The Night Manager - Warum Tom Hiddleston der coolere James Bond ist

31.08.2017 - 09:40 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
The Night ManagerBBC/AMC
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Action, Tiefgang, Witz und ein verdammt cooler Tom Hiddleston: Mein Herz für Serie geht diese Woche an den besseren Bond in Serie, The Night Manager.

Das Agentengenre erlebt in den letzten Jahren eine regelrechte Renaissance: Während Dauerbrenner wie James Bond alle Jahre wieder die Kinoleinwände dieser Welt schmücken, gesellten sich erst kürzlich Filme wie Codename U.N.C.L.E. oder der Überraschungshit Kingsman - The Secret Service zu neueren Vertretern der mörderischen Männer in schicken Anzügen, die mit dem Kingsman-Sequel dieses Jahr ihr nächstes großes Highlight findet. In der Serienlandschaft suchte man Spione und Agenten abseits gängiger Polizei-Krimis nach Nummer 6 oder Mit Schirm, Charme und Melone größtenteils vergebens und musste vielleicht noch am Ehesten mit der großartigen Disney-Serie Kim Possible vorlieb nehmen. Mit Marvel's Agent Carter brach 2015 dann ein neues Zeitalter populärer Agentenserien an, dem sich ein Jahr später der klassischere Vertreter The Night Manager anschloss, der seine Vorgänger vor Neid erblassen lässt.

The Night Manager basiert auf dem gleichnamigen Roman von John le Carré, der uns bereits Werke wie Dame, König, As, Spion bescherte, und wurde von David Farr für die kleine Leinwand adaptiert. Im Auftrag der BBC wuchs daraus eine sechsteilige Mini-Serie (in Deutschland wurde diese auf acht Episoden gestreckt), die im Ganzen von Susanne Bier inszeniert wurde und Tom Hiddleston (Marvel's The Avengers) in der Hauptrolle zeigt. Der Brite spielt darin den ehemaligen Soldaten Jonathan Pine, der als Nachtmanager in verschiedenen Hotels arbeitet und ein unauffälliges Leben zu führen scheint. Doch dann wird er aufgrund seiner loyalen Vaterlandstreue vom MI6 kontaktiert, um als Geheimagent einen gefährlichen Auftrag auszuführen. Er soll undercover das Vertrauen des Waffenhändlers Richard Onslow Roper (Hugh Laurie) gewinnen, um diesen zu überführen. Doch im engsten Kreise des Kriminellen angekommen, stellt Jonathan unweigerlich seine eigenen Vorstellungen von Richtig und Falsch in Frage.

The Night Manager: Tom Hiddleston

Agent mit Tiefgang
Jonathan Pine ist dabei kein Profi des Jobs und lernt die Welt der Agenten, nachdem er sich in seiner Zeit als Nachtmanager bereits einige Male regelrecht hobbymäßig als solcher Versucht hat, gemeinsam mit dem Zuschauer kennen. Die Lizenz zum Töten geht ihm, als ehemaliger Soldat vom Krieg geprägt, dabei ebenso wenig leicht von der Hand wie die Verarbeitung gewalttätiger Szenarien. Seine Einsamkeit inmitten der Anonymität, die er für sich selbst erschaffen hat, kann er nicht mit Bekanntschaften und Freundschaften stillen, die ihm mit seiner falschen Identität auf tieferer Ebene verwehrt bleiben. Stattdessen versucht er, sich in bester James Bond-Manier hin und wieder in Liebschaften zu flüchten, die ihm das Gefühl menschlicher Nähe geben. Doch anders als 007 hängt Jonathan an seinen Romanzen anstatt sie Bond-like in eine Liste von vielen einzureihen. Tom Hiddleston fängt die melancholische und weniger draufgängerische Note des Agenten mit seinem Ruf als britischer Gentleman gekonnt ein.

Ein weiterer Unterschied zu üblichen Agenten-Thrillern besteht darin, dass The Night Manager nur wenig Zeit auf schnelle Ortswechsel und rasante Actionszenen verwendet und sich lieber der langsamen Entfaltung der Geschichte an einer Handvoll Schauplätze widmet. So verbringt Jonathan mehrere Monate mit den selben Menschen an einem Ort, was den dargestellten Figuren und Locations erlaubt, sich charakterlich und atmosphärisch zu entwickeln und vor allem den Protagonisten Jonathan und Roper Tiefe verleiht. Die Spannung baut sich bei Wort- statt Schusswechsel auf, obwohl auch diese in ihrer Quantität und Qualität dem Genre gerecht werden.

The Night Manager: Hugh Laurie und Tom Hiddleston

Schauspielkunst vom Feinsten
Ein absolutes Highlight der Serie bietet neben der durchdachten Story und dem Modern-Day-Agenten Tom Hiddleston ihre vielen weiteren grandiosen Darsteller. Allen voran steht hier der geborene Antagonist Hugh Laurie, der schon in Dr. House Zuschauern und Patienten das Fürchten und Bewundern zugleich lehrte. In der Rolle des Waffenhändlers Richard Roper gibt er sich erneut die Ehre der Verkörperung purer Ambivalenz, die von Skrupellosigkeit und einem gleichzeitig großen Herzen für seine Familie getragen wird. Roper verleiht dem Plot und unzähligen Szenen durch sein unberechenbares Auftreten, das nicht zuletzt Lauries eisigen Gesichtszügen zuzuschreiben ist, eine unerträgliche Spannung, die regelmäßig um Jonathans Sicherheit fürchten lässt, als wäre es die eigene.

Hervorzuheben sind darüber hinaus Tom Hollander als cleverer wie gewollt unsympathischer Handlanger Ropers sowie Olivia Colman als kompetente MI6-Abteilungsleiterin Angela Burr, die mit zynischen und schwarzhumorigen Anleihen die Mission um Jonathan leitet. Ihre Leistung wurde ebenfalls bei den Golden Globes 2017 anerkannt und so erhielt sie wie auch Tom Hiddleston und Hugh Laurie eine Nominierung für Beste/r Darsteller/in in einer Serie. Alle drei Schauspieler konnten die begehrten Trophäen letztendlich mit nach Hause nehmen.

The Night Manager: Olivia Colman

Auf Hochglanz poliert
Dabei sieht der Agenenthriller ganz nebenbei auch noch unglaublich gut aus. Kamera und Schnitte sitzen hier genauso wie das zerfledderte Hemd von Tom Hiddleston und das beeindruckende Setting um Kairo, die Schweizer Alpen und Mallorca. So erinnert The Night Manager von seiner cineastischen Aufmachung an kinoreife Serien wie BBC-Kollege Sherlock oder HBO-Fantasy-Epos Game of Thrones. Bleibt zu hoffen, dass so viel Qualität auch in einer zweiten Staffel erhalten bleibt. Regisseurin Susanne Bier äußerte sich vor einigen Monaten positiv zu einer Fortsetzung der eigentlich als abgeschlossene Geschichte geplanten Mini-Serie. Tom Hiddleston und Hugh Laurie seien auch hier wieder mit von der Partie. Bis es zu dem Sequel kommt, bleibt allen Neulingen und alt Eingesessenen somit genug Zeit, sich (noch einmal) von Jonathan Pines Agenten-Qualitäten zu überzeugen. Ich greife jedenfalls immer wieder gerne auf diese Perle des Genres zurück.

Die erste Staffel von The Night Manager könnt ihr auf Amazon Prime streamen.

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