Mythen und Trantüten - Schwarzwaldkrimi mit Sparspannung

09.02.2010 - 07:13 Uhr
Seltsam sind die Dorfmenschen - Heino Ferch und eine verrückte Frau
ZDF
Seltsam sind die Dorfmenschen - Heino Ferch und eine verrückte Frau
Mystery und Krimispannung versprach der ZDF-Montagsfilm “Die Toten vom Schwarzwald” – und bot eine gut besetzte, aber lahm inszenierte Mörderhatz mit Zwillingsschwestern

Wir wissen es mittlerweile. Haltet euch vom Landleben fern! Was den Amerikanern ihr Hinterwäldler-Horror-Film ist, ist in Deutschland das garstige kleine Dorf, in dem eine verschworene Gemeinschaft jeden Fremden misstrauisch begutachtet. Das mag nicht völlig falsch sein, wie jeder bestätigen wird, der einmal mit einem Großstadtkennzeichen durch eine 200 Seelengemeinde kutschiert ist, doch neu ist diese Erkenntnis nicht.

Foto-Show: die Bilder zu “Die Toten vom Schwarzwald”

Auch Die Toten vom Schwarzwald bot die üblichen Klischees: Kleinstadtpolizisten, welche die Großkopferten Kriminaler nicht mögen, einen Fabrikanten, der alle in Angst und Schrecken versetzt und viel Aberglaube und Klüngel. Das gab es schon dutzendfach und leider auch schon besser: Der TV-Spielfilm Dort oben im Wald bei diesen Leuten schickte den späteren Tatort-Kommissar Markowitz in die Provinz, wo er sich dort mit ähnlichen Problemen konfrontiert sah, wie jetzt Heino Ferch.

Denn so richtig zünden wollte die Story rund um die verschwundene Katharina nicht. Eine klassische Sage um versteinerte Zwillingsschwestern kaschierte mehr schlecht als recht die ziemlich absehbare Auflösung: Katharina war Teil eines Zwillingspaares, das aus Angst vor dem Dorf-Aberglauben bei der Geburt getrennt wurde. Jahre später begegneten sich die beiden Schwestern, stellten den bösen Vater zur Rede und dieser tötete Katharina im Affekt. Ihre Schwester nahm deren Platz ein und setzte alles daran, das Unrecht bekannt zu machen und ihren Vater zu bestrafen. Dazu inszenierte sie höchst umständlich sogar den eigenen Mord.

Erträglich machte die zusammengeschwurbelte Geschichte einzig die Besetzung, die ihr möglichstes gab, die hanebüchene Auflösung halbwegs glaubhaft zu vermitteln. Dass gerade Nebenfiguren, wie der Herausgeber der Dorfzeitung, Katharinas Adoptivmutter, die dumme Dorfjugend und der Bösewicht, dabei zu völlig eindimensionalen Schießbudenfiguren verkamen und das lahme Finale jeden Hauch von Spannung und Bedrohlichkeit zunichte machte, konnten aber auch Heino Ferch und Nadja Uhl nicht verhindern.

Natürlich erwarten wir am Montagabend vom ZDF keine Dorf-Horror-Klassiker wie Straw Dogs – Wer Gewalt sät oder The Wicker Man – aber ein bisschen mehr Spannung dürfte es auch im deutschen Wald geben.

Jetzt zählt eure Meinung: Die Toten vom Schwarzwald – gelungener Mystery-Krimi oder vorhersehbare Schonkost? Kommentieren und bewerten!

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