Wenn sich Stan (Gary Oldman) eine Pille einwirft und die Augen verdreht, kann man den kranken Geist fast wie Tentakel aus seinem Kopf wachsen sehen. Im Auftrag der Drogenfahndung (DEA) drückt er die eitrigen Pickel der Drogenmafia aus und ist doch selbst der ekelhafteste von allen. Er tut es stilvoll, gar elegant, wobei er sich mit der lächerlichen Affinität zu klassischer Musik offensichtlich vom übrigen Gesocks abzuheben meint. Als er die Familie der 12 Jahre jungen Mathilda (Natalie Portman) tötet, tut er ihr damit beinahe einen Gefallen.
Die Verhältnisse in denen sie lebt sind stumpf und lieblos. Der Vater ist gewalttätig und triebgesteuert, seine Frau eine aufgetakelte Prostituierte, deren Tochter wohl bald in ihre Fußstapfen getreten wäre. Der Tod ihres 4-jährigen Bruders hingegen ist für Mathilda der Tod der Unschuld und der Geborgenheit. Sie selbst entkommt nur zufällig dem Massaker des DEA. Ihr Nachbar Léon (Jean Reno), ein quasi-autistischer, analphabetischer Auftragskiller der italienischen Mafia, nimmt sie widerwillig bei sich auf. Von nun an leben die beiden in Symbiose. Sie lehrt ihn lesen und schreiben, er macht sie nach ihrem Willen zur Cleaner-Schülerin.
Es ist der Beginn einer gemeinsamen Lebens in New York City, das dreckig und staubig-braun dem bling-bling Antlitz der heutigen Zeit vorausgeht. Es ist eine Geschichte, die kein klischeehaftes Happy-End haben kann, es nicht haben darf und doch im Moment größter Ausweglosigkeit, als Léon und Mathilda von einer Armee von Kampftruppen umstellt werden und sich trennen müssen, genau dieses Bild der Liebe zum einzig wahren werden lässt: „Du wirst mich nicht verlieren Mathilda, du hast mir gezeigt wie schön das Leben ist. Ich möchte mein Leben genießen, in einem Bett schlafen, eine Familie haben. Du wirst nie mehr allein sein Mathilda.“
Der Film hat keine Auszeichnungen oder Nominierungen nötig und keinen Anspruch auf Identifizierung mit den Charakteren. Er bietet keine Erklärung oder Analyse von menschlichen Abgründen. Die Dialoge könnten platt sein und das Lolita-Tabu noch überzeichneter gebrochen werden, Léon – Der Profi bleibt in meinen Augen der beste Film aller Zeiten.
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