Spaced - Simon Pegg und Edgar Wrights Serie

22.03.2011 - 08:50 Uhr
Spaced - Tim, Daisy und die Anderen
Channel 4
Spaced - Tim, Daisy und die Anderen
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Vor Shaun of the Dead, Hot Fuzz, Scott Pilgrim und Paul gab es Spaced, die legendäre TV-Serie, mit der die Karriere von Simon Pegg, Nick Frost, Jessica Stevenson (ehemals Hynes) und Regisseur Edgar Wright begann.

Spaced ist genial. Space- was? Spaced! Kenn ich nicht. Von den Leuten die Shaun of the Dead gemacht haben. Aha.

Es ist immer noch frustrierend, hierzulande über die Serie zu reden, mit der Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost bekannt wurden. Denn auch wenn es Blackadder gerade noch so nach Deutschland geschafft hat, bleibt Spaced wie so viele brillante britische Serien hierzulande bislang ohne Ausstrahlung. Was nicht verwundert, passen doch die kurzen britischen Staffeln nicht in die auf US-Serienlänge ausgelegte Programmplanung deutscher Sender und Humor und Machart nicht ins Verständnis der meisten deutschen Zuschauer, wie sich leider immer wieder beweist, wenn sich Serien wie Doctor Who, life-on-mars-–-gefangen-in-den-70ern oder Spooks aka im-visier-des-mi5 dann doch mal auf deutsche Bildschirme verirrt. Der Restwitz der nach der Synchronisation übrig bleibt, trifft hierzulande dann meist nur den Nerv weniger Zuschauer.

Skip to the end

Nachdem Wright, Pegg und Frost hierzulande zumindest durch ihre Filme (demnächst dann mit der charmanten Alien-Komödie Paul – Ein Alien auf der Flucht) eine kleine Fangemeinde erobern konnte, kann es ja nicht schaden, noch einmal auf ihre Ursprünge zu verweisen. Auf Spaced, der kleinen Serie, die immer so tat als sei sie ein Kinofilm und in dem sich alle jene Themen wiederfinden, die ihre Macher in den späteren Kinowerken aufarbeiten würden.

Erzählt wird die Geschichte von Tim (Simon Pegg) und Daisy (Jessica Stevenson), zwei Twentysomethings aus London, die, nachdem sie einzeln einige Zeit verzweifelt eine Wohnung gesucht haben, aus der Not heraus zusammenziehen. Die skurrile, immer leicht alkoholisierte Vermieterin Marsha (großartig: Julia Deakin) hat in ihrer Anzeige deutlich gemacht, das sie ausschließlich an Pärchen vermietet. Fortan firmieren die beiden offiziell als Paar, inoffiziell sind sie nur gute Freunde. Tim ist erfolgloser Comic-Zeichner, der sich mit einem Job in einem Comicladen über Wasser hält, Daisy eine Schriftstellerin mit chronischer Schreibblockade. Beide sind ständig pleite. Zum weiteren Figurenkosmos gehören Daisys beste Freundin Twist – eine auf den ersten Blick etwas dümmlich wirkende Partytrulla, Tims bester Freund Mike – ein waffenvernarrter Freizeitsoldat, sowie der bizarre Nachbar Brian – ein Künstler, der sich in der Visualisierung negativer Emotionen verliert.

Spaced hat eine durchgängige Handlung. Die Episoden bauen aufeinander auf, auch wenn jede Folge eine abgeschlossene A-Geschichte erzählt. Doch wichtiger als die Story der einzelnen Episoden ist das vermittelte Grundgefühl. Die Figuren befinden sich in einem Schwebezustand zwischen einer Welt, die von ihnen erwartet, erwachsen zu sein und dem eigenen Empfinden eigentlich noch viel zu jung zu sein, um irgendwie “seriös” zu werden. Es geht nicht darum, ob sich Tim und Daisy am Ende bekommen – auch wenn dieses typische Serienmotiv Teil der Geschichte ist. Es geht darum, erwachsen zu werden – oder besser gesagt darum, was Menschen alles tun, um zu vermeiden erwachsen zu werden, weil sie befürchten, dass der Schritt in die Seriösität ihnen die Essenz des Lebens nehmen könnte.

Marsha, they say the family of the twenty-first century is made up of friends, not relatives. If that’s true, then you’re the best auntie I’ve ever had.

Beachtlich ist, dass Spaced seinen Inhalt nicht als düsteres, gedankenschweres Drama serviert, sondern als Sitcom – oder eher Britcom. Die Verspieltheit der Hauptfiguren, findet sich in der Inszenierung wieder. Spaced ist der feuchte Traum jedes Geeks, Nerds, Fanboys, Cinephilen und Popkulturfans.

Duane: You Know what they say about love and war.
Tim: Yeah, one of them involves a large amount of physical and psychological pain and the other’s war.

Jede Folge ist mit Anspielungen auf Filme, Serien, Comics, Computerspiele und andere Popkultur-Phänome vollgepackt, dass es selbst eingefleischte Simpsons-Fans schwer haben, auf Anhieb alle zu erkennen. Folgerichtig bieten die DVDs der Serie ein einblendbares Hommage-O-Meter, eine fortlaufende Erklärung aller Zitate und Referenzen. Von Das A-Team über Trainspotting – Neue Helden, von Krieg der Sterne zu Platoon – jede Folge ist eine überbordende Sammlung und Variation bekannter Filmszenen. Auf der US-DVD kommentieren zudem berühmte Fans der Serie wie Quentin Tarantino oder Kevin Smith zusammen mit den Machern die Folgen, was seinen besonderen Reiz hat, da Spaced deren Werke oft explizit zitiert.

Umso erstaunlicher, dass man nie das Gefühl bekommt, eine Sketch-Show oder eine reine Travestie zu sehen. Die Popkultur ist Teil des Lebens der Figuren, sie prägt ihre Art zu denken und handeln. Die Figuren sind keine Imitationen von Filmfiguren, aber sie kennen alle Filme und zitieren sie bewusst – und müssen oft genug erkennen, dass die Wirklichkeit mit der Filmwelt nicht mithalten kann.

You know when you said it went well? Well, when you said well, did you mean shite?

Spaced ist wie so viele Britcoms sehr kurz. Gerade mal zwei Staffeln mit je sechs Folgen gab es, ehe Pegg und sein Co-Star und Mit-Autorin Jessica Stevenson (damals noch Jessica Hynes) den Schlusstrich zogen. In einem später gedrehten Making-Of gibt es noch einen kurzen Schluss-Gag, der das weitere Leben von Tim und Daisy erahnen lässt – aber das war es. Auch wenn Fans jahrelang auf eine dritte Staffel hofften, haben sich alle Beteiligten mittlerweile dagegen ausgesprochen und sind im Falle von Frost, Pegg und Wright mit ihren Kinoprojekten mehr als ausgelastet. Jessica Stevenson hat auch genug zu tun, wenn sie nicht gerade Gastauftritte in Peggs Filmen absolviert, ist sie selbst im Kino zu sehen wie in Der Sohn von Rambow, Burke & Hare – Wir finden immer eine Leiche, der neuen Black-Comedy von John Landis oder aktuell mal wieder im TV, in der satirischen Mockumentary 2012 in der sie als bitchige PR-Tusse die Kampagne für die Olympiade in London 2012 orchestriert.

Was von Spaced bleibt sind 12 Folgen “Fried Gold” wie es Simon Pegg und Nick Frost wohl ausdrücken würden. 12 Folgen voller exzentrischer Einfälle, melancholischer Erkenntnisse, abstruser Zitate und bis in jede Nebenrolle hinein brillante Darsteller, die immer wieder dazu einladen die DVD noch ein weiteres Mal in den Player zu schmeissen.

Denn letztlich wünschen wir uns ja schließlich alle, das unser Leben wie ein Film wäre. Wobei ich mich in meinem Leben schon mit einem Soundtrack statt einer Lachspur zufrieden geben würde.

Do it again, Tim & Daisy!

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