Gestern war Steven Soderbergh – Tag in Cannes. Gespannt warten die Filmjournalisten auf seine neuen Filme über den lateinamerikanischen Revolutionär Che Guevara. Extra für den Wettbewerb des Festivals wurden Che – Guerrilla und The Argentine zusammen gezeigt, 2 1/2 Stunden der erste Teil und 2 1/4 Stunden der zweite Teil, plus Pause. Ein Mammutwerk! Sieben Jahre recherchierte der Regisseur angeblich für den Film. Ein Herzen-Projekt also und … grandios gescheitert.
Das meinen zumindest deutsche Kritiker und sind in ihrem Urteil über das Werk ziemlich einig: Der Film ist undramatisch, langweilig, ohne Spannung. Schade, denn das Leben von Che war genau dies so gar nicht. “Es ist zum einen diese merkwürdige Mischung aus enervierender Ausführlichkeit und geradezu kaltschnäuziger Flüchtigkeit, die diese Filmbiographie zu einer frustrierenden Seherfahrung macht”, meint Daniel Kothenschulte von der Frankfurter Rundschau und fügt noch hinzu: Der Film ist wie Sex, Lügen und Video – nur ohne den Sex und die Lügen. Auch Hanns-Georg Rodek von der Welt bemängelt, dass selbst das interessante Liebesleben des Revoluzzers auf ein Minimum reduziert wird und Franka Potente als Tamara Brunke zwar einen internationalen Auftritt hat, aber wieder eine äußerst undankbare Rolle. Der Hauptdarsteller Benicio del Toro versetzt sich maximal in die Rolle, spielt auch brillant, aber Wolfgang Höbel vom Spiegel wurde als Zuschauer in den ersten zwei Stunden das Gefühl nicht los, er betrachte eine Fototapete.
Steven Soderbergh scheint also kein Kandidat für die Goldene Palme zu sein. Bisher hat sich noch kein Film als großer Favorit herausgeschält. Jetzt schaut alles gespannt auf Wim Wenders und sein Palermo Shooting mit Campino und Dennis Hopper.