Michael Gwisdek war einer der bekanntesten Schauspieler Deutschlands. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Filmpreis und als erster Deutscher mit dem Silbernen Bären war er außerdem einer der erfolgreichsten Darsteller unseres Landes. Nun ist er im Alter von 78 Jahren gestorben, wie die Presseagentur Just Publicity uns mitteilte.
In seinen zahlreichen Rollen präsentierte er sich als Komödiant, Melancholiker und Exzentriker. Als Schauspieler verstand er es, aus nervösen Gesten, komischem Mienenspiel und grob artikulierten Tönen, versehen mit schrulligen Allüren einen wahrhaftigen Charakter darzustellen.
Karriere von Michael Gwisdek spiegelt deutsch-deutsche Geschichte
Michael Gwisdek wurde am 14. Januar 1942 in Berlin geboren.
Mehrfach bewarb er sich an
Schauspielschulen, wurde aber abgelehnt. Mit 23 gelang dann der Studieneinstieg. Seit 1968 stand er vor der Kamera und drehte für die ostdeutsche DEFA. Hervorzuheben sind seine Arbeiten mit dem Filmemacher Ulrich Weiß.
In Dein unbekannter Bruder (1982)
spielt er das Mitglied einer Widerstandsgruppe
gegen die Nationalsozialisten.
Aber er ist ein Spitzel der Nazis und wird zum Verräter. Der Film steht in der
antifaschistischen Traditionslinie der DEFA, thematisiert Angst und Verrat in
den Reihen des Widerstandes. Anfangs wird die Arbeit sehr gelobt. Das Werk wird
für das Max Ophüls-Festival ausgewählt, erhält eine Einladung nach Cannes, wird
dann aber zurückgezogen. Das Bild des Widerstandes ist den DDR-Verantwortlichen
nicht genehm.
Die zweite Arbeit mit dem Regisseur wird Olle Henry (1983). Hier agiert Michael Gwisdek als Boxer Henry Wolters, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Boxring nicht mehr zuschlagen mag. Der Film wird als stilvoll inszenierte Liebesgeschichte geschätzt, die zugleich gekonnt die desillusionierte Atmosphäre im Nachkriegsdeutschland thematisiert.
Nach dem Zusammenbruch
der DDR hatte es
Michael Gwisdek
nicht schwer, sich auf der gesamtdeutschen Leinwand
durchzusetzen. In Der Tangospieler (1991) verkörpert er einen DDR-Historiker, der Monate in Haft
verbringt, weil er in einem Studentenkabarett mit dem Klavier einen staatsgefährdenden
Tango begleitet hat. Er arbeitet mit Andreas Dresen bei Nachtgestalten (1999) zusammen. Für seine Darstellung wird er mit dem Silbernen
Bären als Bester Darsteller auf der Berlinale und mit dem Ernst Lubitsch-Preis ausgezeichnet.
Mit 70 Jahren feiert Michael Gwisdek nochmals
einen großen Erfolg. In der melancholischen Berlinkomödie Oh Boy (2012) von Jan
Ole Gerstner tritt er in einer kleinen Rolle auf. Er strahlt eine unglaubliche Intensität aus und präsentiert dem Publikum eine großstädtische Melancholie, die seinesgleichen sucht. Beim
Deutschen Filmpreis wurde er dafür mit der Lola als Bester
Nebendarsteller geehrt.
Am 22. September 2020 ist der Schauspieler im Alter von 78 Jahren verstorben.