Er ist der erste seiner Art: Cenk Batu (Mehmet Kurtulus) ist der erste türkischstämmige Ermittler beim Tatort. Am Sonntag Abend löst er in Tatort: Auf der Sonnenseite seinen ersten Fall in Hamburg. Seit Monaten schon arbeitet er verdeckt, muss sich Eintritt verschaffen bei einem türkischen Geschäftsmann, der hinter der gutbürgerlichen Fassade vor nichts zurückschreckt. Ein deutsches Unternehmen spielt ebenfalls keine rühmliche Rolle, pikanterweise ist Cenk Batu bei ihm bereits einmal aufgeflogen. Nun muss der einsame Wolf in diesem riskanten Spiel immer aufpassen, nicht völlig enttarnt zu werden.
Ein türkischstämmige Ermittler sorgte im Vorfeld für etwas Bauchschmerzen wegen möglicher Klischees und der so wichtigen political correctness. Dies kann von Karen Krüger in der Frankfurter Allgemeinen entkräftet werden, sie lobt die Redakteure und Drehbuchautoren: “Man hätte Kommissar Cenk Batu zum Vorzeigetürken machen können. Zum Musterbeispiel gelungener Integration. Zu einer Art Streetworker, der tagsüber in Hinterhofmoscheen und nachts auf der Reeperbahn unterwegs ist und verirrten Landsleuten den Weg zurück ins deutsche Leben weist. Oder zu einem, der wegen seiner Herkuft angefeindet wird und damit zu einem Vehikel, um Ausländerfeindlichkeit zu thematisieren. Es ist der Redaktion des NDR hoch anzurechnen, dass sie uns diese Form der gesinnungsethischen Folter erspart. Cenk Batu wird nicht primär durch seine türkische Herkunft definiert. Sie erscheint im Film eher als Randaspekt und spiegelt nicht nur Batus eigenen Umgang damit wider, sondern auch ein Stück Realität, wie sie viele türkischstämmige Menschen in Deutschland erleben.”
Auch bildsäthetisch verlässt der Tatort eingefahrene Wege. Klaudia Wick von der Berliner Zeitung lobt besonders die Kamera: “Konsequent macht sich die Bildregie von Richard Huber diese Perspektive zu eigen, nur zwei Szenen spielen ohne Hauptdarsteller Mehmet Kurtulus. Nie weiß der Zuschauer mehr als Cenk, nie blickt der Film aus einer anderen Warte auf das Geschehen. Im Gegenteil: Wenn es eng wird, schaut sich die Kamera zitternd um, wird der Schnitt von Knut Hake fahrig. Was in schlechten Filmen nur der hilflose Versuch ist, Spannung zu behaupten, ist hier Ästhetik. Und auch das Hamburg dieses Films sieht sehr anders und unverbraucht aus. Ein ganz neuer Tatort eben.”
Was meint Ihr? Ist Tatort: Auf der Sonnenseite ein spannender Krimi und ein guter Einstieg für Mehmet Kurtulus? Top der Flop am Sonntag Abend?