12 : 10 ist es ausgegangen, das Duell, mit dem keiner so richtig gerechnet hat. 12 Oscar-Gewinner kommen aus Europa, 10 aus Hollywood. Alle Darstellerpreise gingen auf den alten Kontinent, nach Spanien, Frankreich und zweimal auf das britische Eiland. Die beste Filmmusik stammt vom Italiener Dario Maranelli, der preisgekrönte Song von der Tschechin Markéta Irglová und dem Iren Glen Hansard. Die Maskenbildnerin sprach zwar ihre Dankesrede in Englisch, aber eindeutig mit französischem Akzent; die Product- und Setdesigner waren altgediente Italiener. Sollte sich Hollywood Sorgen machen? Vielleicht, manch Kritiker fühlte sich an den Europäischen Filmpreis erinnert.
Und nicht nur bei der reinen Preisvergabe obsiegte das alte Europa, auch der Autorenfilm gewann die Oberhand gegenüber den Blockbusters. Dieses Jahr war nicht viel von Hollywood als der Traumfabrik zu spüren. Düstere Autorenfilme wurden der American Academy vorgelegt, die sich mit ihrem Land sozialkritisch auseinandersetzen. Seien es die trostlosen Landschaften eines nihilistisches Amerikas in No Country for Old Men, die kapitalistische wie religiöse Machtgier in There will be blood, die Korruption der Konzerne in Michael Clayton oder die Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges in Abbitte. Fürs Träumen war keiner dieser Filme geschaffen und so war Juno der einige luftige Lichtblick im diesjährigen Oscar-Reigen. Die Blockbuster wie Transformers oder Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt siegten noch nicht einmal in ihren angestammten technischen Kategorien. Hier gingen die Trophäen mit Das Bourne Ultimatum an einen Film, der das Agentenkino neu definiert hat.
Das aktuelle Hollywood setzt voll auf die Gegenwart, auf die problematische Wirklichkeit. In Wahlkampfzeiten ein gutes Zeichen; nur weg vom Alten. Wohin, das ist noch unklar.