Sci-Fi-Alptraum bei Netflix: Oxygen hat in Wirklichkeit zwei Enden

18.05.2021 - 14:30 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Mélanie Laurent im Netflix-Film OxygenNetflix
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Der Thriller Oxygen bei Netflix bietet Spannung auf engstem Raum. Das Ende des Films wirkt simpel, doch ist es viel komplexer, wie auch Alexandre Aja erklärt.

Das Ende von Alexandre Ajas neuem Netflix-Thriller Oxygen wartet mit mehreren Twists auf. Wer denkt, es komplett erfasst zu haben, sollte sich die Aussagen von Regisseur Aja durchlesen. Er erklärt nämlich, dass der Netflix-Film im Grunde zwei Enden hat. Und erinnert an die leicht zu übersehende Komplexität des Films.

Wie erklären das Ende und ordnen die Aussagen von Aja ein: Hat Oxygen in Wirklichkeit zwei Enden?

Achtung, der folgende Artikel enthält massive Spoiler zum Ende von Oxygen bei Netflix.

Das Ende von Oxygen bei Netflix erklärt: Was der Film zeigt

In Oxygen wacht eine namenlose Frau (Mélanie Laurent aus Inglourious Basterds) ohne Erinnerung in einer kryogenischen Kammer auf. Deren Sprachassistent MILO (Bond-Bösewicht Mathieu Amalric) kennt sie nur als Bioform Omikron 267 und informiert sie darüber, dass nur noch 35 Prozent Sauerstoff verbleiben. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Wo befindet sich die Kapsel?

Mit Hilfe von MILO recherchiert unsere Heldin nach ihrem wahren Namen: Dr. Elizabeth Hansen. Schon bald erfährt Liz, dass sie einen Ehemann namens Léo Ferguson (Malik Zidi) hat. Ihre Erinnerungen scheinen das zu bestätigen. Unter seiner Telefonnummer erreicht sie jedoch nur eine ältere Frau.

Als der Sauerstoff für Liz immer knapper wird, gelingt es ihr fast, die Tür ihrer Kapsel zu öffnen. Die geheimnisvolle ältere Frau hält sie jedoch davon ab: Wenn Liz das tut, wird sie sterben. Denn sie befindet sich nicht etwa unter der Erde oder in irgendeiner Abstellkammer, sondern fast 69.000 Kilometer vom blauen Planeten entfernt.

Die Menschheit wird von einer Pandemie dahingerafft und sucht deshalb in einer geheimen Mission Lichtjahre entfernt nach einem neuen Planeten zum Besiedeln. Deswegen ist Liz auf dem Weg zum (real existierenden) Planeten Wolf 10-61.

Wer ist Liz wirklich?

Bevor der Kontakt zur älteren Frau abbricht, erhält Liz einen wichtigen Tipp: "Finde Léo". Was Liz zur Erkenntnis führt, dass sie nicht allein ist: Zehntausende andere Menschen sind im Tiefschlaf mit ihr unterwegs. Und einer davon ist Léo. Als Liz ihn sieht, fällt ihr jedoch eine fehlende Narbe auf seiner Stirn auf, was sie stutzig macht.

Oxygen - Trailer (Deutsch) HD
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Also fragt sie MILO, wie alt sie wirklich ist: 12 Jahre, antwortet die freundliche Computer-Stimme. Ihr wird klar: Sie ist ein Klon und die Wissenschaftlerin Elizabeth Hansen - die Frau am Telefon - hat ihre Erinnerungen auf sie übertragen. Gemeinsam mit dem Klon des verstorbenen Léo soll "Liz" ein neues Leben auf Wolf 10-61 beginnen.

Am Ende von Oxygen gelingt es ihr tatsächlich, sich zu retten. Liz leitet die Aktivitäten des kaputten Prozessors um und beauftragt MILO, den Sauerstoff von Kapseln abzuzapfen, deren Insassen nicht mehr leben. Einige Zeit später sehen wir die Klone Liz und Léo vereint auf Wolf 10-61. Doch warum haben wir es mit zwei Enden zu tun?

Regisseur Alexandre Aja über die zwei Enden von Oxygen

Das Ende von Oxygen sieht auf den ersten Blick fast schon zu verträumt aus, um wahr zu sein. So idyllisch und glücklich wirken die beiden weiß gekleideten Klone am Strand des fremden Planeten. Es gibt also ein Happy End für die Liebe.

Aus einem anderen Blickwinkel ergibt sich jedoch ein zweites, düsteres Ende: Alles, was wir von Léo und Liz zuvor gesehen haben, endet in einer Tragödie: Die reale Liebesgeschichte wird durch ein Virus verkürzt. Die Klone mit "künstlichen Erinnerungen" leben das Leben von Toten als fahle Imitation der Realität nach. Als hätte sie eine Göttin (der Wissenschaft) geformt und die Liebe einprogrammiert. Das klingt weitaus weniger romantisch, als es das Bild am Strand vermuten lässt.

Liz' Erinnerungen an Léo wirken erstaunlich echt

Inverse  hat Alexandre Aja deshalb gefragt, welches Ende von Oxygen das "echte" ist, das glückliche oder das traurige Ende?

Es ist etwas seltsam, weil ich auf der optimistischen Seite sein will und daran glauben möchte, dass ihre Liebesgeschichte wirklich erfolgreich war, aber am Ende, denke ich, ist der Film wirklich ein Kampf.

Dabei hat Aja keine Antwort auf die Frage, wie "echt" die Liebe der beiden Klone Liz und Léo wirklich ist:

Es ist fast wie ein Leben nach dem Tod. Beide Figuren sind für die originalen Figuren tot. Ich weiß nicht genau, wer diese Menschen sind und ob sie wirklich sie selbst sind, oder nur falsche Versionen ihrer selbst. Ich denke, jede:r wird unterschiedliche Interpretationen davon haben, was es bedeutet.

Warum der Planet eine besondere Bedeutung für das Finale des Netflix-Films besitzt

So simpel das finale Bild wirkt, so komplex ist das Ende von Oxygen in Wirklichkeit. Dazu passt im Übrigen auch der Planet, auf dem Liz und Léo sich im Finale wiederfinden.

Die Wissenschaft nimmt an, dass eine Seite von Wolf 10-61 dauerhaft einem Stern zugewandt ist (es ist immer Tag) und die andere dauerhaft abgewandt ist (es ist immer Nacht). Zwischen diesen beiden statischen Extremen, also auf der Tag-Nacht-Grenze, könnte es eine bewohnbare Zone geben.

Hier lassen sich unsere beiden Klone im Film nieder, weder eindeutig auf der einen noch auf der anderen Seite, sondern in einer Art Schwebezustand zwischen Tag und Nacht, eigener und fremder Identität. Oder, wenn man so will, zwischen glücklichem und traurigem Ende.

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Was haltet ihr von Oxygen?

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