Julia Jentsch über ihre Effi Briest

10.02.2009 - 08:45 Uhr
Julia Jentsch
Constantin Film
Julia Jentsch
0
0
NEWS» Schauspielerin Julia Jentsch beantwortet Fragen zur Neuverfilmung von Effi Briest.

Können Sie sich noch erinnern, wann Sie Effi Briest zum ersten Mal gelesen haben?
Das muss in der Mitte der Oberstufe gewesen sein – ich erinnere mich auf jeden Fall, dass ich das Buch sehr gerne gelesen habe. Ich fand die Geschichte spannend und bin da richtig eingetaucht. In erster Linie ist mir natürlich Effis Schicksal nahe gegangen, aber faszinierend fand ich auch, dass alle Menschen, die in dem Roman vorkommen, eine gewisse Widersprüchlichkeit haben – und ihre Gefühle auch zum Ausdruck bringen. Dadurch hatte der Stoff für mich etwas ganz aktuelles! Es geht letztlich um ganz zeitlose Emotionen und Konflikte, die heute genauso gut stattfinden könnten.

Was genau hat Sie an Effis Schicksal berührt?
Am Anfang der Geschichte befindet sich Effi gerade am Übergang vom Kind zur Frau. In ihr erwachen die ersten Liebesempfindungen, aber gleichzeitig spielt sie noch mit ihren Freundinnen – und dann findet sie sich plötzlich in einer Ehe mit einem Mann wieder, den sie vorher nicht kannte, der um einiges älter ist und dann auch noch ein ganz spezielles Verhältnis zu ihrer Mutter hat. Effi befindet sich plötzlich in einer Welt, mit der sie gar nichts anfangen kann und die ihr Angst macht. Zum einen ist diese Angst natürlich durch die äußeren Umstände bedingt, eine fremde Stadt, ein Haus, in dem es spukt… aber der meiste Spuk und die meiste Angst entsteht durch die Gefühlskälte, die ihr entgegenschlägt.

Wie würden Sie Baron von Innstetten beschreiben?
Innstetten ist ein Mensch, dessen Liebe und dessen Sehnsüchte enttäuscht wurden und der es nie geschafft hat, über diese Enttäuschung hinwegzukommen. Eigentlich also auch eine sehr traurige Figur. Gleichzeitig ist er jedoch Karrierist und man fragt sich, wie es wohl dazu gekommen ist. Ist dieser Ehrgeiz vielleicht aus einer Enttäuschung auf einer anderen, persönlichen Ebene entstanden? Effis Mutter, die er sehr geliebt hat, entschied sich damals gegen ihn, den kleinen Gardeoffizier, und für die Ehe mit jemandem, der viel Geld hatte und der für sie sorgen konnte. Nun sucht Innstetten nach etwas, das Effi ihm überhaupt nicht geben kann. Und Effi sieht in ihm nur einen Mann, der nicht in der Lage ist, ihr Liebe oder Zärtlichkeit entgegenzubringen.

Und Major Crampas? Ist er für sie ein typischer romantischer Held?
Ja, es umweht ihn schon ein Hauch von Romantik! Crampas steht für Freiheit, für die Erfüllung von Sehnsüchten, für Liebe – auch wenn Effi im Nachhinein erkennt, dass sie ihn nicht richtig liebt. Aber er ist für sie da und sie hat das erste Mal das Gefühl, dass sich jemand für sie interessiert, dass jemand ihr Zuneigung entgegenbringt. Wie alle Charaktere hat natürlich auch Crampas mehrere Seiten: Effi ist ja nicht die erste verheiratete Frau, für die er sich interessiert. Und seine Frau zuhause scheint er ja völlig zu vernachlässigen… Auch er ist eben eine Person, die noch auf der Suche ist und ihre Erfüllung noch nicht gefunden hat. Und das ist das Spannende bei allen Figuren: Sie sind alle eingebunden in die gesellschaftlichen Ordnungen und Verhältnisse. Sie alle sind von anderen Menschen umgeben – und gleichzeitig auch einsam und alleine.

Wie war es, sich in dieser historischen Optik zu bewegen, zum Beispiel in den Kleidern?
Da kann ich nur sagen ‘Chapeau!’ vor der Arbeit von Kostümbildnerin Lucie Bates und ihren Schneiderinnen. Historische Kostüme vorzubereiten stellt ja hohe Anforderungen. Das Kostüm Department hat wirklich Tag und Nacht gesessen und genäht – und eng mit uns Schauspielern zusammen gearbeitet. Es gab immer wieder Anproben und Lucie Bates hat nicht mit der Arbeit aufgehört, bevor alles optisch stimmte und sie gesehen hat, dass die Schauspieler sich in dem Kostüm mit der nötigen Freiheit und dem nötigen Wohlgefühl bewegen.

Was war das Besondere an der Zusammenarbeit mit Regisseurin Hermine Huntgeburth?
Für mich ist ihre Art Regie zu führen etwas ganz neues gewesen – und dadurch auch sehr spannend. Manchmal ist Hermine ganz von dem zurückgetreten, was vor der Kamera passierte und hat der Situation einfach ihren Lauf gelassen – dabei ist eine ganz intensive Atmosphäre entstanden. Gleichzeitig hat sie aber immer sehr genau hingeschaut und darauf geachtet, dass die Motive, die sie haben will, auch tatsächlich so drin sind.

Quelle: Mit Material von Constantin

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News