Streaming-Boom: Deshalb enden in Hollywood immer mehr Stunts tödlich

01.11.2018 - 11:50 UhrVor 6 Monaten aktualisiert
Deadpool 220th Century Fox
5
4
Die Sterberate unter Stunt-Personen, die an Hollywood-Filmsets arbeiten, steigt seit einigen Jahren rapide an. Ursache dafür ist unter anderem der aktuelle Contentboom von Filmen und Serien.

Während wir uns zu Hause auf der Couch mit First World-Problemen herumschlagen und nicht wissen, welche der vielen neuen Netflix- oder Amazon-Produktionen wir uns als Nächstes anschauen könnten, hat die hohe Content-Nachfrage fatale Folgen für die Film- und Serienproduktion. Und damit sind nicht die qualitativen Mängel gemeint. Innerhalb der letzten Jahre stieg die Verletzungs- und Sterberate unter Stuntdoubles an Hollywood-Filmsets so rapide an, wie seit den 1980er Jahren nicht mehr. Wie The Hollywood Reporter  berichtet, liegt dies vor allem am Streaming-Zeitalter und dem Druck der Branche, immer schneller, immer mehr Content zu produzieren.

Der Streaming-Boom macht Filmproduzenten fahrlässig

So obliegt die Sicherheit an Filmsets in den USA allein bei den Produzenten, die dafür sorgen sollen, eine gefahrlose Atmosphäre für Cast und Crew zu schaffen. Zwar wurde seit den 1980er Jahren, in denen mehr als 40 Stuntdoubles ums Leben kamen, stärker auf die Sicherheit bei Filmdrehs geachtet, doch mittlerweile steht das Thema bei vielen Produktionen nicht mehr an erster Stelle. Schuld sind die strafferen, kurzfristigeren Zeitpläne, die schnellere und vielfältigere Inhalte hervorbringen sollen. Eine Studie des US-Fernsehsenders FX, die im Januar dieses Jahres veröffentlicht wurde, sagte eine Anzahl von 520 Serien vorher, die 2018 erscheinen würden. Das markiert eine Zunahme von sieben Prozent gegenüber 2016, und mehr als eine Verdopplung der Inhalte, die noch im Jahr 2010 erschienen sind.

Dies führe dazu, dass immer mehr auf unqualifizierte Kräfte zurückgegriffen werde. So sind Stuntdoubles in den USA keinen offiziellen Kriterien oder Qualifikationen unterzogen und Produzenten können für ihre Stunts schlicht gesagt jeden Menschen von der Straße anheuern, ohne dass dieser bereits Erfahrungen mit Film-Stunts gesammelt oder sich einem ausführlichen Training unterzogen haben muss. Die Ausbildung von Stunt-Koordinatoren ist in den USA ebenfalls nicht festgelegt. Hier steht seit kurzem eine offizielle Registrierung bei der SAG-AFTRA (Gewerkschaft für Schauspieler und Stunt-Performer) frei, die jedoch nicht verbindlich ist.

Der Tod von Joi Harris, die im August 2017 bei den Dreharbeiten zu Deadpool 2 ums Leben kam, liefert dafür ein Beispiel. Die 40-jährige Frau wurde kurzfristig wegen ihrer Afro-Amerikanischen Herkunft als Double für die Figur Domino angeheuert, obwohl sie nicht als Stuntfrau qualifiziert war. Harris hatte sich vorher lediglich als Motorradrennfahrerin einen Namen gemacht und ein Filmset noch nie mit eigenen Augen gesehen. Dennoch wurde die Frau zum Deadpool 2-Set in Vancouver eingeflogen, und starb nach einer kurzen Woche Training an ihrem ersten Drehtag bei einem gefährlichen Stunt.

Was sagt ihr zu dem Serien- und Film-Boom und seinen Gefahren?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News