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Lass' gut sein, Malick.

05.10.2016 - 21:41 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Allaccess
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Eine kurze Hymne auf diesen angetrunkenen Mann da oben, der als Pirat unschuldigen Bürgern ihre Freizeit klaut und dafür auch noch Geld bekommt.

Oh, Malick. Du ausgewiefter Hund! Ich weiß ganz genau, was du dir bei "To the Wonder" oder "Knight of Cups" gedacht hast: Nichts. Und auch hast du geohfft, keiner würde es merken, aber ich bin dir auf die Schliche gekommen! Du bist tatsächlich der einzige Regisseur, dessen Filme mich gleichermaßen anöden wie das DDR-Fotoalbum meiner Tante und trotzdem genug Involviertheit erzeugen, mich ordentlich echauffieren zu können. Dafür erstmal danke. Dennoch fühle ich in meinem Inneren nicht den kleinsten Keim Motivation, dir zu erklären, warum deine Filme alle scheiße sind und das ist schon bemerkenswert. Irgendwie muss ich den über die Jahre angefressenen Frust aber auch irgendwo ablassen, also verzeihe mir diesen kurzen Kommentar. Er mag vielleicht nichtssagend sein, aber dann kommunizieren wir wenigstens auf gleicher Wellenlänge.

Von allen Regisseuren hättest du bestimmt am wenigsten erwartet, dass man dich hasst. Schließlich ist doch Hass etwas, das du, seit du den Weg der Gnade gehst, erfolgreich überwunden hast. Du möchtest mich bestimmt fragen "where does this great evil come from?", und ich möchte dir auch eine Antwort geben: Du erzählst nicht so sanft wie deine ständigen Voice-Over. In jedem einzelnen deiner Filme wird einem deine naive Weltsicht, die nur aus Glaube, Liebe und Natur besteht, so dermaßen übertrieben in alle Körperöffnungen gestopft, dass die oft herausgewühlte Phrase, diese filmischen Unfälle seien mehr als Erfahrung denn als Film zu deuten, als Entschuldigung gerade zu lächerlich scheint. Denn es ist nicht nur so, dass deine Filme ein bisschen anders sind. Sie sind - und verkneife mir den kleinen Lacher ob der Ironie - Teufelswerk. Unnachgiebig säuseln deine Protagonisten ständig von einer Liebe, die uns liebt, von einem Weg der Gnade, den wir alle gehen müssen, während sie mit einem Baum kuscheln, mit der Handfläche über ein Kornfeld streichen oder in Zeitlupe gen Sonnenuntergang schaukeln. Ich kann es nicht mehr hören, ich will es nicht mehr sehen. Deine Filme erinnern in ihrem ermüdenden und gebetsmühlenartigen Wiederholen der immer gleichen Thematiken um Gott und die Welt einem Einstandsritual religiös fanatischer Sekten. Und tatsächlich züngeln deine Weisheiten nicht selten an gefährlicher Eindimensionalität. Wie oft hast du uns nun schon erzählt, Liebe wäre der einzige Antrieb, aus dem Gutes und Glück entsteht? Vermutlich schon 3 mal. Pro Stunde pro Film.

The only way to be happy is to love. Unless you love, your life will flash by.

Wäre das nicht grauenhaft? Ist es tatsächlich die Kraft der Liebe, die uns antreibt, Maschinen zu entwickeln und den Weltraum zu erkunden? Gibt es denn wirklich nichts anderes, das uns glücklich macht? Und sowieso: Macht das alle Sportler zu Narzissten? Lieben kann auch ein Hund, Menschsein bedeutet mehr. Wofür haben Generationen von Wissenschaftlern über Experimenten gebrütet und Theorien entwickelt? Aus Liebe? Zu wem? Ihren Frauen, also jenen Ballasten, die in deinen Filmen mal nackt, mal angezogen für die Kamera schön sein dürfen und ansonsten das Schauspielen meistens den Männern überlassen? Oder noch besser: Gott? Wenn sie nicht aus Liebe gehandelt haben, müssen sie in der Manifestation ihres Pioniergeistes, also dem Erschließen neuer Gedankenwelten, anscheinend sehr unglücklich gewesen sein. Gut, dass ich das jetzt weiß. Dann höre ich am besten gleich auf zu denken und fange an, nur noch meinem Herzen zu folgen. Denn mein Glück, das bisher nicht zwangsläufig aus der Liebe resultierte, muss eine Illusion gewesen sein. Und keine Sorge, ich weiß, wie sehr du möchtest, dass ich diese (deine) Überzeugung auch an alle meine Bekannten weiter trage. Schließlich gibst du dir schon seit 40 Jahren die größte Mühe, nicht von diesen Thematiken abzuweichen - auf Kosten der Kreativität. Ein sehr edelmütiges Opfer, das du da bringst! Mache dir also keine Sorgen, ich werde dein Wort predigen. Indianerehrenwort.

Oder doch nicht: Dein ständiges Gelaber von Vergebung, Umarmungen und Liebe, die wie ein Fluss in uns entspringt, lässt einem aber auch irgendwann das Blut kochen, du wirst das sicher verstehen. Unweigerlich muss man bei deinen Filmen an einen Hund denken, der in seiner Verzweiflung aggressiv nach seinem Herrchen schnappt, weil er zu viel und zu intensiv gestreichelt wird. Mein lieber Malick, dieses lange braune Zeug von weicher Konsistenz, was du Lubezki da aus dem kleinen Loch der Kamera pressen lässt, macht aggressiv wie nichts anderes und jedes Mal, wenn ich erneut stundenlang von der endlosen Gnade in Gottes Liebe und unseren seelischen Tugenden gehört habe, bin ich dem Mörder in mir ein kleines Stück näher gekommen. Ich habe langsam wirklich Angst davor, was deine Filme mit mir machen. Wenn ich noch eine dieser unendlich langen Aneinanderreihungen philosophischer Redundanzen ertragen muss, brauche ich womöglich tatsächlich mal ein Ventil für die ganze angestaute Wut, die mir deine konstant passiv-aggressiven Streicheleinheiten beschert haben. Lass mich doch jetzt endlich mal in Ruhe. Ich mag nicht mehr! Mein Gehirn ist schon ganz wund und weich gestreichelt. Ein großer Teil hat sich beim Konsumieren deiner letzten Würste vermutlich sogar schon verflüssigt.

Also, mein Herzblatt. Die spirituellen Parfüm-Werbungen, die du Filme nennst, nerven mindestens genau so sehr wie die nicht ermüdenden Lobgesänge auf die unkreative und immer gleiche Audiovisualtät. Sie sind nichts weiter als gehaltlose Mantras, deren ebenfalls immer gleichen Inhalt du erbarmungslos repetitiv auf uns arme Filmliebhaber hinab predigst. Wir wollen deine Abziehbild-Figuren nicht mehr sehen, wie sie schaukeln, im Off esoterische Binsenweisheiten vor sich hin säuseln, im Gras herumtollen, sich auf oberflächliche Art verlieben und ihr Zahnpasta-Grinsen hinter seidenen Vorhängen Lubezki eifrig und aufdringlich entgegen strecken. Deine Filme sind oberflächlicher und dümmer als alles, was du an uns Menschen in ihnen ständig anprangerst. Merkst du es nicht selbst? Kein anderer Regisseur redet in seinen Werken so viel von Emotionen, erweckt aber gleichzeitig keine. Deine Filme sind so kalt wie eine Hundeschnauze (3x Hund untergebracht: Bingo!). Aber anscheinend hältst du uns für noch dümmer und nichtiger als dich selbst, da du dich - wie bereits erwähnt - seit etwa 40 Jahren nun schon ständig wiederholst. Man möchte es fast als filmisches Stottern bezeichnen. Du trittst auf der Stelle und wir möchten endlich weiter gehen, lässt sich das denn wirklich nicht vereinigen? Ich denke, wir haben verstanden, was du uns sagen möchtest. Aber bitte, sei in Zukunft doch einfach still und verschone uns mit deinen Banalitäten. Tue es den Figuren in deinen braunen und dampfenden Filmwürsten gleich: Verschwinde in irgendwelche Sphären und nimm uns nicht mit. Dort kannst du dir dann bis in alle Ewigkeit selbst zuhören beim Reden.

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