Mit Nur noch ein einziges Mal - It ends with us startet am heutigen 15. August 2024 die Verfilmung des weltweiten Bestsellers * der US-Autorin Colleen Hoover in den deutschen Kinos. Darin trifft die Floristin Lily Bloom (Blake Lively) auf den charmanten Chirurgen Ryle Kincaid (Justin Baldoni). Doch was als Liebesgeschichte beginnt, nimmt eine unerwartete Wendung. Was das Kinopublikum vor die schwierige Wahl stellt, den Film auf eine von zwei Weisen zu sehen.
Für Moviepilot habe mich vorab mit Regisseur und Hauptdarsteller Justin Baldoni (Drei Schritte zu dir) gesprochen, der die Verfilmung als Herzensprojekt in Angriff nahm, noch bevor das Buch zur Weltsensation wurde. Der Jane the Virgin-Star sprach dabei über Änderungen, knifflige Entscheidungen und Event-Filme.
Nur noch ein einziges Mal: Regisseur und Hauptdarsteller Justin Baldoni im Interview zu It ends with us
Als ich in den digitalen Interview-Raum gelassen werde, wird Justin Baldoni am anderen Ende des Videochats in New York gerade der Schweiß abgewischt und das Gesicht gepudert. Prompt werde ich von den Organisatoren noch einmal virtuell "nach draußen" geschickt. Das kann beim zweiten Anlauf unseres It ends with us-Interviews natürlich nicht unkommentiert bleiben.
Moviepilot: Sieh dich an, ein neuer Mann!
Justin Baldoni: Esther, entschuldige, ich wollte dich nicht aus dem Raum werfen. Ich wollte dir eigentlich den Prozess zeigen, wie man das Glänzen aus meinem Gesicht entfernt. Ich bin Italiener, also schwitze ich Olivenöl. Da müssen sie mich gelegentlich mal abtupfen. [lacht]
Gar kein Problem. Vielleicht gibst du uns zum Einstieg ein paar Hintergründe. Wie kamst du 2019 auf die Idee, das Buch It ends with us (im Deutschen: Nur noch ein einziges Mal) zu verfilmen?
Meine Buch-Agentin schickte mir damals It ends with us zum Lesen. Ich wusste erst nicht, was ich davon erwarten sollte und hegte ein paar Bedenken. Aber schon von der ersten Szene an, dem Treffen auf dem Dach, war ich sofort drin. Ich wusste allerdings nicht, wo die Geschichte hinführte. Ich durchlief anschließend jeden verfügbaren Gesichtsausdruck: Schock, Angst, Verwirrung und Tränen. Am Ende habe ich laut schluchzend geheult und meine Frau fragte, ob ich okay sei. Da wusste ich: Wenn mich das so tief berührt hatte, musste es in vielen anderen etwas Ähnliches ausgelöst haben.
Außerdem gibt es nicht genug Event-Filme für Frauen. Ich glaubte, wenn man die Verfilmung richtig anpackte, könnte das ein großes Film-Ereignis werden. Ein paar Jahre später wurde das Buch zu einer globalen Sensation – mit TikTok und der Pandemie. Und jetzt sind wir hier und ich bin so froh, diese Geschichte erzählen zu dürfen.
Autorin Colleen Hoover hat dich persönlich gefragt, ob du Hauptfigur Ryle spielen würdest?
Ja, damals war ich bei Jane the Virgin [Serien-Hauptdarsteller] und suchte parallel nach Filmen, bei denen ich Regie führen wollte. Als wir uns die Filmrechte zu It ends with us sicherten, schrieb Colleen Hoover mir eine E-Mail. Normalerweise schreibt sie diese langen, wunderbar poetischen Briefe und ich scherze immer, dass jeder eine Romantik-Schriftstellerin als E-Mail-Brieffreund haben sollte. Die können so gut mit Worten umgehen.
Aber ich bemerkte, dass sie diesmal nur eine sehr kurze E-Mail geschrieben hatte. Darin stand ungefähr: 'Hast du jemals darüber nachgedacht, selbst in dem Film mitzuspielen? Ryle vielleicht? Ich sehe dich in der Rolle.' Ich glaube, es gab einen Teil von mir, der schon immer in dem Film auch als Schauspieler dabei sein wollte. Aber ich hätte mich nie in die Position begeben, wo meine Beteiligung dem Projekt geschadet hätte. Ich wollte für Ryle, wen auch immer die Fans wollten.
Aber als Colleen [Hoover] es aussprach, gab mir das Selbstvertrauen. Wenn sie mich in der Rolle sah, konnte ich es auch. Ich wollte sehen, ob ich diesem komplizierten Charakter ein gewisses Maß an Menschlichkeit mitgeben konnte. Es war keine sofortige Entscheidung, aber über die nächsten Jahre beschloss ich, alles zu geben.
Waren daran auch Ängste geknüpft, dass die Menschen dich danach in einem anderen Licht sehen könnten?
Über die öffentliche Wahrnehmung habe ich mir keine Sorgen gemacht. Meine Angst war eher – weil ich die Komplexität der Figur kannte und wusste, welche unverzeihlichen Dinge er im Film tut – ob ich das wahrhaftig darstellen könnte. Außerdem wusste ich, wie wichtig die Figur für so viele Fans war. Und wie real diese Situation für so viele Frauen ist.
Ryle muss charmant, charismatisch, witzig und sensibel sein. Denn wir müssen glauben, dass sie sich in ihn verliebt. Ich fühlte also den Druck, ihn zu einem vollentwickelten, 3-dimensionalen Charakter mit Gedanken, Gefühlen, Hoffnungen, Träumen und Unsicherheiten zu machen. Was dann zwar nichts vergibt oder entschuldigt, aber uns erlaubt zu verstehen, wie schwer es für Lily ist, ihre Entscheidung zu treffen.
Du bleibst der Buchvorlage sehr treu. Eine faszinierende Änderung ist allerdings, dass du Lily zur unzuverlässigen Erzählerin machst. War das von Anfang an der Plan?
Während wir die Adaption entwickelten, haben wir die fantastische Drehbuchautorin Christy Hall an Bord geholt. Ich wusste intuitiv, dass sie die richtige Person dafür war. Wir hatten lange Gespräche darüber, wie wir die überraschend komplexe Adaption umsetzen wollten. Es ist nicht so einfach Schwarz und Weiß, wie man denken würde. Denn im Buch hat man all diese Zeit, sich in Lily und Ryle zu verlieben. Wir lernen ihre Hintergrundgeschichte und verschreiben uns ihrer Beziehung. Und dann erst passiert etwas.
Im Buch weiß man sofort, wenn es passiert. – Was genau, verrate ich für Uneingeweihte hier nicht. – Im Roman ist man in Lilys Kopf und hört ihren internen Monolog, während ihr alles zustößt. Aber wir sprachen vorab viel darüber, dass das Kino-Publikum dann sofort Werturteile fällen würden, wenn wir es im Film genauso machten: Sollte Lily mit Ryle zusammen sein? Sollte sie bei Atlas sein? Sollte sie ihn einfach verlassen? Zuschauende würden ihren eigenen Ballast mit ins Kino bringen.
Wir wollten das Publikum nicht austricksen, sondern Lily zu einer unzuverlässigen Erzählerin machen. Damit am Ende des Films alle Erinnerungen zurückkommen können und wir begreifen, dass sie diejenige war, die sich das alles selbst erzählt hat. Während wir in ihrer Perspektive stecken. Wir können also ihre Erkenntnis miterleben, dass die Dinge nicht so waren wie gedacht.
Du wolltest deinen Film also aus der Perspektive einer ge-gaslighteten Person erzählen, die selbst an das Gezeigte glaubt?
Exakt. Das basierte auf persönlichen Erfahrungen und Gesprächen, die ich mit Überlebenden und mit unserem Partner No More [einer Organisation zur Beendigung von häuslicher und sexueller Gewalt, Anm. d. Red.] hatte. Um Ehrlichkeit in diese Situation zu bringen. Und um der Erfahrung gerecht zu werden, die so viele Menschen weltweit haben.
Würdest du auch Colleen Hoovers Romanfortsetzung It starts with us - Nur noch einmal und für immer * adaptieren wollen?
Das weiß ich noch nicht. Das ist ein Gespräch für später. Wir müssen erstmal sehen, wie der Film ankommt. Aber ich bin sehr offen für alles.
*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.