Der Berlinale Talent Campus ist ein Forum, dass den jungen Filminteressierten und vor allem Filmemachern einen Einblick in das komplizierte Gestrüpp der Filmwelt bietet. Experten aus den verschiedensten Richtung geben Einblick in ihren Alltag, ihr Leben und ihre Arbeit. Gestern wurde bei Pencils, Puppets and Pixels das Thema Hand-Made-Animation besprochen.
Die Experten im Gespräch
Ben Gibson, der Leiter der London Film School, befragte als Moderator drei unterschiedliche Talente aus dem Bereich des Animationsfilms: die Norwegerin Anita Killi, Mait Laas aus Estland und Merlin Crossingham von Aardman aus England. Alle drei sind Vertreter verschiedener Ideen und Bereiche der Hand-Made-Animation.
Anita Killi baute ihre Familienfarm in ein Animationsstudio um und gründete Trollfilm AS. Sie arbeitet meist alleine an ihren Filmen, holt sich nur hier und da etwas Unterstützung. Sie erzählte beim Talent Campus von ihrem Film Angry Man, der den Adult’s Jury Award beim Chicago International Children’s Film Festival gewonnen hat. Der Film erzählt eine Geschichte von häuslicher Gewalt, aus der Sicht des Kindes. Anita Killi drückt mit dem Film auf wunderbar schmerzhafte Art ihre Meinung darüber aus, dass häusliche Gewalt kein Geheimnis sein sollte. Das Timing einer Performance ist für sie eine der größten Herausforderungen. Doch sie beweist in Angry Man ihr Talent für präzise gewählte Stille und das perfektionierte Zögern der Figuren. Um diesen 20-Minütigen Film herzustellen, brauchte Anita Killi 6 Jahre und sie brachte in der Zeit 2 Kinder zur Welt. Der wohl beeindruckendste Satz der Norwegerin war, dass es schöner ist arm zu sein, aber dafür etwas zu tun, das wirklich wichtig ist.
Mait Laas ist ein Autodidakt, so wie fast alle bei nukufilm. Mait Laas berichtete von Leuten aus den verschiedensten Berufsgebieten, die sich zur Animation hingezogen fühlten und nun bei nukufilm arbeiten. Sie haben Experten in den verschiedenen Gebieten, in der Altersspanne von 18 bis 60 Jahren. Gerade das findet Mait Laas gut, denn so erforschen sie den jungen und alten Blick auf ein Thema und eine Emotion. Er erklärte dem Publikum, dass eine Gruppe von Animationskünstlern wie eine Rockband sein muss. Sie müssen zusammen essen, schlafen und vor allem arbeiten. Über die Rolle des Regisseurs bei einem solchen Projekt sagte Mait Laas, er müsse ein Papst sein. Er müsse alle davon überzeugen, an das Projekt zu glauben. Die Animateure sind für ihn Schauspieler, Magier und Wissenschaftler in einem.
Merlin Crossingham übernahm die Regieposition bei der berühmten englischen Firma Aardman, die für die Wallace & Gromit-Filme verantwortlich sind. Er bot vor allem einen Einblick in die Welt der animierten Langfilme und bezeichnete dabei ihren ersten Film Chicken Run – Hennen rennen als Lernkurve. Er erklärte, wie ein großes Budget auch eine gewisse Verpflichtung mit sich bringt. Dadurch gehe eine Menge Kontrolle über die kreativen Entscheidungen an die Produzenten. Auch er vergleicht Animationskünstler gern mit Schauspielern. Es gebe den richtigen Animateur für jede Szene und so werden sie gecastet.
Alle drei Experten gaben einige wichtige Weisheiten von sich, die sich nicht nur zukünftige Animationskünstler an ihre Wände schreiben sollten. Pencils, Puppets and Pixels legte den Schwerpunkt vor allem auf die Puppenanimation, doch die Informationen und Lehren beziehen sich auf die gesamte kreative Branche. Die Notwendigkeit von Überzeugung und Glaube ans Projekt ist allgemein übertragbar. Die Veranstaltung war eine lustige, inspirierende Erfahrung, die hoffentlich vielen interessierten den richtigen Weg aufgezeigt hat.