Länge zählt nicht - Die Oberhausener Kurzfilmtage

29.04.2010 - 11:30 Uhr
Das weltweit älteste Kurzfilmfestival in Oberhausen startet am 29. April seine diesjährige Ausgabe. Das Festival zeigt Filme, die durch ihre zeitliche Kürze ganz besondere inhaltliche Würze offenbaren.

Für viele jüngere Filmemacher sind Kurzfilme nur ein notwendiges Experimentierfeld auf dem Weg zu abendfüllenden Spielfilmen. Die Oberhausener Kurzfilmtage beweisen seit 1954, dass der Kurzfilm als eigene kreative Form in der großen Filmwelt existieren kann. Werke aller Genres finden ihr Publikum in der Stadt im Ruhrpott.

Nur ein Gegenstück?
Ein Kurzfilm definiert sich ganz nüchtern als Gegenstück zum Langfilm. Die Längenangaben variieren zwischen 5 und 7 Minuten als Minimum und 30 bis 40 Minuten als Maximum. Kurzfilme waren bis in die 1970er Jahre Vorfilme für die langen Hauptfilme im Kino. Der sogenannte “Kulturfilm” trennte viele Jahrzehnte im Kino die Wochenschau vom Hauptfilm. Erst allmählich emanzipierte sich die Gattung Kurzfilm. Sie bietet heute besondere Ausdrucksmöglichkeiten, die in Langfilmen so nicht möglich wären. Vor dem Film im Kino stehen heute nur Trailer und Werbung, doch seit kurzer Zeit können Zuschauer in besonderen Kinos eine Renaissance des Kurzfilms erleben. Der Oscar 1990 für den Kurzfilm Balance der deutschen Filmemacher Christoph und Wolfgang Lauenstein zeigt auch die Bedeutung des Kurzfilms für internationale Wettbewerbe.

Die Kurzfilmtage im Überblick
Das Oberhausener Festival wollte Hilfestellungen für die Macher der Kulturfilme geben, die damals rein didaktische Aufgaben hatten. Diese erste inhaltliche Ausrichtung besteht bis heute, anstatt Glamour und Show steht die kritische Auseinandersetzung mit der Arbeit auf dem Kalender des Festivals. Fünf Jahre später schon, im Jahre 1959, benannten die Verantwortlichen die “Kulturfilmtage” in Kurzfilmtage um. Wie die Berlinale im damaligen West-Berlin boten sie auch Filmemachern aus Osteuropa und der DDR eine Plattform, was sehr ungewöhnlich und nicht unumstritten gewesen ist. Ende der 1960er Jahre wandten sich die Kurzfilmtage dann immer mehr den künstlerischen Aspekten der Gattung zu, da die wirtschaftliche Bedeutung geringer wurde. Oberhausen war ein Zentrum des sozialen Umbruchs dieser Zeit. Dieser Fokus, der eben nicht den wirtschaftlichen Nutzen in den Mittelpunkt rückt, macht die Oberhausener Kurzfilmtage zu etwas besonderem, dem sie bis heute treu geblieben sind. Junge Filmemacher definierten hier auch immer mehr ihre Gattung. Die zeitlich jüngere Bedeutung des Festivals zeigt sich etwa durch die Anerkennung von Musikvideos als eigener Gattung. Oberhausen bietet ohne das Ambiente einer großen Medienstadt großes Filmfieber und hält die Gattung des Kurzfilmes jung.

Die Highlights in diesem Jahr
Wie bei jedem Filmfestival existieren in Oberhausen mehrere Sektionen, darunter ein Filmmarkt. Im Wettbewerb werden mehrere Preise vergeben. Die Sektion Thema bündelt Arbeiten zu einem speziellen Inhalt, in den Profilen werden ausgewählte Künstler mit ihren Werken porträtiert. Das Thema in diesem Jahr lautet: “Vom Meeresgrund. Das Experiment Film 1898 bis 1918”. Es zeigt, dass der frühe Film ein Meer an Kurzfilmen im heutigen Sinne gewesen ist.

In den einzelnen Sparten sind mehrere Dutzend Filme zu sehen. Viele der größten Filmemacher stellten einst in Oberhausen ihre allerersten Arbeiten vor, so dass die Filmwelt hier das erste Mal ihren Namen hörte. Dazu gehören auch Roman Polanski und Wim Wenders. Somit ist es nicht verwunderlich, dass das Programm aus Arbeiten noch unbekannter Nachwuchsregisseure besteht und es an schiere Unmöglichkeit grenzt, eine Auswahl an besonderen Kurzfilme des Programms hier aufzulisten. Besucht doch am besten selbst die Hompepage der Kurzfilmtage, um die Titel und Namen der Regisseure zu erfahren.

Den Trailer zum diesjährigen Festival gibt es hier:

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