Gestern Abend feierte die Thomas Mann-Verfilmung Buddenbrooks – Ein Geschäft von einiger Größe in Essen Weltpremiere und viel deutsche Politiker- und Künstlerprominenz ließ es sich nicht nehmen, über den Roten Teppich zu flanieren. Bundespräsident Horst Köhler hielt eine Rede. Dies zeigt einmal mehr, welche Wichtigkeit das Werk von Thomas Mann hat. Er sagte: “Für uns Deutsche ist dieses Buch immer noch wie ein Spiegel unseres Wesens und unserer Kultur – wenn auch aus einer vergangenen Zeit.” Auch andere Politiker nutzten die Premiere des Films für einen Auftritt, so Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Selten standen Politik und Film derart eng zusammen.
Stars und Sternchen flanierten natürlich auch: Selbstverständlich war Regisseur Heinrich Breloer anwesend, der ja so etwas wie der Familie Mann-Experte ist. Erinnert sei an seine wirklich herausragende, dreiteilige Dokumentation Die Manns. Außerdem kamen Hauptdarstellerin Iris Berben und Armin Mueller-Stahl sowie Jessica Schwarz und Mark Waschke. August Diehl war leider nicht anwesend; er lag krank im Bett. An dieser Stelle Wünsche zur baldigen Genesung.
Der Film erzählt vom Aufstieg und Fall einer großbürgerlichen Handelsfamilie im Lübeck des 19. Jahrhunderts. Die drei Kinder wachsen wohlbehütet auf, aber langsam beginnt der Stern der Familie zu sinken. Das Oberhaupt der Familie stirbt, die Söhne haben andere Interessen und die Veränderung der Wirtschaftslage steuert das ihrige dazu bei, dass die Familie mehr und mehr auseinanderbricht.
Schon vier Mal wurde der große Stoff für den Film adaptiert. Regisseur Gerhard Lamprecht schuf 1923 seine stumme Version von Buddenbrooks – Ein Geschäft von einiger Größe und fand damals bei Autor Thomas Mann keine Gnade. Der schätzte den Film als unglücklich ein. Alfred Weidenmann dreht Ende der 1950er Jahre einen Zweiteiler mit Liselotte Pulver und Nadja Tiller, an dem auch Erika Mann mitgearbeitet hat. Die Verfilmung wurde von Kritikern zwar als respektabel eingeschätzt, bot aber keinerlei Überraschungen und ging mit dem Roman relativ frei um. In Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders wurde der Verfall der Familie durch die Moderne erst gar nicht thematisiert. Genau 20 Jahre später kam eine gigantische, elfteilige Version von Franz Peter Wirth ins westdeutsche Fernsehen.
Nun also in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise eine neue Verfilmung. Interessant wird sein, ob Buddenbrooks – Ein Geschäft von einiger Größe die aktuelle Lage irgendwie spiegeln kann. Wir sind gespannt.