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Science Fiction - Ein kurzer Blick zurück

05.12.2015 - 17:05 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Cooper bei seiner Mission in "Interstellar"
Warner Bros.
Cooper bei seiner Mission in "Interstellar"
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Science-Fiction - Ein gewaltiges Genre, in dem für jeden was dabei ist und sich immer weiter entwickelt. Bald startet bei uns der neue Star Wars, die Vorfreude darauf ist wohl ansteckend. Aber was hat sich in den letzten Jahren allgemein in diesem Genre getan? Ein kurzer Überblick.

Fans von 2001: Odyssee im Weltraum sind natürlich von vornherein verwöhnt und daher schwer zu beeindrucken. Aber auch wem dieser Film entgangen ist, sollte auch immer kritisch bleiben, immerhin sind wir in der Lage, die Entwicklung der Filme direkt zu beeinflussen. Wer, wenn nicht wir Zuschauer entscheiden, welcher Film an der Kinokasse floppt, welcher Film schlecht oder gut bewertet wird. Spätestens nach Der Marsianer - Rettet Mark Whatney mit Matt Damon, von Ridley Scott und Interstellar von Christopher Nolan wissen wir aber eins:

Science Fiction ist wieder ein massetaugliches Produkt. Es wird also Zeit uns zu fragen: Wohin wird sich das Genre entwickeln?


Dabei interessieren mich vor allem in diesem Artikel Filme, die über die Grenzen unserer Erde (und natürlich auch teilweise unserer Vorstellungskraft) hinaus gehen. Dabei möchte ich auch nicht näher auf fertige Franchise Produkte wie die neuen StarTrek-Filme, oder gar mit Marvel's Avengers und Guardians eingehen, sondern eher auf die Neulinge, die, die für sich stehen. Wenn du einen der folgenden Filme nicht gesehen hast, hol das ruhig nach. Ich versuche natürlich den Artikel möglichst Spoilerfrei zu halten.

Nach 2001: Odyssee im Weltraum war es ja für lange Zeit recht dunkel, wollte man sich in Hollywood nicht mit diesem Meisterwerk messen.

Dann schlug 2009 James Camerons Avatar ein wie eine Bombe. Die Welt war begeistert von der fremdartigen Welt der Na'vi auf Pandora und fiberte lange mit beim Kampf gegen - nun ja - uns.

Dabei ließ sich auch das Einspielergebnis, trotz hoher 237 Millionen Prduktionskosten durchaus sehen. Wie wir alle wissen, ist das noch ziemlich untertrieben.

Aber betrachten wir einmal differenziert diesen Film, und versuchen auf mehr als die gewaltigen Bildeffekte zu achten, die diesen Film vor allem anderen so berühmt gemacht haben.

Die Botschaft von Cameron, uns zu zeigen, wie wir unseren eigenen Planeten ausbeuten, möchte ich dabei doch noch positiv stark hervorheben. Aber wenn man als normaler Filmkonsument darauf nicht achtet, bleibt dann doch leider nur eine ziemlich schwache Story, die wir alle schon in und auswendig kennen und so oft durchgekaut wurde, dass wir sie schon fast nicht mehr sehen können.

Dabei sind noch die starken Zusammenhänge zur Natur noch größter Teil der schönen Dinge: Wie alle Pflanzen miteinander verbunden sind und die gesamte Natur zusammenhängt und alle Lebewesen harmonisch koexistieren, gesteuert vom kollektiven Gehirn "Eywa".

Da passt natürlich der Mensch rein wie die Faust aufs Auge, das Konfliktpotential ist leider wieder zu absehbar.

Aber dem Publikum gefiel der Film ausgezeichnet, Cameron schaffte es doch mit Bildgewalt und dem Gefühl einer neuen fremden Welt zu überzeugen.

Im selben Jahr wie James Cameron veröffentlichte der südafrikanische Regisseur Neill Blomkamp sein eigenes Meisterwerk District 9, dass ebenfalls lange Zeit für Gesprächsstoff sorgte. Ebenfalls wie Camerons AVATAR zielte Blomkamp auf Gesellschaftskritik ab - allerdings mit viel mehr Botschaft und weniger Bildgewalt.

Dabei bleibt Blomkamp zwar auf der Erde - dafür kommen die Aliens zu uns. Und das friedlich!

Wer will schon noch einen Film darüber sehen, der einem direkt vor die Nase setzt, wie korrupt und kaputt unsere Gesellschaft ist und wie schlimm die Zustände in Slums für Menschen sind.

Nein, man darf mit der Tür nicht direkt ins Haus fallen, soviel weiß auf jeden Fall Blomkamp, und serviert uns stattdessen einen gelungenen Science Fiction, der doch wieder genau diese Aussage zum Vorschein bringt.

Dabei kann man allerdings dem Film vorwerfen, dass er immer wieder dieselben Elemente verwendet; man kann ja kaum noch zählen, wie oft Blut in die Kamera spritzt. Auch das Ende kommt dann wieder recht flapsig: Rumgeballere ohne Ende. Wenn Blomkamp auch etwas kann, dann ist es gegen Ende des Films irgendwie die Lust zu verlieren.

Trotz dessen bleibt wohl die Frage: Kommt Christopher nach drei Jahren wie versprochen zur Erde zurück? Wo bleibt der Film "District 10"?

Wie Moviepilot berichtete, spukt die Idee in Blomkamps Kopf durchaus herum, was mich ehrlich gesagt maßlos enttäuscht. Gerade dieser Film zeichnet sich durch seine Verknüpfung von Botschaft und Unterhaltung aus. Das Ende kam mit der richtigen Aussage dann doch zu der genau richtigen Zeit - trotz der Rumballerei. Eine Fortsetzung, die dazu einfach nicht passt, lässt nur Blomkamps Absicht erkennen, die Distrikt 9 Geldquelle doch mal wieder sprudeln zu lassen. Und das auf Kosten des Ursprungsfilmes.

Auch Fragen, was die insektoiden Aliens überhaupt nahe der Erde gemacht haben sind zwar berechtigt, aber auf die Beantwortung solcher Fragen zielt der Film auch nicht ab. Deswegen kann man etwaige Logiklöcher durchaus ein wenig nachsehen.


Im Jahre 2013 legte dann Blomkamp mit Elysium nach, mit Matt Damon in der Hauptrolle. Dabei bleibt er wieder (nahezu) auf der Erde - nur jetzt ohne Aliens, dafür geht er in nahe Zukunft.

Diesmal legte Blomkamp eindeutig mehr Wert auf Bildgewalt, nur das leider auf Kosten der Logik.

Die Botschaft ist auch hier wieder klar: Blomkamp weist mit "Elysium" darauf hin, wie die reiche Elite der Welt alle unter ihnen und den Planeten ausbeuten, um sich aus dem Elend, welches sie erschaffen, elegant abzusetzen.

Diesmal schafft er es zwar, der Storyline zu folgen. Allerdings fallen einem so viele Logiklöcher auf, dass man das Hineinfallen in selbige kaum umgehen kann. Interessant allerdings, wie sich ein fast komplett zerfetztes Gehirn perfekt wieder zusammen setzen kann. Bleib dabei doch bitte realistisch Neill!

Trotzdem dachte man, Blomkamp mache sich, sein neuster Film Chappie mit Hugh Jackman machte am Anfang da viel Hoffnung - um dann gnadenlos zu enttäuschen.

Die Botschaft, wie der Mensch, der leidet, alles Unschuldige und Gute verdirbt und damit sein eigenes Leid erzeugt, kommt zwar in der ersten halben Stunde überzeugend beim Zuschauer an, ab da übernimmt aber wieder Blomkamps Lustlosigkeit, die Idee und die Storyline weiter zu verfolgen und beschränkt sich auf eine abstruse Weiterentwicklung des Geschehens, nervigen "Mami" Ausrufen von Chappie und auf ein unbefriedigendes Ende.

Da ist man schon fast froh über den Kontrollfreak Ridley Scott, wenn der Blomkamp kein Alien-Film überlassen möchte.

Abgesehen von Neill Blomkamp, der trotz lobender Worte es irgendwie immer weiter schafft, sich zu verschlechtern, gibt es aber auch reichlich Grund, nach diesem Marathon dieser drei Filme das Licht am Ende des Science-Fiction Tunnels zu sehen.

"Nicht schon wieder so ein billiger Film... So typisch, die Menschheit geht kaputt und muss gerettet werden. Nicht schon wieder *gähn*"

So etwas musste sich Christopher Nolans Neuling Interstellar mit Mathew McConnaughey in der Hauptrolle gefallen lassen. Kein Film von Nolan wurde bisher so stark umworben, nicht einmal sein größtes bisheriges Werk Inception.

Dabei ist Interstellar weit mehr als das. Woran erkennt man einen Christopher Nolan Film? Richtig, an Michael Cane, einem (jedesmal sagenhaften) Soundtrack der Filmmusiklegende Hans Zimmer und daran, dass einem nach dem Film der Schädel brummt. Nolans Filme zeichnen sich aus, den Zuschauer noch lange über den Film hinaus zum Nachdenken anzuregen.

Da der Film doch ein wenig komplexer ist, hier nochmal ein kurzer Überiss:

Du hast den Film noch gut im Kopf? Alles klar, dann scroll einfach runter von hier....

Wir sehen Matthew McCanaughey, alias Cooper, ein ehemaliger NASA Pilot und Ingenieur, zusammen mit seinem Sohn Tom und seiner Tochter Murphy, die immer wieder behauptet, in ihrem Zimmer lebe ein Poltergeist. Die drei leben in einer Welt die zugrunde geht. Andaurnde Sandstürme, Mehltau und andere Dinge rufen immer weitere Hungersnöte hervor. Man merkt bald, die Menschheit wird nicht mehr lange auf der Erde überleben können. Durch Murphs "Poltergeist" erfährt Cooper von einer geheimen Basis der NASA - und ist prompt Teil einer Mission, die sich zum Ziel gesetzt hat, ein vor zwei Jahren aufgetauchtes Wurmloch nahe des Saturns für interstellare Reisen zu nutzen.

Ziel der Mission ist es, ein neues Zuhause für die Menschheit zu finden, oder, wenn die Zeit nicht reicht, eine neue Menschenkolonie aufzubauen.

Cooper, der seine Familie schweren Herzens zurücklässt, erfährt während der Mission, dass es gar nicht möglich ist, die Menschen auf der Erde zu retten.Wichtige Erkentnisse zur Nutzung von Gravitationswellen fehlen, die man nur in der Nähe eines Schwarzen Lochs erlangen kann. Genau so eines ist aber jenseits des Wurmlochs vorhanden. Nach spannender und Abwechslungsreicher Handlung (hervorragender Auftritt von Matt Damon) stürzt Cooper alleine mit dem Roboter TARS in das Schwarze Loch - landet daraufhin allerdings im Tesserakt - einem fünfdimensionalen Ort, dargestellt in vier Dimensionen. Aufgrund der Krümmung der Raumzeit sind auf der Erde bis hier schon über sechzig Jahre vergangen, für Cooper knappe drei Jahre. Innerhalb des Tesserakts kann Cooper allerdings schwer eingeschränkt per Gravitationswellen mit seiner Tochter Murph durch die Zeit kommunizieren, und ihr so die entscheidenden Erkenntnisse zur Rettung der Menschheit liefern, die er zusammen mit TARS gesammelt hat. Als er seine Aufgabe erfüllt hat, entlassen die fünfdimensionalen Wesen, die für Cooper den Tesserakt erschaffen haben ihn wieder und Cooper wird zusammen mit TARS von einer Mission zur Neuen Erde (Edmund's Planet) aufgegriffen. Seine Tochter, die dies mit seiner Hilfe ermöglicht hat, ist zu diesem Zeitpunkt schon erheblich älter als Coop geworden und stirbt, nachdem sie mit ihrem Vater und ihrer Familie ein letztes Mal zusammen sein konnte. Cooper entschließt sich zusammen mit TARS nicht bei der Mission zu bleiben, da er nicht damit zurechtkommt, wieviel Zeit um ihn her vergangen ist.

bis hier. Natürlich war das eine sehr knappe Zusammenfassung, dabei kann ich jedem ans Herz legen, diesen Film nachzuholen.

Kritisch betrachtet kann man dem Film natürlich vieles vorwerfen (klar, bei welchem Film kann man das nicht?)

Zum Beispiel ist wohl einer der größten Kritikpunkte, dass nachdem Cooper gerade erst von seiner Mission erfahren hat, diese fast direkt startet. Kaum Vorbereitungszeit, jetzt geht es Schlag auf Schlag, Cooper kann sich gerade noch von seiner Tochter und seinem Sohn verabschieden.

Man kann es Nolan aber auch nicht übelnehmen, an bestimmten Stellen zu kürzen, immerhin hat Interstellar eine mehr als gesunde Länge, nicht jeder sagt da, dass es ruhig noch länger hätte gehen können - man will ja als Film auch massentauglich sein.

Auch wenn einem Interstellar nicht gefallen sollte, so legt Nolan doch zusammen mit Kip Thorne neue Meilensteile des Science-Fictions. Man kann dem Film vorwerfen, was man will, aber die Physik innerhalb des Filmes stimmt. Wer daran zweifelt, darf sich natürlich gerne mit der Literatur von Kip Thorne befassen.

Interstellar schrieb Filmgeschichte, war es doch der erste Film, der das Konzept des Wurmlochs und des Schwarzen Lochs korrekt darstellte. Man erkennt eindeutig Nolans Liebe zum Detail und Thornes zur Astrophysik. Sogar einer wie Sheldon Cooper dürfte da mit dem Film rund um seinen Namensvetter zufrieden sein.

Aber ein Nolan Film wäre ja auch keiner, wenn er nicht zum Nachdenken anregen würde.

Nicht nur alleine die fesselnde und mitreißende Geschichte der Vater-Tochter Beziehung zwischen Cooper und Murph, sondern auch der transzendente Faktor überzeugt. Wer waren die fündimensionalen Wesen? Waren es wirklich weiterentwickelte Menschen? Gott? Wie kann man sich überhaupt fünf Dimensionen vorstellen?

Da tut der Kopf doch schon wieder genug weh.

Da dann doch lieber im Anschluss den Marsianer anschauen, der mit seiner spannenden Handlung fesselt, die doch sehr an "Apollo 13" mit Tom Hanks aus dem Jahre 1995 erinnert. Im Gegensatz zu Interstellar schraubt der Marsianer die nötige Hirnleistung, die vom Zuschauer erwartet wird erheblich hinunter und wagt sich nicht so weit aus dem Fenster mit Spekulationen. Gemeinsamer Nenner mit Interstellar und Elysium? Matt Damon, der sich anscheinend innerhalb dieses Genres immer wohler fühlt.

Der Marsianer, der erst kürzlich in unseren Kinos lief und das gleichnahmige Buch von Andy Weir zur Vorlage hat überzeugt. Er wird von den Meisten als der beste Film Ridley Scotts seit Jahren gehandhabt. Nun, wenn wir uns an Prometheus erinnern heißt das nun wieder doch nicht mehr so viel...

Wem das entgangen ist: Scott, mehr als bekannt innerhalb des Genres durch die Alien-Reihe, versuchte bereits vor drei Jahren wieder in das Science-Fiction Genre einzusteigen. Dabei nutzte er Hollywoods Prequel-Trend für seine Alien-Reihe. Heraus kam Prometheus, ein Film, der es zwar schafft, die gesamte Schöpfung der Menschheit auf wenige Sekunden herunterzubrechen, aber den Zuschauern mehr Fragen aufhalst, als er beantwortet. Der ganze Sinn der Story entzieht sich einem, dabei schafft der Film dann auch nicht die massiven Logiklücken zu übertünchen. Dann torkelt auch noch ein absurd auf alt gemachter Guy Pearce durchs Bild, der in Memento auch schon mal bessere Tage hatte. Ein mehr als offenes Ende bringt da das Fass fast zum Überlaufen. Man darf also mehr als gespannt auf den zweiten Teil sein.

Scott trifft mit diesem Film mit überzeugender Bildtechnik, abwechslungsreicher Story (soweit das eben bei der Grundidee möglich ist) und erfrischendem Humor den Geschmack des Publikums. Vielleicht hat er den Film dann aber doch zu realistisch gemacht, im Gegensatz zu Interstellar könnte dieser Film in ein paar Jahren wirklich Realität werden. Nur hoffentlich dann ohne überraschenden Stürmen und Pannen. Nun ja, hauptsache die NASA packt genug Panzertape und Kartoffeln ein.

Aber wie gesagt, Scott hat vielleicht dann doch den Film zu gut gemacht, eine erschreckend große Anzahl an Leuten ist nach dem Film der Gedanke gekommen, dass der Marsianer, wie sein Bruder im Geiste, Apollo 13, wirklich passiert ist. Nun, für das fehlende Wissen dieser Zuschauer kann Scott natürlich nichts.

Wenn man nun sich diese Entwicklung anschaut, dann kann man doch recht zufrieden sein, nicht wahr Hollywood? Die Einspielergebnisse stimmen, die Qualität, der Unterhaltungsfaktor und die Bildgewalt machen immer größere Sprünge. Der Konsument ist dankbar, die Produzenten werden immer reicher, und selbst Serien wie Doctor Who und Franchises wie Star Treck, die wieder populär werden heizen die immer größere Lust nach Science-Fiction immer weiter an.

Das wollte sich dann wohl auch Disney nicht entgehen lassen und kaufte flux das Star Wars Franchise auf. Nachdem sich erstmal die Lacher über Darth Vader in Disneyland gelegt hatten, wollte natürlich Disney die Geldquelle richtig anpacken und fing an zu schürfen. Die Fans dürfen sich also auf eine weitere Trilogie freuen. Hoffen wir nur, dass die Macht mit ihnen ist, und Disney brauchbare Filme abliefert, trotz Geldgier.

Dass man damit hervorragende Filme versauen kann, macht ja (s.oben) bereits vielleicht Neill Blomkamp vor. Wenigstens kein Reboot, denn statt Hollywoods Reboot-Wahn, vor dem weder Total Recall etc., noch eher junge Filme wie Memento sicher sind bzw. waren (Moviepilot berichtete), trifft hier der Prequel- und Sequel-Wahn zu, vor dem auch Der Herr der Ringe nicht sicher war.

Bleibt nur zu hoffen, das sich das gesamte Genre weiterhin so gut entwickelt, und die Fans zumindest von einem weiteren Jar-Jar Binks verschont werden.


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