SchleFaZ – "Nüchtern übersteht man das nicht“

17.07.2016 - 09:17 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Peter Rütten und Oliver Kalkofe in ihrem SchleFaZ-Habitat
Tele 5
Peter Rütten und Oliver Kalkofe in ihrem SchleFaZ-Habitat
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Peter Rütten und Oliver Kalkofe gehen in ihrer Show SchleFaZ dahin, wo es dem Filmfan wehtut. Ihr Kampf gegen schlechte Filme sieht das Scheitern vor und ihnen dabei zuzusehen, ist unterhaltsam wie derzeit kaum etwas im deutschen Fernsehen. Ein Besuch bei SchleFaZ.

Im Foyer lungern Menschen mit Haihüten (ja, Haihüten) herum, die aussehen, als würden sie ihre Köpfe verschlingen; andere tragen Shirts mit Straight Outta SchleFaZ-Aufschrift oder einfach nur dämlich-bunte Krawatten und Anzüge – obwohl, das ist vielleicht auch einfach schlechter Geschmack. Und die geladenen Gäste erst: Martin Semmelrogge ist da und grinst durch eine halbtransparente Sonnenbrille sein Semmelrogge-Grinsen in weißleuchtende Handy-Kameras. Später kehlt er allen Ernstes und für jeden hörbar seiner Begleitung zu, er könne jetzt mal was zu trinken gebrauchen, könnte damit natürlich auch nur ein Mineralwasser meinen. Der Edeka-Opa ("Supergeil") schüttelt höflich einen Fan ab, indem er, reine Spekulation, seinen Harndrang nur vortäuscht. Das bekomme ich mit, weil das Foyer klein ist und eng und karibisch von Tele 5 hochgeschmückt wurde, Palmen und allerlei anderes aufgepustetes Plastik, -Sonne, -Strand- und Meerzeugs im sonst ja eher schmucklosen Kino International-Foyer aufgestellt wurde, man sich also unauffällig in Promi-Nähe rücken kann. So kommt es, dass ich plötzlich auf dem selben Sofa sitze wie Paula Lambert (Paula kommt) und ihre zwei Kinder, die lieber einen Hai-Film gesehen hätten. Außerdem werden hier Mettbrötchen verteilt, die ich vier Mal ablehne, einmal öfter als den Wackelpeter und Reporter rufen anmaßend Vornamen von Prominenten. Peter Rütten und Oliver Kalkofe blödeln derweil PR-routiniert vor Kameras rum, geben Interviews und posieren vor einem VW-Bus mit Blümchenschmuck.

Die Ideengeschichte von SchleFaZ - Die schlechtesten Filme aller Zeiten ist schnell ergründet: „Ihr habt doch so viele Scheißfilme, warum machen wir da nicht mal was draus.“, referiert Peter Rütten einem dunklen Publikum bei seiner Anmoderation des SchleFaZ-Events zur 4. Staffel im Kino International in Berlin, in das ein vielköpfiger Tele 5-Tross extra aus der Senderheimat in München durch einige urlaubige Staus angereist war. Mehr als zehn Stunden soll das gedauert haben und dafür wirkt das hier jetzt doch alles sehr gelöst. Die machen sich halt keinen Kopf bei Tele 5. Und wahrscheinlich lassen sich so auch leichter wie geschmiert funktionierende Show-Ideen wie SchleFaZ ersinnen: Nicht zu viel nachdenken, ein paar gewitzte Leute mit klarer Haltung einfach ihr Ding machen lassen.

Zwischen An- und Abmoderation der SchleFaZ-Show liegen etwa zwei Stunden Musik, Musik - da wackelt die Penne, der am vergangenen Freitag hilfloser Spott-Gegenstand des SchleFaZ-Staffelauftakts war. Zum Ende des Films joggen Peter Rütten und Oliver Kalkofe unter donnerndem Jubel ins Scheinwerferlicht vor die Leinwand, auf der noch der bunte SchleFaZ-Wimpel leuchtet, stehen da x-beinig, adrett, mit geöffneten Revers, etwas durchgenudelt von ihrer eigenen Performance und natürlich der Schlechtigkeit des Films. Sie wundern sich auch zunächst, dass die Zuschauer so tapfer mit ihnen durchgehalten haben, kokettieren dabei natürlich ein wenig mit dem eigenen Entertainer-Talent, waren nämlich nur wenige Sekunden zuvor einer Sitzreihe im vorderen Drittel des Kinosaals entstiegen, also von Menschen umringt gewesen, die die zwei Show-Stunden kaum aus dem Lachen herausgekommen waren. Sie seien froh, das - diesen lausigen Lausbubenfilm - gemeinsam mit ihrem SchleFaZ-Publikum durchgestanden zu haben, sagen Rütten und Kalkofe, gleich sei dann noch Zeit für Selfies. Die Autogramm-Karten sind vorbereitet, soll heißen, unterschrieben. Dann löst sich der Saal auf und schwemmt in die angrenzenden Räumlichkeiten, wo jetzt noch die von Tele 5 ausgerichtete „Große Schlagerparty“ den angebrochenen Abend abrunden soll. Quasi als Belohnung für das Leid, das sich die Zuschauer bei der Begutachtung des Lausbuben-Klassikers mit dem glucksend klingenden Titel Musik, Musik – Da wackelt die Penne angetan haben.

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