Lesben-Drama ohne Kanten: I Can't Think Straight

16.04.2009 - 14:00 Uhr
I Can't Think Straight
Pro-Fun Media
I Can't Think Straight
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I Can’t Think Straight enttäuscht in seiner naiven Gradlinigkeit.

Tala weiß es schon länger, Leyla erkennt es erst: Sie beide sind lesbisch. Während jedoch Tala (Lisa Ray) in der jordanischen Oberschicht von einer Hochzeit zur nächsten rennt und dabei doch wieder jeden Mann vor dem Altar stehen lässt, stets verängstigt vor einem Coming-Out und den Konsequenzen, geht Leyla (Sheetal Sheth) mutiger an Ihr Geständnis: In einem Kurzurlaub in Cambridge kommen sich die beiden Frauen näher und verlieben sich ineinander. Für Tala soll es mehr auch nicht sein, zu groß ist ihre Angst vor der jordanischen Gesellschaft und ihrer Familie. Leyla jedoch will mehr: Sie gesteht ihren Eltern, dass sie lesbisch ist.

- Wer hat Dir das angetan?
- Ich bin nicht krank, nur lesbisch. So wie braunhaarig.
- Erst geht du nicht mehr in die Moschee, und jetzt lebst Du in Sünde.
- Es ist keine Sünde! Ich hab nichts Unrechtes gemacht und ich will Dich nicht anlügen.
- Es ist eine Riesensünde!
- Wer sagt das?
- Gott!
- Welcher Gott? Ich akzeptiere das nicht!
- Dann wirst Du in der Hölle verbrennen!

Geradeaus denken oder nicht: I Can’t Think Straight gehört nicht ins Kino. Und das liegt nicht am Thema, das aufgrund der kulturellen Begebenheiten sicherlich in der einen oder anderen Ecke der Welt ein Stück Brisanz wecken dürfte, nein, das liegt nicht einmal an einem Mangel an schönen Bildern, schönen Frauen, schönen Männern, schönen Häusern oder schönen Landschaften. Es liegt an der Geschichte, die aufgrund ihrer Leichtigkeit und Naivität dem eigenen Thema nicht gerecht wird. Sie plätschert so vor sich hin, gewinnt niemals wirklich an Fahrt und ist in ihrer feigen Art, gesellschaftliche Konventionen nicht (!) zu entblößen geradezu ärgerlich. Der oben zitierte Dialog ist der emotionale Höhepunkt des Films. Regisseurin und Autorin Shamim Sarif weigert sich partout, ihren Protagonistinnen kluge Worte in den Mund zu legen, lässt sie dafür bei jeder Gelegenheit jedoch aussehen, als wären sie einer TV-Soap entsprungen.

Sehr deutlich sind auch die Anlehnungen an The L-Word zu erkennen, einer inzwischen abgesetzten US-TV-Serie um eine Gruppe von erfolgreichen und schönen Lesben und ihren Alltagsproblemen. Nicht nur das Filmposter suggeriert in der Farbgebung eine Ähnlichkeit, auch das Setting scheint direkt übernommen worden zu sein. Das war es aber im Grunde genommen auch schon mit der Ähnlichkeit, denn beide Formate gehen mit dem Thema unterschiedlich um: I Can’t Think Straight konzentriert sich auf das Coming-Out. The L-Word konzentriert sich auf das Leben als Homosexuelle, mit all den kleinen Problemen, die Heterosexuelle auch haben. Während The L-Word das sehr gekonnt macht und mit zum größten Teil auch wirklich guten Drehbüchern aufwarten kann, scheitert I Can’t Think Straight schon an der Prämisse: Die Figuren scheinen in einem Vakuum zu agieren, der Zuschauer sieht kaum etwas von den Reaktionen der Umgebung, die Soap-Dramaturgie und das Überhand nehmende Gefühl, einen Film über reiche Frauen, die Tennis und Polo spielen, zu schauen, erstickt jeden Versuch, die Story ernst zu nehmen, im Keim.

I Can’t Think Straight ist ein strikt geradeaus gedrehter Film ohne Ecken und Kanten und in dieser Form höchstens als romantische Komödie wirklich genießbar.

Ab dem 16. April in ausgewählten Kinos.

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