Sofia Coppolas Somewhere ist großer Favorit

06.09.2010 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
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Das 67. Filmfestival von Venedig hat seinen ersten großen Glanzpunkt. Die Kritiker sind sich einig: Somewhere von Sofia Coppola ist ein Meisterwerk.

Im Vorfeld wurde Somewhere von Sofia Coppola als langweilig betitelt: schon wieder ein Film um einen Hipster, schon wieder eine Hotelgeschichte, schon wieder eine Vater-Tochter-Beziehung. Nun aber, nachdem der Film beim Filmfestival Venedig Premiere feierte, sind die Kritiker still geworden und wenn nicht Euphorie, dann hat sich wenigstens eine lobende Anerkennung unter der Filmjournalie breitgemacht. Wer Lost in Translation von Sofia Coppola mag, der wird wohl auch an Somewhere seine Freude haben.

Genauer und tiefer empfunden ist der traurige Alltag des Starkults wohl kaum je beschrieben worden, schreibt Michael Althen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. “In der ersten Einstellung sieht man einen schwarzen Ferrari in der Wüste seinen Runden drehen. Er fährt mit röhrendem Motor durchs Bild, taucht wieder auf, fährt wieder raus, immer im Kreis, ziemlich lang. Das will natürlich was bedeuten, aber es wiegt auch nicht so schwer, dass man sich ernsthaft Gedanken machen müsste. Man kann auch einfach nur dem Wagen zusehen und -hören und zu meist guter Musik abwarten, was kommt. So ist der ganze Film, und wenn man auf Sofia Coppolas Seite ist, kann man sagen, dass das bei Michelangelo Antonioni oft auch so war. Was die Coolness angeht, kann man die beiden durchaus miteinander vergleichen.”

Für Tobias Kniebe von der Süddeutschen Zeitung ist Somewhere “eine definitive, auf die Minute aktuelle Studie über jenen weltumspannenden Irrsinnszirkus ist, den wir um die Idee der Prominenz herum konstruiert haben. Dazu ein Film über eine Generation, der alles zu leicht gemacht wurde; und ein Film darüber, welch absolute, existentielle Müdigkeit sich hinter dem Gesicht verbergen kann, das wir alle der Welt jeden Tag zeigen. Selbst jene von uns, die – wie die Regisseurin und ihr Star – noch nicht einmal vierzig sind.”

Persönliche, in der Substanz autobiografische, also intime Filme sind ein unermessliches Risiko für ihre Schöpfer, stellt Jan Schulz-Ojala im Tagesspiegel fest. “Und vielleicht hilft es da, im Prototypischen für ein Milieu zu bleiben wie in Somewhere, in der Andeutung auch. Unterspielen statt ausspielen, Raum lassen für die Imagination und Erfahrung des Zuschauers, verlocken statt erdrücken: In dieser so unendlich beiläufigen Verführungarbeit erweist sich erneut Sofia Coppolas Meisterschaft.”

Somewhere kommt an 11. November 2010 in unsere Kinos und vielleicht kann der neue Film von Sofia Coppola mit einem Löwen aus Venedig prahlen. Wir werden sehen.

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