Benny Safdie gilt als einer der bekanntesten Indie-Filmemacher der USA. Gemeinsam mit seinem Bruder Joshua Safdie lieferte er aufsehenerregende Filme wie Good Time ab. Mit Der schwarze Diamant gelang ihnen ein atemloses Meisterwerk, das Adam Sandler als Diamantenhändler durch ein vibrierendes New York hetzt. Safdies erster Solo-Spielfilm The Smashing Machine, der Dwayne Johnson als Kampfsport-Pionier Mark Kerr zeigt, läuft jetzt im Kino.
The Smashing Machine-Macher Benny Safdie erklärt Dwayne Johnsons versteckte Seiten
The Smashing Machine basiert auf einer wahren Geschichte: Kerr (Johnson) bestreitet Ende der 90er brutale Kämpfe in der sogenannten Ultimate Fighting Championship. Aufgrund seiner Schmerzen ist er schließlich von Medikamenten abhängig, was auch seine Beziehung zu Dawn Staples (Emily Blunt) zu zerstören droht. Regisseur Safdie erklärte uns im Interview, wie er die zwei mitreißendsten Szenen des Films aufgebaut hat, dass viele Fans Dwayne Johnson missverstehen und warum er aktuell keine Filme mit seinem Bruder Josh dreht.
Moviepilot: Wie viele Türen kamen beim Dreh dieses Films zu Schaden?
Benny Safdie (lacht): Wir hatten eine Menge auf Lager. Türen kommen in zwei Szenen zu Schaden. Dahinter steckte, dass [Türen] als unnachgiebige Gegenstände gelten, als starker Widerstand. [Wenn Dwayne Johnson Türen zerstört], war das also eine physische Repräsentation dessen, was unter der Oberfläche brodelt. Es ist die körperliche Definition des Titels "The Smashing Machine".
Wir hatten eine künstliche Tür. Aber die musste man trotzdem einschlagen, was nicht einfach ist. Aber es gab noch eine andere Tür aus massiver Eiche. Dwayne warf sich so stark dagegen, dass eine der Tafeln herausbrach. Das sollte nicht passieren. Die Szene sollte eigentlich mit einem Take im Kasten sein.
Emily hat in einem anderen Interview erwähnt, dass ihr die Streit-Szene im Badezimmer in einem einzigen Take gedreht habt.
Ja, das stimmt. Wir teilten eine achteinhalb-Minuten-Sequenz in verschiedene Sektionen auf. Unser Stuntkoordinator Greg Rementer schlug das vor, weil die kürzeren Teile besser körperlich möglich und einfacher zu merken waren. Das erlaubt einem auch, sich auf den Augenblick eines Streits zu konzentrieren, ohne ein Vorher oder Nachher. Das passiert in einem echten Streit ja auch: Plötzlich streitet man über eine ganz andere Sache als die, die den Streit ausgelöst hat. Das ermöglichte es dann auch, zu sagen: "Ok, wenn wir schließlich bei der letzten Sektion ankommen, [sind wir schon vorbereitet]. Dann müssen wir es vielleicht nur einmal drehen." Ich will Dinge nicht mehr als einmal drehen.
Diese Szene war unglaublich intensiv. Und meistens gibt es ja mehrere Takes. Man ändert Teile, webt andere Sachen ein. Aber der Take war in diesem Fall einfach extrem stark. [Dwayne Johnson und Emily Blunt] haben es geschafft und ich wollte es nicht nochmal sehen. Ich wollte nicht, dass sie es nochmal machen mussten.
Schaut hier den Trailer zu The Smashing Machine:
Als Mark Kerr auf seinem Höhepunkt war, warst du ein Teenager. War er damals ein Held für dich?
Ich kannte ihn gar nicht. Ich hatte mir 2002 die Ultimate Fighting Championship angesehen, als Pay-Per-View, auf Video. "Im TV verboten!" und so weiter. Es war tabu. Als Kind willst du das natürlich sehen. Der blutigste Sport der Welt. Aber von Mark Kerr hatte ich noch nie gehört, von einigen seiner Zeitgenossen ebenso wenig. Das war schade. Daher kam der Drang, den Film zu drehen. Und natürlich daher, dass Dwayne seine Geschichte erzählen wollte. Und ich wollte, dass sie sich von anderen Erzählungen über Menschen unterscheidet.
Dwayne Johnson soll sich beim Dreh sehr stark auf sich selbst und sein Inneres konzentriert haben. Was macht ihn perfekt für die Rolle?
Leute nehmen ihn als unzerstörbar wahr. Sie erwarten etwas von ihm und sie wissen nicht, was er durchgemacht hat. Sie kennen sein Leben nicht. Sie kennen seinen Bezug zu Schmerz nicht, oder was ihn plagt, und was mit ihm passiert ist. Er ist sehr neugierig, aber Leute wollen ihn als unbesiegbar sehen. Er hat aber auch eine sehr tiefgründige Seite, und die ist genauso stark wie die andere. Es kostete ihn viel Mühe, sich dieser Idee zu unterwerfen und sich so richtig in die Rolle von Mark Kerr zu begeben. Er musste sich durch Mark Kerr begreifen.
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Eine der besten Szenen des Films ist die Szene im Krankenhaus mit Ryan Bader und Dwayne Johnson, der in Tränen ausbricht.
Ja. Wenn ein Drogensüchtiger in die Ecke gedrängt wird, will er erstmal gar nichts zugegeben. Deswegen gibt es diese Idee, dass man zuerst am absoluten Tiefpunkt angelangt sein muss. Ein Problem zuzugeben, ist eine der schwersten Sachen überhaupt. [Dwayne Johnsons Figur Mark Kerr] lügt. Er spielt. Ryan Bader hat nie zuvor geschauspielert. Und seine Figur Mark Coleman zeigt sich zunächst sehr unterstützend und locker. So sehr, dass man die Ernsthaftigkeit der Situation vergisst. Man lacht, und dann sagt er auf einmal: "Hör auf." Als Publikum denkt man da, "Moment mal, er hat Recht." Und dann entblößt Mark Kerr völlig seine Seele. Es ist sehr beeindruckend.
Du bereitest gerade schon den nächsten Film mit Dwayne Johnson vor.
Ich habe ein Drehbuch geschrieben. Das Ziel war, das Publikum das Leben eines anderen Menschen führen zu lassen. Und Erinnerungen zu haben, die nicht die ihren sind. Es sollte ein Film sein, der nicht notwendigerweise an Plot oder Ausgang gebunden ist. Der Plot sind die Gefühle. Nach einer verrückten Reise sollte man bei der Frage ankommen: "Ist das Leben nicht wertvoll? Ist es nicht großartig?" Ich dachte, was wäre, wenn ich das mit einer ganzen Familie machen kann? Mit einem Fünfjährigen und einem 95-Jährigen? Genau das ist Lizard Music. Ein verrückter Film. Er dreht sich um ein Kind, das sich mit einem Hühnchenmann in seinen 70ern, von Dwayne gespielt, auf eine Reise begibt. Sie wollen herausfinden, von wo eine Sendung mit menschengroßen Eidechsen herkommt. Es ist Sci-Fi, es ist lustig. Aber ich will euch auch mit auf eine Reise nehmen.
The Smashing Machine ist dein erster Spielfilm ohne deinen Bruder Josh. Was ist das Beste und das Schlechteste daran?
Ich habe gerade eine TV-Serie mit Nathan Fielder gedreht. Da arbeitete ich zum ersten Mal mit jemand Neuem, nachdem ich so lange mit [meinem Bruder] gearbeitet hatte. Ich habe dort verstanden, dass es neue Sachen auszuprobieren gibt. Das war spannend für mich. Mit Josh wollte ich immer ein bestimmtes Ziel erreichen. Und dieses Ziel war Der schwarze Diamant. Unsere Karriere hindurch wollten wir immer Der schwarze Diamant drehen. Und es sind viele Filme entstanden, weil wir einfach nicht die Möglichkeiten dazu hatten. Als der Film dann schließlich herauskam, fragten wir uns: "Und was jetzt?" Er hatte dann seinen Plan und ich meinen. Also sagten wir: "Alles klar, wir können nicht beides machen. Also teilen wir uns auf und machen, worauf wir Lust haben."
The Smashing Machine läuft seit dem 2. Oktober 2025 in den deutschen Kinos.