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Marvel – oder: High-Budget The Asylum

18.05.2016 - 15:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Die Avengers gegen einen Sharknado
Disney/Syfy/The Asylum
Die Avengers gegen einen Sharknado
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Seit Jahren überschwämmt Marvel (bzw. Disney) die Filmwelt mit seinen Superhelden. Jeder dieser Filme wird von unzähligen Kinobesuchern gesehen und von vielen als die besten Filme überhaupt gefeiert. Jedoch: es ist nicht alles Gold was glänzt. Es folgt ein Vergleich zwischen dem Marvel und The Asylum.

Drei Filme in der Top 10 der Einspielergebnisse weltweit (stand 06.04.2016) stammen aus dem MCU (Marvel's The Avengers auf Platz fünf, Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron auf der Platz sieben und Iron Man 3 auf der Platz zehn). Nun gut, dass diese Zahlen nichts darüber aussagen, ob ein Film gut ist oder nicht, sollte ja jedem klar sein. Jedoch ist ein Film auch schnell sehr gut bewertet, wenn Marvel drauf steht, obwohl er eigentlich nicht besser ist, als andere, deutlich schlechter bewertete Filme. In gewisser Hinsicht ist Marvel nichts anderes als The Asylum mit viel Geld.

Für die (glücklichen) Unwissenden unter euch: The Asylum ist eine Produktionsfirma aus Amerika, die sich auf Lowest-Budget-Trash spezialisiert haben. Dabei kamen Filme wie Sharknado - Genug gesagt!, Princess of Mars, 2-Headed Shark Attack , 18 Year Old Virgin uvm. heraus. Dazu kommen noch eine Menge Mockbuster wie Krieg der Welten 3 - Die Invasion hat längst begonnen und Ähnliche. Also kurz zusammengefasst: Billige Trash-Filme der eher schlechten Art.

Doch wie kommt jetzt dieser Vergleich einer billigen und schlechten Trash-Firma mit dem „Halbgott“ Marvel zustande. Ganz einfach: Marvel-Filme sind zwar qualitativ hochwertiger und setzen auf namenhafte Schauspieler wie Robert Downey Jr., trotzdem wirken sie größtenteils herz- und inhaltslos. Jedes Jahr werden ein bis drei neue Filme oder Serien(staffeln) auf den Markt geworfen. Es handelt sich schlicht um Fließbandware. Im Vergleich zu The Asylum zwar um weniger (Output von TA seit 1999 über 150 Filme/Serien), dennoch sind die Motive sehr ähnliche. Profitgier. An sich ja nichts sonderlich verwerfliches – jeder muss ja irgendwie seine Brötchen beim Bäcker bezahlen – aber die Art und Weise, wie Marvel versucht immer mehr aus ihren Filmen herauszuholen ist nicht schön.

Oneliner, die lustig sein sollen, meistens aber einfach nur noch peinlich und unter der Gürtellinie sind, Publikumslieblinge (z.B. der oben erwähnte R. Downey Jr.) und Einheitslook für den Wiedererkennungswert. Den Regisseuren bleibt wenig bis gar kein Spielraum, sich selbst zu verwirklichen. Egal ob Joss Whedon, Anthony Russo oder sonst irgendein Regisseur – egal, was man von diesen Regisseuren halten mag, sie haben einfach kaum Freiheiten. Einheitsbrei. Christopher Nolan zeigte in seiner „The dark Knight“-Trilogie, wo von Seiten den Studios deutlich weniger Vorgaben kamen und Nolan als Regisseur sich und seine Ideen im Film einbringen konnte, dass Superheldenfilme auch Kunst sein können. Allerdings muss ich sagen, dass ich DC hier in keinster Weise in Schutz nehmen will, da sie, wenn sie ebenfalls ihr Universum profitabel verwirklichen, wahrscheinlich kein Bisschen mehr besser sind als Marvel. Ihr Vorteil ist einfach, dass ihr Universum noch sehr jung ist.

Profitgier gibt es bei The Asylum auch, jedoch im deutlich kleineren Rahmen. Logisch, die meisten ihrer Filme sind TV-Produktionen und spielen deutlich weniger ein, als die großen Marvelproduktionen. Auch sie setzen oftmals Schauspieler ein, die in den 90ern oder frühen 00ern mal in irgendeinem bekannten Film mitgespielt haben, anschließend aber gescheitert sind, schreiben diesen dann auch (damit es sich auch lohnt) größer als den Filmtitel auf das DVD-Cover. Jedoch gibt es hier einen kleinen Unterschied: The Asylum schreibt den Regisseuren (wenn man sie denn so nennen will) wenig vor und probiert deutlich mehr aus. Es ist meistens egal, wie der vorgegebene Stoff verfilmt wird, Hauptsache es geht schnell und ist billig. Ihr Problem ist halt eher der Zeitdruck und die zwei Mark fuffzich Budget. Klar ist diese Arbeitsweise bei einer Billigproduktion auch einfacher, denn ein Misserfolg bei The Asylum kostet vielleicht zwei Millionen und nicht 150 Millionen Dollar. The Asylum versucht dennoch aus den wenigen erfolgreichen Produktionen mehr und mehr Profit heraus zu schlagen und „Franchises“ aufzubauen. Zum Beispiel wurde der „Mega Shark“ inzwischen in vier verschiedenen Filmen von organischen (Mega Shark vs. Giant Octopus, Mega Shark gegen Crocosaurus) und anorganischen (Mega Shark vs. Mecha Shark, Mega Shark versus Kolossus) Gegnern bekämpft. Von dem bekanntesten Asylum-Franchise, Sharknado - Genug gesagt! und seine Fortsetzungen, kommt dieses Jahr ebenfalls ein vierter Ableger raus. In diesen Fällen wird stilistisch auch wenig von Vorgänger verändert, weil es ja funktioniert hat. Never change a winning team! Da sind dann auch Vorgaben an die Regisseure, die sie in ihrem Schaffen eingrenzen. Ist bei den The Asylum Regisseuren aber sowieso egal, weil auch wenn sie machen dürfen, was sie wollen, kommt meistens nur herzloses und schlechtes Klar kann man da auch Parallelen zu anderen Franchises ziehen, aber es erinnert irgendwie doch sehr an das MCU oder die X-Men, wo versucht wird, den Vorgänger auf irgendeine Art zu toppen. Sei es durch noch mehr Superhelden in einem Film (Spider-Man im neuen The First Avenger: Civil War oder durch einen Kopf am Hai mehr (Nachfolger von 2-Headed Shark Attack ist 3 Headed Shark Attack). Somit sind sie sich in dem Fall ebenfalls nicht unähnlich.

Was beide vereint ist die Tatsache, dass der Film nur als Unterhaltungsprodukt gesehen wird und das Publikum immer mehr und abgefahrener unterhalten werden will. Damit wird man dem Medium Film aber in keinster Weise gerecht! Die Filmkunst wird leider immer weiter in den Hintergrund und durch mehr oder weniger unnötige Unterhaltungsprodukte ersetzt. Dafür sind natürlich nicht nur die beiden Firmen, um die es hier im Text geht, verantwortlich (Schund wie Fack ju Göhte oder ähnliches wurde auch von anderen zu genüge produziert und war aus unerklärlichen Gründen erfolgreich), aber durch den immens hohen Output von Marvel, tragen sie auf jeden Fall zu einem großen Teil Mitschuld. The Asylum ist dabei gar nicht mal so sehr zu beachten, da die meisten Filme von ihnen kaum Bekanntheit erreichen.

Und wer jetzt mit dem Argument kommt „Es sind Unterhaltungsfilme, deren einziger Anspruch ist es zu unterhalten.“, kann bitte weiter gehen. Ein Film sollte niemals nur den Anspruch haben zu unterhalten! Also besinnt euch und macht eure Filme anspruchsvoller! Das zählt für die Produzenten und die Zuschauer!

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