Sita Sings the Blues ist wohl in keiner Hinsicht ein konventioneller Animationsstreifen, sondern lockt vor allem durch seine Originalität vor den Bildschirm. Was zuerst einen Fehlgriff befürchten ließ, funktioniert am Ende doch erstaunlich gut. Nina Paley präsentiert uns hier zwei miteinander verwobene Trennungsgeschichten, die als Mischung aus Bollywood-Feeling und trübsalweckendem Blues-Sound der 20er-Jahre daherkommen.
Als Inspirationsquelle diente Nina Paley der indische Nationalepos Ramayana, wo der Dämonenfürst die Göttin Sita, Ehefrau des Königs, entführt. Rama versucht mit Hilfe eines Affenkönigs und dem Wassergott (die natürlich farbenfroh im Film auftauchen), seine Frau zurückzuerobern. Doch obwohl Rama seine Frau retten kann, verstößt er sie wieder, da er Zweifel an ihrer Reinheit hat. Daran kann auch der Beweis ihrer Unschuld nichts mehr ändern – ein denkbar unglückliches Ende einer Ehe. Doch dieses Elend spendet Nina, dem Alter Ego der Regisseurin, Trost. Ihr Partner Dave zieht aus beruflichen Gründen nach Indien und macht (ganz zeitgemäß) per E-Mail Schluss. Wir durchleben also den Trennungsschmerz gleich zweier Paare, die aus unterschiedlichen Zeit- und Raumebenen kommen und trotzdem ein ähnliches Schicksal erleiden. Die Stimme der Blues-Sängerin Annette Hanshaw aus den 20ern wirkt dabei wie Balsam für die Seele.
Nina Paley aus Illinois begann ihre Karriere als Cartoon-Zeichnerin und dreht erst seit den 90er Jahren Trickfilme, wie sie in ihrem Blog schreibt. Zuerst entstanden Stop-Motion-Filme mit Puppen und später dann gezeichnete Produktionen. Mit dem aus Spenden (unter anderem von Kodak) finanzierten Pandorama drehte sie dann den weltweit ersten IMAX-Film, der komplett ohne Kameras hergestellt wurde und der unter anderem auf Festivals in Paris, Moskau oder Berlin lief. Sita Sings the Blues wiederum ist eines der ersten und erfolgreichsten Crowdfunding-Projekte, das für Wirbel im Copyright-Universum sorgte. Die Schöpferin Nina Paley legt nämlich eine sehr liberale Verbreitungspolitik an den Tag und stellt Sita Sings the Blues online zur Verfügung – für alle die keine Zeit oder nicht genug Geld haben, ihn anderweitig zu sehen. Passend zu dem Epos Ramayana, der als Kulturgut für jeden verfügbar ist.
Aber damit ihr den charmanten Sita Sings the Blues stilecht zu sehen bekommt, holt euch am besten euren Sari (falls ihr einen haben solltet) aus dem Schrank und baut den Plattenspieler auf! Denn wie der Film-Guru Roger Ebert zusammenfasst: “Ich war verzaubert. Ich war hingerissen. Ich habe vom einen Ende des Films bis zum anderen hin gelächelt.”
Was: Sita Sings the Blues (2008)
Wann: 22:25 Uhr
Wo: 3SAT
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