Paten-Sprössling Sofia Coppola wird 40

14.05.2011 - 15:00 Uhr
Sofia Coppola bei den Dreharbeiten zu Somewhere
Tobis
Sofia Coppola bei den Dreharbeiten zu Somewhere
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Mit Lost in Translation schuf Sofia Coppola vor acht Jahren ein Meisterwerk des modernen Kinos. Heute wird die gefeierte Regisseurin 40 und ich will es mir nicht entgehen lassen, einen kleinen Lobgesang anzustimmen.

Als Sprössling im Schatten eines großen Mannes wie der Regie-Legende Francis Ford Coppola groß zu werden, birgt sicherlich einige Gefahren. Denn so ein Spross benötigt Sonne, um gesund zu gedeihen, sonst droht das triste Leben als Schattengewächs. Sofia Coppola ist es schon früh gelungen, sich dem Schlagschatten ihres berühmten Vaters zu entledigen und im Blitzlicht-Gewitter Hollywoods zu einer respektierten und anerkannten Regisseurin heranzureifen.

Nach dem Regen kommt die Sonne
Auch wenn die kleine Sofia das Show-Business von der Pike auf kennengelernt hat und ihren Vater bei so gut wie jedem Projekt begleitete, setzte es nach mehreren kleineren Auftritten (Der Pate, Die Outsider) herbe Kritik für ihre erste große Rolle in Der Pate 3. Als 18-jährige von der einhelligen Film-Kritikerschaft zerrissen zu werden, war auf den ersten Blick sicherlich ein bitterer Rückschlag für die ambitionierte Sofia. Doch sie lässt das eher kalt, betont statt dessen sich sowieso eher hinter der Kamera als davor zu sehen – sie sollte Recht behalten.

Ganz im Sinne der französischen Vorreiter der Nouvelle Vague François Truffaut und Jean-Luc Godard versteht sie sich schon bei ihrem Regie-Debut The Virgin Suicides – Verlorene Jugend als Filmemacherin durch und durch. Nicht nur schreibt sie das Drehbuch des Dramas selbst und führt Regie, zudem drückt Sofia Coppola dem Film ihren ganz eigenen Stempel auf. In pastellfarben-unschuldigen Bildern wirft sie einen vorsichtigen Blick hinter die scheinbar liberale Fassade der 70er Jahre und trifft damit den Geschmack ihrer Generation punktgenau. Ein erster Vorgeschmack auf das, was noch folgen wird.

Gut’ Ding will Weile haben
Vier Jahre nimmt sich Sofia Coppola danach Zeit und feilt minutiös am Drehbuch ihres nächstes Projektes, was ihr den endgültigen Durchbruch bescherte. Mit Lost in Translation malt sie die vagen Umrisse ihres bisherigen Stempelabdrucks mit einem dicken Pinsel nach und wird 2003 mit dem Academy Award für das Beste Drehbuch belohnt. Der Film lässt sich nur schwer in ein bestimmtes Genre stecken, bedient sich aber hauptsächlich beim Drama und würzt die ganze Portion mit einer Prise Witz und Romantik. Das Konzept geht voll auf: Die verkappte Liebesgeschichte zwischen der jungen Uni-Absolventin Charlotte (Scarlett Johansson) und dem Film-Star Bob Harris (Bill Murray) besticht durch intelligente Dialoge und die melancholisch-verträumten Aufnahmen Tokyos. Nicht nur die Regisseurin Sofia Coppola etablierte sich mit ihrer großartigen Leistung im Filmgeschäft, auch Hauptdarstellerin Scarlett Johansson feierte mit ihrer Interpretation der unsicheren, einsamen Charlotte ihren großen Durchbruch.

Braves Dankeschön vom Spross
Auch wenn ihr dritter Langfilm Marie Antoinette nicht an den Erfolg des Vorgängers heranreichte, so führte sie doch ihre künstlerische Handschrift konsequent fort. Der biographische Film basiert auf dem Leben der titelgebenden französischen Königin, die als schillernde Persönlichkeit der französischen Revolution gilt. Ihre neueste Veröffentlichung Somewhere besinnt sich wieder auf ihre Wurzeln und portraitiert einen erfolgreichen, aber einsamen Schauspieler, dargestellt durch Stephen Dorff, der durch das plötzliche Sorgerecht für seine Tochter einen Sinneswandel durchmacht. Sofia Coppola greift in Somewhere viele Motive, die uns schon aus Lost in Translation bekannt sind, auf und erzählt eine kleine, aber feine Geschichte aus dem Alltag eines Filmschaffenden – das Metier auf dem sie sich offensichtlich am Besten auskennt. Den Soundtrack lieferte ihr Freund Thomas Mars, mit dem sie zwei Kinder hat und in Paris lebt, mit seiner Band Phoenix. Bei den Filmfestspielen von Venedig räumte Somewhere den Preis als bester Film ab – Sofia Coppola bedankte sich brav bei ihrem Vater, ihr so vieles beigebracht zu haben.

Wir gratulieren Sofia Coppola heute herzlichst zu ihrem 40. Geburtstag, den sie wohl mit ihrer Familie in Paris verbringen wird. Und auch wenn der Schatten ihres Vaters ein großer ist, so kann Sofia Coppola mit stolz behaupten, sich aus einem kleinen Spross in eine blühende Blume der Filmwelt entwickelt zu haben, die auch weiterhin in regelmäßigen Abständen intelligente Filme inszenieren wird.

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