Was ist der sterbenskranke Manni für ein Mensch?
Manni hat den gleichen Job wie ich, er ist Schauspieler, hat gut gelebt und wird bald sterben. Er hat ein großes Haus, eine Torschussmaschine und einen Swimmingpool. Doch bekanntlich macht ja solcher Reichtum allein nicht glücklich. Das gilt auch für ihn. Wichtig ist, er hat Freunde, und diese kommen auch, als es ihm ganz schlecht geht. Und diese Situation – wie der Film überhaupt – erzählt viel über das Glück, Freunde zu haben, die bei einem sind. Und in dieser Situation ist Glück eben etwas ganz anderes als Wohlstand und Ruhm. Freunde sind auch für mich ein ganz großes Glück. Ich glaube nicht an eine glückliche Einsamkeit und bin auch keiner, der alleine meditieren kann. Glück fängt für mich bei Zweien an. Und Manni hat das Glück, dass da am Ende seine drei Freunde da sind und die große ehemalige Liebe.
Ist es eine besondere Erfahrung, einen sterbenden Menschen zu spielen?
Ja. Es ist leichter, jemanden zu spielen, der am Anfang gesund ist, dann krank wird und schließlich stirbt. Das habe ich auch schon gespielt. Hier steige ich in den Film ein, als Manni schon im Hospiz im Sterben liegt. Man kann sich eigentlich nur ganz bescheiden daneben stellen. Das war auch mein eigener Konflikt als Schauspieler, der ja immer etwas laut sein möchte und es jetzt hinkriegen musste, leise und bescheiden zu sein, ohne dass es zu rührselig wirkt. So nah am Tod zu sein, davor hatte ich am meisten Angst. Ich habe auch Angst davor, dass, wenn es mir mal selber so schlecht geht, die Leute mit so ganz viel Mitleid kommen. Als ich Alter und Schönheit zum ersten Mal gesehen habe, habe ich mich sehr über so merkwürdig hilflose Situationen amüsiert, wie die Szene, wo der Justus mir eine Uhr schenkt. Für mein persönliches Ende wünsche ich mir, dass man mich mit Humor begleitet, mit Lust und mit Spaß. Aber der Spaß darf auch nicht verloren gehen, wenn man solche Szenen dreht. Und der war reichlich da.
Wie war die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Michael Klier?
Ich habe zum ersten Mal mit Michael Klier gearbeitet, er ist ein “Loco”, ein Verrückter, und ich arbeite gern mit Verrückten. Michael arbeitet intuitiv. Er ist ein sehr sensibler Mensch und, weil ich mich auch für ein bisschen sensibel halte, wussten wir sehr oft, was der andere meint – auch ohne dass viel geredet wurde. Andererseits behauptet er ganz klar, was er will und das ist ganz wichtig. Es war eine sehr fruchtbare Arbeit, auf eine anstrengende Weise positiv. Beim Film gibt es für den Schauspieler immer drei Partner: der andere Schauspieler, der Regisseur und der Kameramann, in diesem Fall die Kamerafrau. Die müssen mit mir klarkommen, ich mit denen. Das muss stimmen. Man muss nicht Händchenhalten, aber es muss eine gemeinsame Sprache entstehen.
Gab es Raum für Improvisation oder wurde streng nach Drehbuch gearbeitet?
Ich liebe Drehbücher, die man vom Blatt spielen kann. Aber für manche Geschichten kann es keine solche Bibel geben. Es ist natürlich meine Hausaufgabe, vorher zu gucken, was geht, was geht nicht und zu diskutieren. Michael Klier ist jemand, der oft schon beim Probieren die Kamera laufen lässt und dann sagt gut, das reicht oder eben noch weiterprobiert. Ich finde, dass man solche Filme so machen muss.
Die Möglichkeit, die wir am Theater haben, dass jeden Tag was Neues passiert, hast du beim Film nicht. Das Vertrauen muss sich aufbauen und bei Michael hatte ich es schon vorher.
Welches Geheimnis verbindet und trennt Manni und Rosi?
Das Geheimnis, das wir alle mit uns herumtragen, ich hoffe, das hat jeder mal gehabt, eine große Liebe. Was passiert, wenn man eine große Liebe wieder trifft. Vor allem, wenn man in so einem Zustand ist. Manni merkt leider erst vor seinem Ende, wie wichtig ihm Rosi war. Aber nicht zu spät, um wenigstens das noch zu erkennen. Frauen leben Beziehungen konsequenter und Manni hat das nicht geschafft.
Aber so kurz vor Schluss schafft er dann doch noch etwas und das fand ich spannend und ich denke, das haben wir auch gezeigt.
Was bedeutet Alter für Peter Lohmeyer?
Ich bin jetzt 46. Als ich 45 geworden bin, habe ich gesagt: Jetzt habe ich die Hälfte. Das ist kühn, aber die Leute werden ja heute relativ alt. Ich freu’ mich dann immer, wenn ich jemanden mit 80 noch so kräftig daher laufen sehe. Ich habe gerade geheiratet, und wenn ich ehrlich bin, denke ich eigentlich nicht viel übers Alter nach. Ich merke es an den Kindern: Wenn ich mit meinem 19-jährigen Sohn Fußball spiele, und ich habe schon immer mit dem Fußball gespielt, dann ist der jetzt schneller als ich.
Aber ich bin immer noch besser. Meine kleinste Tochter ist jetzt 13, und ich hoffe, dass ich mit ihr noch in die Disco gehen kann, ohne dass mich einer rausschmeißt, weil ich zu alt bin. Alter bedeutet auch, dass ich auch mal meine Ruhe haben möchte. Mit 60 möchte ich nicht mehr viel mit diesem Job zu tun haben, sondern nur noch lesen und irgendwo leben, wo nicht dauernd das Telefon klingelt. Aber es sollte schon ein Flughafen in der Nähe sein, von dem ich schnell nach Düsseldorf fliegen kann, um dann nach Gelsenkirchen ins Stadion zu fahren. Es gibt so kleine Wünsche, die sich aufs Alter beziehen. Mir geht’s ja noch gut, es gibt andere Menschen, die sagen: “Au, das tut jetzt weh, und ich kann nicht mehr so lange saufen” und so.
Als wir den Film gedreht haben, habe ich aufgehört zu rauchen. Nicht wegen des Alters, sondern weil ich das ungeheuer anstrengend fand; man muss die Kommunikation ständig unterbrechen, weil man rausgehen muss, um zu rauchen. Es geht mir jetzt nicht wesentlich besser, ich bin auch nicht dicker geworden deswegen. Vielleicht geht es mir so gut, weil Gedanken ans Alter keine große Rolle für mich spielen. Das einzige ist, ich sehe jetzt schlechter und brauche eine Brille. Ach ja, eine Glatze habe ich inzwischen auch. Also ein paar Sachen fallen mir schon ein, bei denen ich merke, ich werde älter. Aber ohne große Sorgen, vielleicht liegt das an der Einstellung.
Im Film ist der Ferrari so ein Objekt der Begierde. Gab oder gibt es für Peter Lohmeyer im richtigen Leben auch so etwas?
Ich hatte mal ein Faible für Autos, das habe ich aber abgestellt, weil ich jetzt auch so ein Ökofreak bin, saubere Luft brauche und eher umweltfreundliche Autos fahre. Ich hatte mal ein Lieblingsauto, das war ein Renault Floride, ein wunderschönes Cabriolet, das auch Brigitte Bardot oft in ihren Filmen gefahren hat und für einen Mann eigentlich viel zu klein war. Oder den Citroen DS gab es auch mal als Cabrio. So alte Autos, da steh’ ich drauf. Aber jetzt einen neuen Ferrari oder so Benzinschleudern, das geht alles gar nicht, das interessiert mich nicht. Ich habe mal ein altes Motorrad gefahren, eine Indian, das war vielleicht mein Ferrari, aber dann waren die Kinder da, und ich war nur am Schrauben … Das konnte ich mir nicht mehr leisten.
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