Long Trailer short - Der Amis neueste Kinoflausen

01.02.2014 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Long Trailer short - Der Amis neueste Kinoflausen
MPAA/moviepilot
Long Trailer short - Der Amis neueste Kinoflausen
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Die NATO weiß, was die Kinogänger von heute brauchen und erließ einige neue Richtlinien. Trailer sollen nicht länger als zwei Minuten sein, frühestens fünf Monate vor Kinostart gezeigt werden und generell am besten gar nichts vom Film preisgeben. Spoiler und so …

Die National Association of Theater Owners (kurz: NATO) ließ vor wenigen Tagen eine Bombe platzen in Form von neuen Richtlinien: Trailer dürfen nicht zu lang sein, nicht zu früh ins Kino kommen, keine interaktive Inhalten enthalten und einiges mehr. Was auf den ersten Blick irritiert, hat durchaus seine Bewandtnis, aber eben nur auf den Ersten. Ein Aufreger der Woche über einige etwas fehlgeleitete Amerikaner und deren neuen Kinogebote.

Die neun Kinogebote
Angedroht wurden die Richtlinien bereits letzten Sommer, aber die National Association of Theater Owners ließen sich bei der Ausformulierung ihrer neun Gebote Zeit. Diese besagen:

- Du sollst keine Trailer zeigen, die länger sind als zwei Minuten!
- Du sollst keine Trailer zu Filmen zeigen, deren Kinostarts mehr als fünf Monate in der Zukunft liegen!
- Du sollst abseits von Trailern keine Bewegtbilder von Filmen zeigen, deren Kinostarts mehr als vier Monate in der Zukunft liegen!
- Du darfst von den genannten drei Punkten pro Jahr zwei Ausnahmen machen, aber diese Trailer dürfen wiederum nicht länger als drei Minuten dauern!
- Du sollst über Behind the Scenes-Material oder Extended Trailer individuell verhandeln!
- Du sollst die Trailer dem Hauptfilm angemessen auswählen!
- Trailer sollen keine Marken oder Hinweise von Drittanbietern enthalten!
- Trailer sollen den Zuschauer nicht auffordern, das Mobiltelefon oder interaktive Inhalte zu nutzen!
- Du sollst diese Regeln ehren, spätesten ab dem 1. Oktober 2014!

Nach eigener Aussage will die NATO mit den neuen Richtlinien den Kinobetreibern mehr Kontrolle darüber geben, wie Hollywood ihre Filme in den Kinos der Betreiber vermarktet. Außerdem wollen sie damit der in den USA (scheinbar) weit verbreiteten Verärgerung über zu lange und zu spoilernde Trailer entgegenkommen. Entstanden sein sollen die Richtlinien in Zusammenarbeit mit den Studios, mit denen die NATO sich zu Gesprächen traf. Was diese aber nicht davon abhält, mit Nachdruck zu betonen, dass ihrer Meinung nach zweieinhalb Minuten für einen Trailer – die aktuelle Norm bei US-Kinotrailern – nicht zu viel seien. Wie sollten sie auch etwas anderes behaupten, neben TV-Spots gehören Kinotrailern auch in Zeiten des Internets zu ihren stärksten Marketingwerkzeugen.

Die Wahrheit über Trailer
Und ganz unrecht haben sie nicht. Ein Trailer mit drei Minuten Länge und mehr macht vielleicht bei einem Film wie Der Hobbit: Smaugs Einöde Sinn – auch wenn ich behaupten möchte, dass bereits in den Hobbit-Trailern die erdrückende Überlänge der finalen Filme heraus zu spüren ist. Doch die Taktik, jeden Blockbuster mit überlangen Marketingvehikeln zu befeuern, in der verzweifelten Hoffnung mit mehr Szenen, mehr Effekten und mehr whatever mehr Interesse zu schüren, hinkt bedenklich. Aber bringe mal einem amerikanischen Studioboss bei, dass “Size doesn’t matter” nicht bloß eine Phrase ist…

Aber! Auch wenn die Studios gern und häufig über die Stränge schlagen, so sind und bleiben Trailer eine Kunstform für sich – allen Marketingtricks zum Trotz. Mehr noch: Sie sind seit Dekaden ein Teil unserer Filmjunkie-Kultur und lassen sich nicht bloß über ihre Länge definieren. Trailer machen Spaß. Den Nervenkitzel, den die ersten Bewegtbilder zu einem lange erwarteten Film bieten, gehören zu unserem täglichen Cineasten-Freuden. Und diesen Genuss wollen sie nun beschneiden? Aus Spoilergründen?

Ich bin nun wirklich einer der ersten, der bei potentieller Spoilergefahr die Ohren zwischen die Knie klemmt und laut den Imperial March zu summen beginnt. Aber wie oft passiert es, dass ein Trailer elementare Spoiler enthält? Spoiler in der Größenordnung von Psycho, The Sixth Sense oder Die üblichen Verdächtigen? Zumindest mir hat es während meiner Cineasten-Laufbahn noch kein Trailer geschafft, mir den Spaß zu verderben. Im Gegensatz zu Bekannten, Kollegen und/oder in der Bahn lauthals schreiende Fremden. Passend dazu verfasste Mr Vincent Vega erst vor wenigen Tagen einen Einspruch gegen die Spoilerhysterie. Eine Grundsatzdebatte, die vermutlich nie aus der Mode kommt, wie die Amerikaner erneut bestätigen.

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