Nach Breaking Bad und Better Call Saul startet heute Vince Gilligans Sci-Fi-Serie: So gut ist Pluribus

07.11.2025 - 07:42 UhrVor 16 Stunden aktualisiert
Pluribus - Glück ist ansteckend
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Pluribus - Glück ist ansteckend
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Nach seinen gefeierten Serien Breaking Bad und Better Call Saul startet heute Vince Gilligans brandneue Erzählung Pluribus, die sich glücklich in neue Sci-Fi-Gefilde vorwagt. Lest hier spoilerfrei, was euch erwartet.

Mit Pluribus - Glück ist ansteckend startet am heutigen 7. November 2025 bei Apple TV die neue Serie von Vince Gilligan. Dank Breaking Bad sowie dem Nachfolger Better Call Saul verdiente der Serienschöpfer sich bereits einen Platz ganz oben im Unterhaltungsolymp. Entsprechend groß sind die Erwartungen, ob uns mit Pluribus ein neuer Geniestreich erwartet.

Tatsächlich geht es auch diesmal wieder zurück in die Stadt Albuquerque, die schon für Walter White und Saul Goodman zur Heimat wurde. Weil Vince Gilligan aber alles andere als berechenbar ist, hat er mit Pluribus ein optimistisch-apokalyptisches Sci-Fi-Drama gedreht.

Die Sci-Fi-Serie Pluribus entfesselt die Glücks-Apokalypse auf der Erde

Pluribus-Hauptfigur Carol Sturka (Rhea Seehorn) schreibt romantische Fantasybücher. Während ihre "Wycaro"-Romane viele Leser:innen glücklich machen, zeigt sich die Autorin selbst aber äußerst unzufrieden mit dem "hirnlosen Scheiß", den sie so erfolgreich schreibt. Bevor sie dem Rat ihrer Agentin und Partnerin nachkommen kann, dann doch einfach ihr neues, anspruchsvolleres Werk anzugehen, kommt allerdings alles anders: Die Erde um sie herum wird von einem außerirdischen Glücksvirus infiziert.

Küssend verbreitet sich die Epidemie rasant und verwandelt alle Menschen in ein großes, glückliches Kollektiv, das fortan als Schwarmintelligenz sämtliche Gedanken und Erinnerungen teilt und im "Wir" spricht. Alle, bis auf Carol, die offenbar immun ist.

Schaut hier den Trailer zu Pluribus

Pluribus - S01 Trailer (Deutsch) HD
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Aus dieser Optimismus-Vereinigung erklärt sich auch der Titel der Serie: Das traditionelle Motto der USA lautet "E pluribus unum" (Lateinisch für "Aus vielen Eines") und stammt aus der Zeit, als die amerikanischen Kolonien gegen die britische Herrschaft aufbegehrten und die ersten dreizehn Bundesstaaten sich zu einem Land vereinten: den Vereinigten Staaten von Amerika. Pluribus geht den nächsten Schritt und verbindet die milliardenköpfige Weltbevölkerung zu einem einzigen großen Organismus.

Breaking Happy: Pluribus liefert aufregende Sci-Fi-Unterhaltung

In Vince Gillians Pluribus findet die Invasion der Menschheit aus dem Inneren heraus statt: Folge 1 leitet genau her, wie per Satellit ein außerirdisches Signal aufgefangen und entschlüsselt wird. Der aus 600 Lichtjahren Entfernung zugeschickte RNA-Bauplan zu einem telepathischen Virus ist damit menschengemacht, als er dem Labor entkommt. Folglich ist das grassierende "Wir" strenggenommen keine Alien-Lebensform, sondern nur der Effekt außerirdischer Inspiration.

Der Vergleich zum Science-Fiction-Klassiker Die Körperfresser kommen liegt trotzdem nahe, wenn die Menschheit Stück für Stück "verwandelt" wird. Zugleich erfolgt die Übernahme der Erde, wie in Childhood's End, als wohlmeinende Invasion, weshalb Carol nicht gegen ihren Willen zum Anschluss gezwungen wird. Daran, dass sie sich fortan eindeutig in einem Weltuntergang wiederfindet, ändert das aber nichts. Zumal diese schöne neue, geordnete Welt einem postapokalyptischen Szenario wie The Walking Dead in Sachen Unheimlichkeit das Wasser reichen kann. Wenn jedes Gegenüber plötzlich als Teil eines großen Sense8-Clusters daherkommt, wird die einsame Carol in der assimilierten Gesellschaft zur letzten Frau à la The Last Man on Earth.

Pluribus verleibt sich viele Gedanken voriger Sci-Fi-Erzählungen ein – was es umso erstaunlicher macht, dass der Breaking Bad-Nachfolger sich trotzdem wie eine völlig neuartige Sci-Fi-Serie anfühlt. Dafür braucht es nicht einmal große visuelle Effekte oder Raumschiffe, sondern nur kleine Details wie Müllabhol-Drohnen oder Personen, die sich seltsam verhalten. So richtet der Serienscheinwerfer sich stattdessen auf Carols Verhalten angesichts des Weltuntergangs. Vince Gilligan hatte schließlich von Anfang an angekündigt , seine neue Serie werde – wie die Vorgänger Breaking Bad und Better Call Saul – eine sein, die sich mit der "menschlichen Verfassung" ("human condition") auseinandersetzt.

Wie viel Breaking Bad steckt in Pluribus?

Breaking Bad zählt nicht nur bei Moviepilot zu den am besten bewerteten Serien aller Zeiten. Entsprechend werden sich viele Fans von Vince Gilligans Hitserie hoffnungsvoll fragen, ob Überschneidungen zwischen der alten Drama- und der neuen Sci-Fi-Serie existieren. Augenzwinkernd zeigte immerhin schon der erste lange Trailer Schutzanzüge, die trotz blauer Farbe an Walters und Jesses gelbe "Uniformen" erinnerten. Die größte Gemeinsamkeit bleibt jedoch der Schauplatz von Albuquerque, New Mexico, mit seinen staubigen Landschaften und hispanischen Einflüssen, auch wenn Pluribus seinen Radius von Handlungsorten später weltweit erweitert.

Thematisch liegen Breaking Bad und Pluribus ansonsten weit auseinander. Wer genau hinsieht, wird allerdings die Parallelen im tragikomischen Tonfall als Vince Gilligans Handschrift wiedererkennen. Denn Carols Einsamkeit ist, wie Walters langsamer Absturz, alles andere als komisch, bringt aber immer wieder absurde Situationen hervor, die trotz der beängstigenden Ausgangsidee zum Lachen anregen. Beispielweise, wenn das Glückskollektiv, ähnlich wie in Lügen macht erfinderisch, partout keine Unwahrheiten aussprechen kann und es Carol alles von einer Handgranate aufwärts anbietet, um die unglückliche Frau aufzumuntern. Oder wenn ein unvorhergesehener Hollywood-Star (der hier noch nicht verraten wird) in Folge 6 vorbeischaut.

Auch in der verspielten Kameraführung erwachen Erinnerungen an Breaking Bad neu, wenn Pluribus sich immer wieder auf Details und Perspektiven aus interessanten Winkeln verlegt.

Wo Walter Whites Welt mit ihrem skurril-liebenswerten Personal bestach, trifft die neue Serie allerdings auf ihre größte Herausforderung. Denn auch wenn Better Call Saul-Star Rhea Seehorn den letzten menschlichen Griesgram zwischen Traurigkeit und Sturheit nuanciert-einnehmend spielt, bleibt Pluribus eine One-Woman-Show, bei der der Rest der Menschheit zur austauschbaren Masse mutiert. Daran ändern auch die schließlich enthüllten, weiteren elf nicht-infizierten Menschen des Erdballs oder das Alien-Sprachrohr in Gestalt von Carols Buchcover-Model (Karolina Wydra) nichts.

Spannende Charakterzeichnung findet bei langlebigen Serienerzählungen aber nun einmal größtenteils durch den Umgang mit anderen liebens- oder hassenswürdigen Figuren statt. Fallen diese weg, muss das Autorenteam von Pluribus aufpassen, wie es inmitten des abgedrehten Szenarios das Interesse an seiner grantigen Hauptfigur aufrechterhält. Doch das ist dann wohl ein Problem für die schon angekündigte zweite Staffel.

Zum Auftakt jedenfalls präsentiert sich Vince Gilligans neuster Streich als aufregend originelle Serie, die fragt: Wie bedrohlich kann etwas sein, das nur dein Glück will? Und sollte es überhaupt das Ziel sein, immer glücklich zu sein?

In der aktuellen Weltlage schwingt beim Schauen zudem im Hinterkopf stets die ironische Überlegung mit, ob es für Carol (und uns) nicht sogar besser wäre, das Steuer an eine gütige außerirdische Kraft abzugeben, bevor die Menschheit den eigenen Planeten gegen die Wand fährt.

Pluribus ist am 7. November 2025 bei Apple TV+ gestartet. Nach zwei Folgen zum Auftakt wird die Serie wöchentlich veröffentlicht. Dieser Serien-Check basiert auf 6 der insgesamt 9 Episoden von Staffel 1.

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Neben neuen Staffeln von Stranger Things und Fallout starten 2025 und 2026 auch einige spannende Neuheiten. Düstere Cyberpunk-Verschwörungen, Gehirnhacking, völlige KI-Überwachung oder epische Weltraum-Abenteuer und apokalyptische Freundlichkeit: Die demnächst startenden Sci-Fi-Serien zeigen, wie vielfältig das Genre sein kann.

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