Mein langer Weg vom Kinogänger zum moviepiloten

06.01.2015 - 11:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
2001: Odyssee im Weltraum der Monolith ist, ist mir die Kinoleinwand: pure Magie.
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2001: Odyssee im Weltraum der Monolith ist, ist mir die Kinoleinwand: pure Magie.
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Wie Michael Bay mir fast die Liebe zum Kino im zarten Alter von elf Jahren nahm, die Ringe-Trilogie und Fight Club sie mir zurückgaben und wie ich hierher kam – all das sollt ihr erfahren.

Was lange währt, wird endlich gut. So oder so ähnlich könnte ich auch meine große Liebe zum Film beschreiben. Natürlich habe auch ich als Kind der Neunziger Disney-Klassiker wie Aladdin und Der König der Löwen im Kino oder einmalige Filmabenteuer wie Zurück in die Zukunft, Batman oder In einem Land vor unserer Zeit am heimischen Bildschirm mit Begeisterung verschlungen, aber meine erste Liebe galt dann doch eher meinen Batman- und Spider-Man-Comicheften und allem, was mit Dinosauriern zu tun hatte. Doch spätestens im Oberschulalter entdeckte ich als Berliner Teenie die Vorzüge der urbanen Kinovielfalt und das Lichtspielhaus als verlockende Lokation für meine ersten Dates. Ich glaube, dass es für praktisch jeden leidenschaftlichen Kinogänger einen Kino-Zündpunkt im Leben gibt, der sich ins Gedächtnis einbrennt und einen immer wieder ins Kino zurückkehren lässt, um dort dieses magische Gefühl erneut zu empfinden. Was für die Kinder der 60er Krieg der Sterne war, war für mich Der Herr der Ringe: Die Gefährten, den ich innerhalb von drei Wochen schlappe drei Mal sah und zwei Jahre später – anlässlich der Triple-Night zum Start von Die Rückkehr des Königs – noch ein viertes Mal. Auch heute noch sehe ich Peter Jacksons Ringe-Trilogie mit der gleichen kindlichen Begeisterung wie vor nunmehr 14 Jahren.

Doch beinahe wäre mir die Liebe zum Kino vielleicht für immer verwehrt geblieben. Denn eines meiner ersten Kinoerlebnisse endete regelrecht traumatisch. Und wer hatte Schuld daran? Enfant terrible Michael Bay! 1998 sah ich im unbedarften Alter von elf Jahren mit meinem Vater und meiner großen Schwester Mr. Bays Größenwahnsinns-Spektakel Armageddon - Das jüngste Gericht. Natürlich im größten Saal des Kinos mit dem fettesten Sound. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich nach diesem nahezu traumatisierenden Erlebnis noch einmal so im Kino gelitten habe – vor allem körperlich. Das MTV-Musikvideo-artige Schnitt-Tempo, der ohrenbetäubende Schwulst-Soundtrack von Trevor Rabin und die kriminellen Dialoge und One-Liner haben mir mächtig zu schaffen gemacht. Nach zweieinhalb qualvollen Stunden verließ ich als reizüberflutetes Häufchen Elend den Kinosaal. Kein sehr angenehmer „Beginn einer wunderbaren Freundschaft“, die ich schließlich zum Kino entwickeln sollte.

Aber das änderte sich ja zum Glück schon bald durch die besagte Begeisterung für die Gefährten von Mittelerde. Und auch klammheimliche Kinobesuche von Filmen wie Matrix oder Fight Club, in die ich mich im Alter von zwölf Jahren reingeschummelt habe, öffneten meine Augen für die Filmwelt und die Kunst des intelligenten Blockbusters. Nach diesen Filmperlen wurde der wöchentliche Kino- sowie der jährliche Berlinalebesuch zum Normalprogramm und ich durchforstete die Werke zahlloser Regisseure und Genres jeglicher Couleur. Vor allem die Werke von zu Recht gefeierten Filmemachern wie Martin Scorsese, Akira Kurosawa, Sergio Leone, Paul Thomas Anderson, Werner Herzog, den Coen-Brüdern und natürlich Stanley Kubrick, der in dem Bild des wundersamen Monolithen eines der besten Gleichnisse zur Faszination der Kinoleinwand schuf, haben es mir nachhaltig angetan. In puncto Filmgenre kehrte ich wieder und wieder zu den zwei uramerikanischen Genres zurück: dem Western und dem Roadmovie. So kam ich auch nicht umhin, meine Bachelorarbeit über Easy Rider und Thelma & Louise und meine Masterarbeit über Der schwarze Falke, Dead Man und No Country for Old Men zu schreiben – eine spannende Zeitreise durch die Filmgeschichte, die ich quasi vom Pferderücken bis hin zum Motorradsitz hinter mich brachte. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen? Warum, wenn man beides genauso gut im harmonischen Einklang miteinander verbinden kann?

Und genau aus diesem Grund bin ich schließlich hier in der Redaktion von moviepilot gelandet, wo gleich ein ganzer Haufen von Gleichgesinnten - zumindest was die Liebe zum Film betrifft, denn über Geschmäcker wird man ja wohl noch streiten dürfen - mich umgibt. Ein halbes Jahr werde ich euch als Volontär mit allerlei Infos und meinen ganz persönlichen Gedanken zu Filmen versorgen. Viel besser hätte es mir doch gar nicht ergehen können. Denn wo sonst könnte ich so nach Herzenslust meiner Leidenschaft an Sci-Fi-Klassikern wie Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt oder Starship Troopers frönen oder zeitlose Action-Kracher wie Predator oder Stirb langsam abfeiern? Und wo sonst könnte ich mir das Maul über künstlerische Schlechter wie Michael Bay oder Uwe Boll zerreißen? Eben.

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