Michael Gwisdek gestorben: Star aus Good Bye, Lenin! und Oh Boy

23.09.2020 - 11:40 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Michael Gwisdek in Oh, Boy
Warner Bros./X-Verleih
Michael Gwisdek in Oh, Boy
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Der Schauspieler Michael Gwisdek, bekannt aus Good Bye, Lenin! und Oh Boy ist verstorben. Er wurde 78 Jahre alt.

Michael Gwisdek war einer der bekanntesten Schauspieler Deutschlands. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Filmpreis und als erster Deutscher mit dem Silbernen Bären war er außerdem einer der erfolgreichsten Darsteller unseres Landes. Nun ist er im Alter von 78 Jahren gestorben, wie die Presseagentur Just Publicity uns mitteilte.

In seinen zahlreichen Rollen präsentierte er sich als Komödiant, Melancholiker und Exzentriker. Als Schauspieler verstand er es, aus nervösen Gesten, komischem Mienenspiel und grob artikulierten Tönen, versehen mit schrulligen Allüren einen wahrhaftigen Charakter darzustellen.

Karriere von Michael Gwisdek spiegelt deutsch-deutsche Geschichte

Michael Gwisdek wurde am 14. Januar 1942 in Berlin geboren. Mehrfach bewarb er sich an Schauspielschulen, wurde aber abgelehnt. Mit 23 gelang dann der Studieneinstieg. Seit 1968 stand er vor der Kamera und drehte für die ostdeutsche DEFA. Hervorzuheben sind seine Arbeiten mit dem Filmemacher Ulrich Weiß.

In Dein unbekannter Bruder (1982) spielt er das Mitglied einer Widerstandsgruppe gegen die Nationalsozialisten. Aber er ist ein Spitzel der Nazis und wird zum Verräter. Der Film steht in der antifaschistischen Traditionslinie der DEFA, thematisiert Angst und Verrat in den Reihen des Widerstandes. Anfangs wird die Arbeit sehr gelobt. Das Werk wird für das Max Ophüls-Festival ausgewählt, erhält eine Einladung nach Cannes, wird dann aber zurückgezogen. Das Bild des Widerstandes ist den DDR-Verantwortlichen nicht genehm.

Die zweite Arbeit mit dem Regisseur wird Olle Henry (1983). Hier agiert Michael Gwisdek als Boxer Henry Wolters, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Boxring nicht mehr zuschlagen mag. Der Film wird als stilvoll inszenierte Liebesgeschichte geschätzt, die zugleich gekonnt die desillusionierte Atmosphäre im Nachkriegsdeutschland thematisiert.

Michael Gwisdek in Das schweigende Klassenzimmer

Nach dem Zusammenbruch der DDR hatte es Michael Gwisdek nicht schwer, sich auf der gesamtdeutschen Leinwand durchzusetzen. In Der Tangospieler (1991) verkörpert er einen DDR-Historiker, der Monate in Haft verbringt, weil er in einem Studentenkabarett mit dem Klavier einen staatsgefährdenden Tango begleitet hat. Er arbeitet mit Andreas Dresen bei Nachtgestalten (1999) zusammen. Für seine Darstellung wird er mit dem Silbernen Bären als Bester Darsteller auf der Berlinale und mit dem Ernst Lubitsch-Preis ausgezeichnet.

Mit 70 Jahren feiert Michael Gwisdek nochmals einen großen Erfolg. In der melancholischen Berlinkomödie Oh Boy (2012) von Jan Ole Gerstner tritt er in einer kleinen Rolle auf. Er strahlt eine unglaubliche Intensität aus und präsentiert dem Publikum eine großstädtische Melancholie, die seinesgleichen sucht. Beim Deutschen Filmpreis wurde er dafür mit der Lola als Bester Nebendarsteller geehrt.

Am 22. September 2020 ist der Schauspieler im Alter von 78 Jahren verstorben.

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