Die ersten fünf Minuten von Sexy Beast grenzen an Perfektion. Ein braun gebrannter Ray Winstone liegt in der prallen Sommer neben seinem Swimmingpool. Er trägt eine Sonnenbrille, eine Goldkette und eine viel zu enge, knallgelbe Unterhose. Sein Name ist Gal Dove und er verbringt seinen Ruhestand vom Ganovendarsein mit seiner spanischen Villa und seiner Frau. Mühsam richtet er sich auf, meckert mit dem Dienstjungen und legt sich wieder hin. Peaches von The Stranglers läuft auf der Tonspur. Die Namen der Filmemacher flimmern in pinken Schriftzügen über die Leinwand. Gal richtet sich wieder auf, schlendert zum Pool und kühlt sich mit einem Ventilator ab. Plötzlich löst sich ein großer Felsen vom Hügel hinter ihm, rollt herunter, verfehlt ihn nur knapp und landet mit Getöse mitten im Schwimmbad. Stille.
Genau wie der Felsbrocken landet kurz danach eine ähnliche Kraft der Natur in Gals Leben: Ben Kingsley als Dom, ein bekloppter Soziopath aus der Londoner Unterwelt taucht auf und will ihn für einen letzten Bankraub rekrutieren. Gal will nicht zurückkehren, doch Dom akzeptiert seine Absage einfach nicht. Ben Kingsley kreiert hier einen furchterregenden, schreienden, spuckenden Cockney-Bösewicht, der jede seiner Szenen mit Leben füllt (es ist schwer zu glauben, dass dieser Mann Gandhi gespielt hat), während Ray Winstone ausnahmsweise die ruhigere, nachdenklichere Rolle übernimmt.
Sexy Beast ist der erste Film von Jonathan Glazer, doch er fühlt sich zu keinem Zeitpunkt wie ein Debüt an. Er inszeniert die Schauspieler auf eine originelle Art und bringt Frische in die eigentlich eher gewöhnliche Handlung. Sein neuester Film, Under the Skin wartet übrigens noch immer auf eine deutsche Veröffentlichung, in welcher Form auch immer (wir berichteten). Kleiner Tipp: Es ist ein Meisterwerk.
Heute im TV: Sexy Beast
Wann: 22.15 Uhr
Wo: ServusTV