Shooter - Das Serien-Reboot mit Ryan Phillippe im Pilot-Check

24.11.2016 - 11:13 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Shooter mit Ryan PhilippeUSA Network
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Ihr mochtet den Film Shooter mit Mark Wahlberg? Dann werdet ihr wahrscheinlich auch an der Serie Spaß haben, die einem Scharfschützen folgt, der einer Verschwörung zum Opfer fällt. Hier lest ihr den Pilot-Check zu Shooter.

Heute startet Shooter in Deutschland bei Sky 1. Hier könnt ihr nochmal unseren Pilot-Check lesen, der zum US-Start veröffentlicht wurde.

Ihr könnt US-Flaggen mittlerweile nicht mehr sehen? Dann ist die seit Dienstag von USA Network ausgestrahlte Serie Shooter schon mal nichts für euch. Dort wogt das rot-weiß-blaue Banner recht oft im rechtschaffenden Wind stolz aufwallenden Patriotismus, welcher im Herkunftsland der Serie derzeit doch etwas unentschlossen daherkommt. Shooter könnte eine verbrannte Serie werden, die einfach zur falschen Zeit am normalerweise natürlich gar nicht so falschen Ort war. Der Heimatsender wollte den Piloten seiner Scharfschützen-Serie etwa lange nicht zeigen, wegen der Heckenschützenattacken in Dallas, Minnesota und Baton Rouge im vergangenen Juli. Die Serie, deren MacGuffin ein Präsidenten-Attentat ist, nach der Wahl eines höchst umstrittenen Staatsoberhauptes zu zeigen, erschien dem Sender passender, vielleicht drängte aber auch einfach die Zeit. Bleibt die Frage, was wir hier drüben mit dem American Pie aus Kriegstrauma, Waffen-Fetisch und Verschwörungsthriller anfangen können?

Shooter mit Ryan Phillippe

Wir sehen den sympathisch in die Jahre gekommenen, inzwischen 42 Lenze zählenden eiskalten Engel Ryan Phillippe, der hier den wertefesten Bob Lee Swagger spielt. Als Charakter würde der uns langweilen, aber es ist ohnehin nicht wichtig, was Swagger denkt, mehr was ihm geschieht und wie er darauf reagiert. Er ist ein Mann der Tat, ein Ex-Marine, Scharfschütze und Irakveteran und er sucht seinen Frieden im Wald, doch der Krieg findet ihn. Einen Mann wie ihn findet der Krieg immer, weil der ihm nicht aus dem Weg geht. Erst sind es Zahnärzte, die wissen wollen, wie es ist, einen Wolf zu töten, denen Swagger den Hintern versohlt. Dann soll er den Präsidenten vor einem Attentat bewahren.

Dagegen wehrt sich Swagger zunächst. Der Pilot zeigt uns, was Swagger zu verlieren hat: Es ist genug, um dafür zu kämpfen, aber nicht, um der Berufung endgültig abzuschwören. Swagger hat Frau und Tochter, die familiären Fontanellen des harten Mannes in Actionfilmen. Die Familie dient als Trauma-Therapie. Swagger gibt sich die Schuld für den Tod seines Kameraden Donny im Einsatz im Irak, was er seiner Frau Julie (Shantel VanSanten) mitteilt. Die Tochter nickt abends zu Gutenachtgeschichten aus Basra ein - das Tausendundeine Nacht des Irak- und Afghanistanveterans.

Und dann fällt der Satz, dem auch schon weniger grüblerische Armeehelden in der Filmgeschichte nicht widerstehen konnten: "Your country needs you", sagt der zur Rekrutierung des Abtrünnigen vorgeschickte Secret Service-Mann Isaac Johnson (Omar Epps) Nach dem Motto: Kratz deinen verbliebenen Restpatriotismus zusammen und krieg den Arsch hoch für das Land, das dich braucht! Denn Swagger ist ein Ausnahmesoldat. Er rettete eine Mädchenschule in Afghanistan vor den Taliban, indem er über fünfzig von ihnen innerhalb von zwei Tagen abschoss. Das (amerikanische) Kino liebt Geschichten über Helden dieser Art, wie wir seit American Sniper wissen. Sie sind der Stolz der Nation. Sniper werden dort und hier als sensible Charaktere inszeniert, ihr Töten als präzises Kunstwerk.

Nach dem Aufraffen aus der Rambo - Der Auftrag-Geborgenheit lernen wir dann auch das Handwerk des Scharfschützen in aller Ausführlichkeit kennen, womit die beste Phase dieses Piloten beginnt. Swagger wird von Johnson und Agent Jack Payne (Eddie McClintock) in die Problematik eingewiesen und verschafft sich von einem Hochhausdach einen Überblick über die Location. Swagger versucht, herauszufinden, welche Position sich ein Scharfschütze für sein Attentat aussuchen würde. Er kann das, weil er denkt wie ein Scharfschütze. Ballistische Szenarien werden durchgespielt, wir folgen ein paar Mal sausenden Kugeln bis kurz vor dem tödlichen Schädeleinschlag, haben das hier  und auch im Kinofilm Shooter aber schon mal besser gesehen. Dennoch könnte diese ausführliche Einlassung mit dem technischen Aspekt des Schießens und Tötens, die schon im Intro und dort durchaus zynisch angedeutet wird, als Rezept für eine Serie dieser Art funktionieren und auch ein Publikum finden.

Ob das so jedoch geschieht ist eine andere Frage. Wahrscheinlicher ist nach diesem Piloten eher eine paranoide Verschwörungs- und Verfolgungsgeschichte im Stile von Auf der Flucht, dem auch der Shooter-Film verfiel, dessen Hauptdarsteller Mark Wahlberg hier produzierend am Werk ist.

Denn noch während sich Swagger gewissenhaft mit den Folgen der Morddrohung beschäftigt, die den US-Präsidenten verfasst in kyrillischen Zeichen ereilte, braut sich im Hintergrund ein Komplott zusammen. Eine Swagger-Akte landet auf dem Schreibtisch der FBI-Agentin Nadine Memphis (Cynthia Addai-Robinson): Sie gehört zu einem Stoß potentieller Attentäter, die von ihr auf Gefahrengehalt überprüft werden sollen. Außerdem hat sich irgendjemand an Swaggers schwerem Waffenlager zu schaffen gemacht.

All das wird am Ende von einer unbekannten Macht zu einem plausiblen Verdacht gegen Swagger verwoben. Das Finale des Piloten ist zwar etwas gehetzt und ziemlich unelegant dargelegt, konstruiert jedoch einen starken Cliffhanger. Der Familienvater Swagger, der dem Töten abgeschworen hatte, liegt blutend auf der Straße, nachdem er sich mit einem tollkühnen Sprung aus einem Fenster retten konnte, die Waffe der FBI-Agentin Memphis ist auf ihn gerichtet. Swagger ist zur falschen Zeit genau an dem Ort, wo ihn diejenigen haben wollen, die für das Attentat einen Sündenbock brauchen.

12 Episoden Shooter warten jetzt noch auf uns, die wahrscheinlich weiterhin so kühl inszeniert werden wie der Lauf eines unbenutzten Scharfschützengewehres. 12 Episoden, das ist viel für ein Plot-Naturell, das von seiner Schnelligkeit und Wechselhaftigkeit lebt und überdies nur einen einzigen Charakter ins Zentrum stellt, bisher zumindest. Andererseits bliebe so umso mehr Platz für in Zeitlupe durch die Luft fliegende Projektile und um an denen Spaß zu haben, muss man gar nicht unbedingt Waffennarr sein, oder Amerikaner.

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