Kürzlich kommentierte Oona Chaplin, die Game of Thrones-Darstellerin war, es also wissen muss, die anhaltende Inzest-Obsession im amerikanischen Fernsehen. Dem Fernsehen, so Chaplin, würden die Tabus ausgehen, weshalb nun umso öfter auf ein letztes bestehendes zurückgegriffen werden müsse: der Inzest. Bei Riverdale deutet sich nun wieder eine inzestiöse Beziehung an. Cheryl Blossom (Madelaine Petsch) und ihr mittlerweile toter Zwillingsbruder Jason werfen sich in den traumgleichen Zeitlupen-Rückblenden verdächtig tiefe Blicke zu. Am Ende der 2. Episode Touch of Evil und nach abgeschlossener Obduktion der aufgefundenen Jason Blossom-Wasserleiche, wird Cheryl abgeführt. Vor der Klasse bekennt sie sich schuldig. Die Polizei muss Dinge herausgefunden haben, die uns jetzt noch verschwiegen werden. Wichtig: Jason starb nicht am 4. Juli, sondern eine Woche später.

Die an Tabubrüchen bislang nicht arme Serie umgeht indes einen ganz entscheidenden: Jughead Jones' (Cole Sprouse) Asexualität muss wohl noch von einer Petition erzwungen werden. Das Überschreiten sexueller Tabu-Linien ist leichter durchzusetzen als die Darstellung des bewussten Verzichts auf Sex bzw. das fehlende Verlangen danach.

Der sozial bisher auffällig inaktive Jughead ist diesmal fester Bestandteil fröhlichen Zusammenraufens. Zwischen ihm und Archie (K.J. Apa) schien schon alles vorbei, spätestens als Jughead Archie beim Händchenhalten mit Lehrerin Ms. Grundy erwischt - ein ganz alter Soap-Hut - ist die Freundschaft eigentlich Geschichte. Archie benimmt sich anschließend erst ordentlich daneben, schlägt sich dann aber für seinen besten Freund mit einem Football-Kameraden und ergo wieder auf Jugheads Seite und alles ist wieder in Butter. Schön und gut, aber auf Freundschaften in Riverdale würde ich nach den bisherigen Eindrücken nicht allzu viel geben.

Betty etwa lässt sich nach einem handfesten Verrat genauso schnell wieder von ewiger Freundschaft überzeugen wie Gina-Lisa Lohfink im Dschungelcamp von Honeys Grundständigkeit. Betty (Lili Reinhart) und Veronica (Camila Mendes) sind am Ende der 45 Minuten wohl nur deshalb noch befreundet, weil sie sich einmal mehr vertragen als streiten. Beide gehen zudem gefährliche Freundschaftsversuche mit der Giftspritze Cheryl ein. Am unmöglichsten erscheint aber die in dieser Folge abermals zerbrochene und letztlich wieder geschmiedete Bindung zwischen Betty und Archie, die ihren Sandkastenfreund immer mindestens so schön anschmachtet wie Joseph Gordon-Levitt Zooey Deschanel in 500 Days of Summer.

Kaum zu fassen jedenfalls, dass die vierköpfige Riverdale-Clique vor dem abschließenden Episoden-Epilog gemeinsam im Diner sitzt und Milkshakes schlürft. Dieses Bild jedenfalls sollten sich Riverdale-Schauer einrahmen:

Zitat der Episode von Jughead Jones:

Einen leuchtenden Moment lang waren wir einfach nur Kids. Die hellen Neonlichter hielten die Dunkelheit fern, die schließlich, so wie jede Nacht, einem Morgen der Abrechnung weichen musste.

Anmerkungen:

Cheryl zu Veronica über Jason: "Er sollte doch wieder zurückkommen" - megaverdächtig
Man kann einen Pferdeschwanz nicht bedrohlicher filmen als den von Betty nach der Schminkszene mit Cheryl
Wir werden Archie wohl noch öfter mit freiem Oberkörper sehen als Taylor Lautner in der Twilight-Reihe. Selbst die ohnehin törichte Nachtwanderung zur Lehrerin Ms. Grundy unternimmt Archie joggend und lediglich in Boxershorts gekleidet
Wir warten immer noch auf den ersten Auftritt von Molly Ringwald als Archies Mutter

Hier geht es nächste Woche weiter mit Riverdale Kapitel 3: Body Double

Und hier könnt ihr nochmal den Pilot-Check zur ersten Folge nachlesen.

Riverdale - Staffel 1, Episode 2 im Serientagebuch

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