Samantha Geimer hat genug. Nach 30 Jahren will sie endlich ihre Ruhe, für sich und auch für den Regisseur Roman Polanski. 1977 war sie das Opfer des Regisseurs. Unter dem Vorwand, sie als Filmschauspielerin berühmt zu machen, hat er die damalig 13-Jährige in der Wohnung von Jack Nicholson empfangen, halb nackt fotografiert, ihr Alkohol gegeben und sie sexuell missbraucht. Wegen des Verdachts auf Vergewaltigung und Beischlafs mit dem Teenager wurde der Filmemacher angeklagt und entzog sich dem Gerichturteil. Er floh aus den USA und ist seitdem nicht mehr eingereist.
Roman Polanski lebt in Paris und hat so seinen Oscar für Der Pianist auch nicht live entgegen nehmen können. Nun macht der Sachverhalt wieder weltweit Schlagzeilen, weil die Anwälte von Roman Polanski beim Gericht in Los Angeles einen Antrag gestellt haben, das Verfahren nach nunmehr 30 Jahren einzustellen. Die Richter entschieden allerdings dagegen: Der Straftäter solle selbst vor Gericht erscheinen, denn er gelte als Justizflüchtling.
Nun hat sich auch das Opfer in die Debatte eingeschaltet: Samantha Geimer ist es leid, ständig von sich in der Presse zu lesen. Sie hat zwar nie wieder mit Polanski geredet, aber will nichts mehr von dem Thema hören. Die 45-jährige, dreifache Mutter lebt auf Hawai und hat nun öffentlich Stellung genommen: Sie fordert ebenfalls die Einstellung des Verfahrens. Sie sieht sich nur als Opfer von Roman Polanski, dem sie längst verziehen habe, sondern auch der amerikanischen Gerichtsbarkeit, speziell des Staatsanwaltes. Er ist es, denn sie für den Schaden, den ihr und ihrer Familie permanent zugefügt wird, verantwortlich ist.
Schon in der Dokumentation Roman Polanski: Wanted and Desired (2008) hat sie sich für den Filmemacher ausgesprochen und Fehler im damaligen Verfahren beim Namen genannt. Auch als der Regisseur nicht zur Oscar-Verleihung in die USA einreisen durfte, hat sie sich für ihn eingesetzt. Bisher alles umsonst. Es bleibt abzuwarten, ob die Richter in Los Angeles dieses Statement überhaupt in ihre Meinungsbildung einbeziehen.