Julia Jentsch ist eine moderne Effi Briest

10.02.2009 - 10:00 Uhr
Julia Jentsch
Constantin Film
Julia Jentsch
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NEWS» Regisseurin Hermine Huntgeburth berichtet, warum Julia Jentsch die optimale Besetzung ist.

Zur Besetzung: War Julia Jentsch als Effi für Sie sofort offensichtlich?
Ja, für mich war sehr schnell klar, dass Julia Jentsch das spielen muss. Die Qualität und vor allem die Klarheit von Julia Jentsch s Spiel machen sie zur absolut idealen Effi Briest. Was Effi ausmacht, ist eine gewisse Ehrlichkeit, etwas Unverstelltes. Sie tut und kann nur tun, was sie empfindet. Sie ist ein Mensch, der sich nicht verstellen kann. Julia Jentsch trägt den Film mit soviel Kraft und Liebreiz, dass sie für mich die ideale Besetzung ist.

Etwas überraschender war da die Besetzung von Sebastian Koch, der dem deutschen Publikum ja eher als gutaussehender Sympathieträger bekannt ist.
Für mich war es immer ein Problem, wenn Innstetten nur als verknöcherter Bürokrat dargestellt wird, der eigentlich völlig unattraktiv und komplett langweilig ist. Da ist es ja kein Wunder, wenn sich ein junges Mädchen von ihm trennt und eigene Wege geht! Es ist wichtig zu zeigen, dass sie sich nicht wegen äußerer Umstände von ihm trennt, sondern dass es wirklich etwas mit der Beziehung zu tun hat. Ich finde, dass Innstetten ein sehr komplizierter Charakter ist. Er hat eine Tiefe, er hat ein Geheimnis, er hat etwas, was man entdecken muss. Er sehnt sich ja auch nach dem Aufbrechen seiner eigenen Strukturen, kommt dann aber doch nicht damit zurecht, als Effi sein Leben durcheinanderwirbelt. Er ist also ein Mann, der in sich schon eine große Ambivalenz hat und da ist es wichtig, durch die Besetzung eine Spannung zu erzeugen.

Auch Misel Maticevic ist im deutschen Kino noch eine eher unkonventionelle Wahl. Wie kamen Sie auf ihn als Crampas?
Ich fand es wichtig, neben Sebastian Koch eine starke Figur zu haben und das ist er. Zudem wollte ich jemanden, der eine gewisse Leichtfüßigkeit hat. Er sieht gut aus und ich finde, er hat eine positive Ausstrahlung. Man sollte sich vorstellen können, dass es einfach Spaß macht, mit ihm zusammen zu sein. Und abgesehen davon ist Misel Maticevic auch ein sehr guter Schauspieler. Also, für mich lag er auf der Hand…

Eine sehr interessante Konstellation ist auch das Paar Juliane Köhler und Thomas Thieme als Effis Eltern. Juliane Köhler ist eigentlich noch recht jung, gerade in der Rolle als Effis Mutter…
Man muss sich Innstetten und die Mutter Briest als ein Paar vorstellen können, weil sie eins waren und im Grunde ihres Herzens auch geblieben sind. Letztendlich ist das ja auch eine ganz interessante Perfidie dieser Geschichte, dass die Mutter ihre eigene Tochter an den Liebhaber verheiratet. Deshalb brauchte die Figur der Mutter Briest einerseits eine Strenge, aber andererseits auch eine gewisse Weichheit. Diese Vielfältigkeit hat Juliane Köhler und diese Doppelbödigkeit gefällt mir sehr gut an ihr. Thomas Thieme habe ich schon lange als Schauspieler bewundert und abgesehen davon, dass es großen Spaß macht mit ihm zu arbeiten, hat er mit seiner Menschlichkeit und seiner Wärme diesem Herr von Briest eine Tiefe gegeben, die ich ganz toll finde. Gleichzeitig hat aber auch die Verkommenheit und Feigheit der Figur zum Ausdruck gebracht.

Quelle: Mit Material von Constantin

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