Lucifer - Unser erster Eindruck im Pilot-Check

15.07.2016 - 20:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Lucifer bricht gelangweilt aus der Hölle aus, um ein irdisches Leben als Barbesitzer in L.A. zu führen - und als teuflischer Informant dem LAPD bei der Verbrecherjagd zu helfen. Wie's war, lest ihr im Pilot-Check.

Update 15.07.2016: Der Lucifer-Pilot-Check wurde zum Serienstart in den USA am 25.01.2016 beim Sender Fox geschrieben. Nun ist Lucifer auch in Deutschland zu sehen: Die 1. Staffel der Horrorserie ist ab heute bei Amazon Prime verfügbar. Wir wünschen viel Grusel mit Lucifer und seinen satanischen Gelüsten.

Das Böse in Menschengestalt übte schon immer eine Faszination auf Hollywoods Serienmacher aus. Nicht zuletzt war es der Antiheld, der das umjubelte "goldene Zeitalter des Fernsehens" mitbegründete und stets begleitete. Ob Dexter Morgan, Walter White oder Hannibal Lecter - wir lieben es, sie zu hassen. Doch wo immer es bergauf geht, gibt es auch irgendwann einen Gipfel. Und der - so könnten wir argumentieren - ist schon in Sichtweite. In der TV-Saison 2015/16 blicken wir auf eine inflationäre Schwemme von charmanten Fieslingen im Fernsehen. Preacher, Damien, South of Hell und Lucifer sind die jüngsten Serien, deren Protagonisten die Floskel "innere Dämonen" nur allzu wörtlich nehmen und sich wahlweise von solchen bewohnen lassen oder selbst welche sind. In Lucifer stürzt sich der gleichnamige Satanssohn (Tom Ellis) gelangweilt von seinem Job als Folterer verlorener Seelen ins Leben in Los Angeles (Stadt der Engel. Symbolik, get it?) und hilft der LAPD beim Bestrafen von Kriminellen.

"I can't read people's minds. I'm not a Jedi."

Der Charakter Lucifer Morningstar basiert auf Neil Gaimans gleichnamiger Figur aus den Sandman-Comics. In einem späteren Spin-off unter dem DC Imprint Vertigo bekam er sogar seine eigenen Abenteuer. Mit der FOX-Serie schafft er nun den Sprung ins Fernsehen. Tom Ellis' Lucifer ist ein selbstgefälliger, wenn auch charmanter und eloquenter Womanizer, der es vermag, versteckte Sehnsüchte in den Menschen zu Tage zu fördern. So kommt er mit Hilfe seiner Engels ... ähm ... Teufelszunge nicht nur um einen Strafzettel herum, sondern presst während der Folge zahlreiche Geständnisse aus Menschen heraus, an denen sich jeder irdische Polizist die Zähne ausbeißen würde. Je komplexer der Mensch vor ihm, desto schwieriger wird es jedoch, die Begierden hervorzulocken. Auftritt: Chloe Dancer (Lauren German). Die LAPD-Beamtin ist die erste Frau, die sich Lucifer weder sofort an den Hals wirft noch ihm peinliche Geständnisse macht. Sein Interesse ist geweckt.

Als Rahmenhandlung, um die Charaktere einzuführen und Lucifers Kräfte zu demonstrieren, muss dann leider ein recht generischer Krimiplot herhalten. Das Hollywood-Starlet Delilah (Annalynne McCord) wird auf offener Straße erschossen. Lucifer, der sie einst durch seine teuflischen Kräfte berühmt gemacht hat, fühlt sich verantwortlich und beginnt auf eigene Faust, ihren Mörder zu suchen. Im Grunde platzt Lucifer immer wieder in neue Partys - reale und metaphorische - herein, erzwingt Geheim- und Geständnisse und macht sich auf zum nächsten Schauplatz. Was zu Beginn noch witzig ist, wird irgendwann ermüdend und offenbart auch das größte Problem des Piloten. Lucifer - die Serie - scheint auf dem Humorlevel eines pubertären 14-Jährigen festzustecken. Nichts gegen den gelegentlichen Witz unter der Gürtellinie. Aber wenn Lucifer als Motivation, einen Ort zu betreten, der Hintern einer Frau reicht und jeder weitere weiblicher Charakter ein dümmliches Flittchen ist, nur um Chloe noch besonderer zu machen, habe ich eigentlich genug gesehen.

"You saved my live because I'm interesting?"

Während sich Lucifer routiniert von Delilahs Plattenboss/Ex-Verlobtem über ihren rappenden Ex-Freund und schließlich Schauspiel-Kollegen wieder zurück zu ihrem Boss durchhangelt, ist der einzige Lichtblick die Dynamik zwischen ihm und Detective Chloe Dance. Die Schablone des ewig zankenden, sich aber eigentlich doch mögenden Cop-Paars (siehe Rick Castle und Kate Beckett aus Castle oder Alec Hardy und Ellie Miller aus Broadchurch) funktioniert immer noch einfach zu gut. Casting: 100 Punkte.

Chloe: 'How long have I been out?'
Lucifer: 'Three years.'
Chloe: 'What?!'
Lucifer: [grinst]
Chloe: 'You're such an ass'

Wohin sich die Serie nach dem Piloten entwickelt, ist allerdings nicht gleich erkennbar. Bekommen wir in den nächsten Folgen ein Crime-Procedural vorgesetzt, in dem es zwischen den beiden Buddy-Cops so lange knistert, bis sich Lucifer auf Erden reingewaschen hat? Oder denken sich die Autoren etwas Originelleres aus, was über die Blaupause der Pilotfolge hinausgeht - immerhin ist Californication-Schöpfer Tom Kapinos am Werk. Zu wünschen wäre Letzteres, da es auch Zwischentöne gibt, die auf eine interessante Entwicklung schließen lassen.

So verlangsamt sich an mehreren Stellen plötzlich die Zeit und Amenadiel (D.B. Woodside), ein geflügelter Erzengel, taucht auf, um den Abtrünnigen wieder zurück in die Hölle zu verfrachten. Seine Warnungen, dass "Vater" nicht mehr lange barmherzig zugucken wird, quittiert Lucifer noch mit einem sarkastischen Spruch. Er scheint gefangen zwischen menschlicher Güte und sadistischer Schadenfreude. Ich nehme es ihm ab, wenn er sich väterlich an Starlet Delilah wendet und ihr rät, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Und es hat etwas merkwürdig Liebenswertes, wenn er versucht, sich gegen die Zuneigung von Chloes Tochter zu wehren. Andererseits begegnet er den restlichen Menschen mit einer Art süffisanter Geringschätzung. Das macht zwar zu einem Großteil den Charme der Serie aus, besser haben wir es aber auch auch schon von David Tennant in Marvel's Jessica Jones gesehen. So pendelt die Serie zwischen unterhaltsamer Charakterdynamik, langatmiger Krimiprozedur und unterschwelliger Mythologie, die sich erst noch entfalten muss. Entscheidend ist, wie Lucifer von hier weitermacht, der Teufel steckt eben im Detail.

Wie fandet ihr die Pilotfolge zu Lucifer?

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