Passend zur Tour: Sportfreund Lötzsch

17.07.2008 - 07:00 Uhr
Foto aus Sportsfreund Lötzsch
MFA Filmverleih
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NEWS» Ein deutsches Radsport-Ausnahmetalent wird von der Staatssicherheit zu Fall gebracht.

Wolfgang Lötzsch aus Karl-Marx-Stadt ist den meisten völlig unbekannt, dabei war er ein aufstrebender Star, ein Ausnahmetalent, für einige sogar der beste deutsche Radfahrer der Zeit wie es in Sportsfreund Lötzsch deutlich wird. Leider konnte er dies nicht wirklich unter Beweis stellen, denn bevor seine internationale Karriere so richtig durchstarten konnte, war sie bereits beendet. Weil ein Cousin von ihm illegal in den Westen geflohen ist, hatte er mit dem Repressalien des Stasi-Systems zu kämpfen.

50 Spitzel waren auf ihn angesetzt, immer wieder wurde er von internationalen Startlisten – trotz überragenden Qualifikationen – gestrichen. Da er als “politisch gefährlich” galt, erhielt er nicht die technische Unterstützung für seine Räder, bastelte selbst und fuhr allen davon. Er saß 10 Monate im Gefängnis der Staatssicherheit in Karl-Marx-Stadt hinter Gittern, seine Ausreise-Anträge wurden immer wieder abgelehnt. Aber er ließ sich nicht entmutigen, fuhr einfach immer weiter und trug letztlich seinen Sieg über das DDR-Sportsystem davon, auch wenn erst Jahre später und ohne internationale Medaillen.

Die Filmemacher Sascha Hilpert und Sandra Prechtel haben einen Dokumentarfilm über diesen Unangepassten gemacht, einen spannenden und authentischen Radsportler-Film, der wie ein Krimi daherkommt. Die Geschichte des Wolfgang Lötzsch erzählt von Opportunismus in einem autoritären Staat, von Freundschaft und Verrat, von individuellem Widerstand gegen die Funktionäre. Ein Mann, der eigentlich nur radeln will, hat einen ganzen Staatsapparat beschäftigt und wird damit stellvertretend zum Symbol des Widerstands.

In Leipzig beim Internationalen Dokumentarfilmfestival hat die Dokumentation Sportsfreund Lötzsch den mit 5000 Euro dotierten Publikumspreis gewonnen. Ab heute läuft der Film in den Kino.

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