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Ramen, Sake und verträumte Regisseure

28.05.2016 - 12:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Nippon Connection Festival
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Nippon Connection Festival
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Nun spaziere ich seit Dienstag auf dem japanischen Nippon Connection-Filmfestival und durfte dabei nicht nur bodenständige Filmemacher beobachten, sondern auch ein toll organisiertes und schön verziertes Fest erleben.

Ein Filmfestival bietet, so wie es der Name bereits erkennen lässt, viele spektakuläre und interessante Filme. Doch was geschieht abseits der Kinosäle?

In Verbindung mit der Prämisse, ich würde gerne spazieren gehen und die Liebe zum Film wiederentdecken, möchte ich mit diesem Artikel zunächst die Filme außen vor lassen und mich stattdessen mit der Atmosphäre des Nippon Connection-Festivals beschäftigen.

Aktiv war ich bisher auf wenigen Filmfestivals und konnte infolgedessen kaum diese "Film-Luft" schnuppern. Dementsprechend bin ich bereits im Vorfeld sehr nervös und aufgeregt. Der erste Tag beginnt und ich steige am Merianplatz aus. Verdutzt schaue ich um mich und stelle mir die Frage, ob ich hier falsch gelandet bin. Zwar kenne ich mich in Frankfurt nicht besonders gut aus, aber im Vergleich zu den Orten, die ich bisher gesehen habe, ist diese Gegend wirklich schön und angenehm. Ich fühle mich auf Anhieb wohl. Auf dem Weg zur Naxoshalle laufe ich an einem pinken Fahrrad vorbei. Davor lehnt sich ein Poster von der Nippon Connection an. Ich lache und laufe weiter. Weiter vorne sehe ich die erste Menschenmasse. Sie bilden eine Schlange, wofür, weiß ich noch nicht genau. Zwar gehört dieses Gebäude wohl zum Festival, doch meinen Ausweis bekomme ich hier nicht. Ich laufe weiter und sehe die Wegweiser. Hier bin ich wohl richtig, die Naxoshalle.

Nippon Connection

Ich halte kurz an und sehe mir das Gebäude genauer an. Es ist rustikal und wirkt wie ein Schauort aus der Serie Daredevil. Allerdings steckt hinter den anfänglich unsanft erscheinenden Fassaden eine romantisch eingerichtete Hütte. Ich gehe hinein und hole mir, bevor ich mich genauer umsehe, den Ausweis. Zwei nette Damen erklären mir, dass ich gegenüber die Tickets holen kann. Verdammt. Journey to the Shore ist ausverkauft. Meine Freundin lacht, da sie eine im Vorverkauf ergattern konnte. Später schaffe ich es doch noch, eine Karte zu bekommen, zuerst sehe ich mich aber in der Halle um. Eine Bar mit japanischem Bier und Fritz-Getränken, daneben ein Essensstand, welcher mich mit seinen Düften verlocken will. "Einmal die Gyoza Taschen bitte und dazu Ramen!" Ich laufe herum und werde von einem Lufthansa-Repräsentanten angesprochen. "Wenn sie dieses Papier ausfüllen und in den Kasten hier werfen, können sie Flüge nach Japan gewinnen." Ich verkaufe meine Seele und versuche mein Glück. Meine Freundin entdeckt eine Fotobox. Was darauf folgt ist klar. Wir quetschen uns auf gefühlt 1 m². "Noch 180 Sekunden bis das Bild ausgedruckt wird." Wir warten. Nichts passiert. Der Automat ist kaputt. Wir lachen und sehen uns weiter um. Japanischer Schmuck und handgemachte Staubfänger sehen uns an. Im Grunde sind sie sehr schön, doch leider ein bisschen über meinem Budget. Wir sehen eine Teestube, doch sie ist noch geschlossen. Vermutlich wird in den nächsten Tagen eine Veranstaltung stattfinden.

Nippon Connection

Das Festival selbst hat zwar mehrere Standorte, wodurch es zu zeitlichen Komplikationen kommen kann, wenn man kurzfristig von einem Punkt zum anderen fahren muss, doch finden die Hauptattraktionen an zwei von einander nicht weit entfernten Gebäuden statt, nämlich dem Mousonturm und der Naxoshalle.

Der nächste Ort auf meinem Spaziergang ist der besagte Mousonturm. Bereits am Eingang ist das Erscheinungsbild dieses Gebäudes eleganter und edler. Nun weiß ich auch, warum die Menschen vorher in der Schlange standen. Sie wollten vermutlich zur Eröffnung des Festivals. Man merkt sofort, dass hier die Haupt-Screenings und Preisverleihungen stattfinden. Auch finden sich hier die größten Menschenmassen. Ich laufe im Erdgeschoss herum und beobachte den Raum. In der Mitte steht ein länglicher Tisch. Aus der Nähe beobachte ich, wie die am Tisch sitzenden Personen sich hingebungsvoll dem Origami widmen. Eine Mitarbeiterin fragt mich, ob ich mitmachen will. Ich sage, dass ich lieber den Beobachter spiele. Eine andere Frau ruft: "So hat es bei mir auch angefangen, jetzt bin ich bei meinem dritten Origami." Sie lacht und ich erwidere es. Hinter mir höre ich unkontrollierte Schreie. Ich drehe mich um und sehe den Merchandise-Stand. Filme, Accessoires und Goodies liegen auf den Tischen verteilt rum. Zugegeben, die Shirts und die Jutebeutel sind ganz schnieke. Vielleicht hole ich mir einen dieser Beutel am Sonntag. Ich laufe in den ersten Stock hoch. Neben den gewöhnlichen Ständen sehe ich einen Sake-Stand. Es ist nie zu früh, um einen Sake zu testen. Er ist leicht und im Abgang sehr angenehm, dennoch brennt es ein wenig. Ich finde es super. Daraufhin schlender ich weiter. Das Gaming-Center steht vor mir. Donkey Kong, Bomberman und Sailor Moon, einfach nur super! Ich sehe mich weiter um und entdecke weitere Stände mit selbst hergestellten Objekten, wie z. B. Postkarten. Wir laufen wieder runter und sehen auf dem Weg den Regisseur Isao Yukisada. Ich bin überrascht und fasziniert zugleich, dass er einfach neben uns ist. Klar, er ist auch nur ein Mensch und will den Abend genießen, doch für mich ist es schön zu sehen, dass dieses Festival so offen ist. Zuletzt hole ich mein Ticket und wir gehen in den vollen Kinosaal.

Nippon Connection

An meinem ersten Tag habe ich viele schöne Sachen erleben dürfen. Auch an den Folgetagen gab es abenteuerliche Situationen. Was will ich aber mit diesem Artikel bewirken? Auf einem Filmfestival geht es oft nur um die Screenings, nur um die Filme, allerdings besteht so ein Festival aus mehr als nur den zu sehenden Filmen. Ein großes Team versucht, mit verschiedensten Veranstaltungen so viel Abwechslung wie möglich zu bieten, damit alle Facetten der schönen japanischen Kultur adäquat präsentiert werden können. Für mich persönlich waren diese Erkundungstouren eine wertvolle Erfahrung. Im Endeffekt habe ich versucht, Kino und Kultur so gut es geht zu verbinden. Manchmal war es schwer, da zwischen den Sichtungen lediglich Zeit für ein Espresso vorhanden war, doch oft hat es funktioniert und ich bin glücklich darüber. Ich bin auf dem Festival spazieren gegangen und hatte sehr viel Spaß. Als Nächstes werde ich euch meine Reise durch die Filme näher bringen.

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