von seinen Knastkollegen Alex Greif (Thomas Darchinger) und Klaus Starck (Axel Prahl), mit denen ihn schon bald eine echte Männerfreundschaft verbindet. Roth muss noch eine Zeit lang einsitzen, während Greif und Starck bereits draußen wieder ihrer kriminellen Laufbahn nachgehen. 1990 kommt auch für Mike Roth der Tag der Entlassung. Zurück in der Freiheit, trifft er den untergetauchten Klaus Starck, der zusammen mit Alex Greif unter die Bankräuber gegangen ist. Er schließt sich Starck und Greif an …
Für Peter Zander in der Welt ist es reiner Zufall, dass der Film über Banküberfälle pünktlich zur Bankenkrise ins Fernsehen kommt. Der Regisseur jedenfalls “inszeniert das Ganze wie einen lakonischen Spätwestern, noch so ein Genre, das im deutschen Film ein Fremdkörper bleibt. Eine Ballade, ein Abgesang um zwei Outlaws als letzte ihrer Art. Die noch nach alter Manier mit Waffen die Bank stürmen und doch den Wandel der Zeit nicht aufhalten können. Als sie eines Abends eine Bank überfallen wollen, die sie Monate lang ausspioniert haben, finden sie nur noch einen einzigen, einsamen Bankautomaten im Foyer. Hier wird die Dienstleistung wegrationalisiert, da werden die Sicherheitsmaßnahmen drastisch erweitert – und Coups wie die ihren haben keine Zukunft mehr.”
So gar nichts von den actiongeladenen US-Filmen hat dieser TV-Film, meint Andreas Böhme im Westen. “Ruhig, manchmal schon melancholisch schildert er in wechselnden Perspektiven ein Katz- und Mausspiel zwischen zwei cleveren Verbrechern und ihren nie aufgebenden Fahndern. Dabei kann sich Regisseur Stiller auf ein hochkarätiges Ensemble stützen, das er allerdings auch hervorragend führt und von allen überflüssigen Dialogen befreit. Vor allem Axel Prahl scheint der Part des nach biederen Starck, der mit Wurststulle und Thermoskanne zum Überfall fährt auf den Leib geschrieben. Nicht minder überzeugend wirkt Jürgen Vogel als wortkarger kleiner Lebemann Roth, der seinen Anteil an der Beute zwischen zwei Rauben mit beiden Händen ausgibt.”
Gleiches bescheinigt Jürgen Thomann in der Frankfurter Rundschau dem Film: “Fürs Authentische sind Jürgen Vogel und Axel Prahl eine naheliegende Besetzung. Beide bringen schon rein physiognomisch reichlich street credibility mit und wirken, wenn sie wie zum Anfang des Films innerhalb der Mauern einer Strafanstalt auftreten, nicht wie nachträglich ins Bild montiert.”
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