Jahr: 2013 [Download]
Genre: HipHop, Comedy
Singles: 11. September
So, es ist ja fast schon obligatorisch, als YouTube-Star sein eigenes Album auf den Markt zu hauen. Dass diese Idee ausgerechnet den nicht gerade für seine sensible Wortwahl bekannten Julien Sewering, alias JuliensBlog, reizt, überrascht daher wenig, bietet ihm ein eigenes Musikalbum doch alles, was er braucht, um seinen Humor verbreiten zu können, kompakt verpackt auf 11 Beats, einem Skit und jeweils einem Intro und Outro. Die schlechte Nachricht: JuliensBlog ist nicht Slim Shady. Seine provokanten Frauenobjektifizierungsfantasien werden nie Kult werden und auch nie auf ein einhellig positives Feedback stoßen. Die gute Nachricht - und es graut mich fast, es zu sagen: JuliensBlog ist zumindest rein technisch einer der besseren deutschen Rapper, von Conscious Rap abgesehen. Was die Form angeht, ist Julien nicht nur Amateurklasse. Ich glaube, keinem anderen deutschen YouTube-Star hab ich das Musikmachen so gut abgekauft. Was dennoch nichts über die zu jeder Zeit im höchsten Ausmaß provokativen Texte aussagt.
Kennt ihr den Song "Karate Chop (Remix)" von Future feat. Lil Wayne? Darin rappt Wayne die Zeile "Beat that pussy up like Emmett Till" und hat damit quasi alle 3 großen Faktoren in einem, die Schockrap ausmachen (außer der heißgeliebten Homophobie, Gott sei Dank ist Wayne aber doch einer der offeneren Rapper): Objektifizierung von Frauen, pietätlose Behandlung sensibler Themen (wer nicht weiß, wer Emmett Till ist, was hierzulande durchaus Mal vorkommen kann) und gerade auf halbem Weg zu Google ist - Kotztüten bereitzuhalten empfinde ich als wunderbare Idee) und eine Kombo aus Gewalt und Sex. Stellt euch diese Zeile repräsentativ für ein ganzes Rapalbum, welches nahezu jede Zeile eine derartige Line zu bieten hat, und ihr habt in groben Zügen "ANALyse". Was rede ich da, wer sich ein Album wie dieses herunterlädt, der kennt Julien und weiß auch, was ihn erwartet. Und ich werde bei diesem Werk nicht gendern, Frauen haben nach dem Intro ohnehin bereits abgeschalten.
Tatsächlich wirkt Juliens Humor besser, wenn er in Rapmusik auftritt. Zwar bleibt er gewollt grenzwertig, vulgär und verabscheuungswürdig, durch eine Vielzahl an Binnenreimen, Vergleichen und einem schnellen Flow werden sie allerdings um einiges pointierter. Julien weiß, wie Punchlines funktionieren und macht von diesem Wissen oft genug Gebrauch, um hier und da Fans von In-die-Fresse-Aussagen zu stimulieren. Und ja, überraschenderweise lachte ich auch kopfschüttelnd an einigen Stellen - was ich von seinen Videos selten behaupten kann. Der Unterschied liegt in der Umsetzung der kontroversen Statements, denn teilweise erinnern Juliens Gemeinheiten an Battlerap. Auf Koks. Während sich der Rapper vor dem Spiegel einen runterholt.
Die "Opfer" von Juliens Humor sind so dermaßen breitgestreut und stellen so vieke Arten von Minderheiten und von der politischen Korrektheit beschützten Gruppen dar, dass wohl nur Julien selbst seinen Anforderungen entspricht. Wer da immer noch daran zweifelt, dass er für seinen hypergrenzwertigen Humor nur in eine Rolle schlüpft, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Eine klare Struktur oder gar etwas Abstraktes wie Tiefgründigkeit ist nicht zu erwarten. Stattdessen werden Frauen geschlagen, weil die Nutten, wie Julien sie liebevoll nennt, einfach nicht kochen wollen. Davor säuft er sich aber noch ins Koma, plant Anschläge auf gewisse Einrichtung und versteht mich einfach nicht. Sind diese Themen an und für sich lustig? Nein, gar nicht. Bin ich blöd und vorpubertär genug, um ab und an ein "Höhöhö er hat Schwanz gesagt?" abzulassen. Mexikanerverbrechen. Ach ne sorry, Indertat. Hurensöhne. Haha. Ha... haha?
Tracklist:
1. Intro
2. ANALyse
3. Whack
4. Banana Bang
5. Bordsteinschwalbe
6. Chamela
7. Chamela [Skit]
8. Frauen schlagen
9. Schmink Boss
10. Thainutten Blues
11. 11. September
12. Gib ihm
13. Julien for President
14. Outro